Guten Tag,
Egal welchen Ratgeber ich lese oder welches Forum ich durchsuche, ich finde nicht den passenden Hinweis, daher wende ich mich nun persönlich an Sie.
Unsere Tochter ist 3 Jahre alt (knapp 39 Monate). Sie erfüllt alle Reifezeichen, die es angeblich gibt, um trocken zu werden. Sie interessiert sich für alles rund um den Toilettengang, sie kann sich alleine an und ausziehen, sie weiß genau (!) wann sie Urin lassen oder Stuhlgang absetzen muss, kann beides über den kompletten (!) Tag einhalten und kennt auch alle Schritte, die zum Toilettengang gehören. Mit knapp zwei Jahren hat sie bereits einige Male das Töpfchen benutzt, bis sie nicht mehr wollte. Im letzten Sommer also mit ca. 2,5 Jahren hat sie erneut erste Anstalten gemacht, aber dann nicht weiter gemacht. Im Herbst, mit 2 3/4 Jahren sagte sie dann plötzlich: „Wenn ich in den Kindergarten komme, ziehe ich keine Windeln mehr an.“ Damit war das Thema für sie dann erledigt. Kurz vor Weihnachten mit 34 Monaten ging sie zwei Wochen lang ohne Windel in die Krippe. Dort ging sie einwandfrei zur Toilette. Zu Hause gelang es ihr nicht. Von heute auf morgen sagte sie: „Ich will keine Unterhosen mehr anziehen, ich bin noch nicht im Kindergarten. Ich will Windeln anziehen!“ jeder Versuch sie umzustimmen endete in Tränen und völliger Verweigerung. Dieses Jahr im Januar (35 Monate) startet dann der KiGa. Eine Unterhose trug Sie dort genau einen Tag, gefolgt von Trainer-Windeln und erneuter Verweigerung. Im Kindergarten hat sie sich dann immer mal auf die Toilette gesetzt, war dort aber nie erfolgreich. Im KiGa wurde dann ein Verstärkerplan für alle Kinder mit Windeln eingeführt, Smiley für den Versuch auf Toilette zu gehen, Stempel für einen Erfolg - nach drei Tagen wurde der KiGa aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Wir übernahmen den Plan für zu Hause. Dies endete dann darin, dass unsere Tochter immer auf Toilette ging, um einen Smiley zu bekommen, nicht, um tatsächlich erfolgreich zu sein. Irgendwann war sie merklich von der Situation gestresst und sie wollte keinen Plan mehr haben. Nun mit 39 Monaten haben wir nochmal einen Versuch gestartet, da sie sich auch nicht mehr richtig sauber machen lassen will... nun setzt sie sich auf Toilette, wir lesen ihr vor und sie kann gut gelaunt Ewigkeiten auf Der Toilette sitzen, ohne, dass irgendwas in der Toilette landet. In die Hose macht sie aber auch nicht! Sie kann ihren Urin und Stuhlgang über Stunden, sogar den ganzen Tag, halten. Aktuell zieht sie am Vormittag Unterhosen an, ab dem Mittagsschlaf Windeln. Heute sagte sie, dass sie nach drei Stunden ohne Windel eine Windel anziehen möchte. Sie fing regelrecht an zu weinen. Ich zog ihr eine Windel an, kurz darauf hatte sie Stuhlgang. Sie sagte, dass sie es gemerkt habe, aber in die Windel machen wollte. Sie hat sich dann geweigert, wieder eine Unterhose anzuziehen.
Wir sind diesbezüglich ratlos. Einerseits wollen wir keinen Druck aufbauen, anderseits wissen wir, dass sie körperlich dazu in der Lage ist. Normalerweise sind wir auch konsequent, aber beim Thema Windeln ist das echt schwierig, da sich unsere Tochter teils so extrem verweigert und merklich unter Stress gerät. Wenn wir sie fragen, warum sie nicht zur Toilette möchte bzw. Keine Unterhose anziehen möchte, sagt sie, dass sie kein Pipi in die Hose/keine Pfütze auf den Boden machen möchte. Ich kann mich an vier Mal erinnern, dass sie in die Hose gemacht hat, kein einziges Mal haben wir geschimpft oder genervt reagiert, sondern ruhig und gelassen und haben sie getröstet, da sie immer weinte, und umgezogen. Sie wollte danach immer eine Windel anziehen.
Wir wissen langsam nicht mehr weiter. Was ist hier richtig? (Sofern es richtig oder falsch überhaupt gibt) sollen wir sie einfach „machen lassen“ und hoffen, dass sie irgendwann von selbst auf die Idee kommt keine Windeln mehr zu tragen, sollen wir uns durchsetzen, auch wenn sie sich massiv verweigert und gestresst ist oder sollen wir es immer mal wieder versuchen und jeden Kompromiss mitnehmen, der geht? Das Angebot konkrete „Kuschelzeiten“ einzuführen, statt sie zu wickeln, will sie nicht. Sie will beides ;) daher wickeln wir nun auch sehr „nüchtern“ und zügig, um das Wickeln uninteressanter zu machen.
Ich weiß, das ist viel und komplex, aber wir sind wirklich ratlos...
Vielen Dank vorab, viele Grüße
Niggel3003
von
Niggel3003
am 11.05.2020, 15:07
Antwort auf:
Kind macht nicht in die Toilette
Liebe Niggel3003,
die Situation mit ihrer kleinen Tochter rund ums Sauber-Werden ist tatsächlich ein wenig verzwickt, und ich werde versuchen, so präzise wie möglich, zu antworten.:-))
Dass ihre Tochter Blase und Darm kontrolliert entleeren kann, ist prima ! Dass sie es e seit geraumer Zeit nicht mehr auf der Toilette tut, sondern unbedingt eine Windel verlangt; kann ein Hinweis auf eine versteckte “Verstopfung“ sein! Möglicherweise hat sich über einen längeren Zeitraum Stuhl im Darm angesammelt, ist eingedickt, hart und fest geworden durch Flüssigkeitsentzug, und kann nun nicht mehr problemlos heraus gedrückt werden? Bereitet Beschwerden!?Ein Voller Darm beeinflusst ungünstig das Gefühl für den Füllungszustand der Blase; der Darm drückt auf die Blase, und es bleibt unklar für ihre Tochter, ob sie nun Aa oder bloß Pipi muss? Eine Windel hilft ihr demnach sehr und gibt ihr Sicherheit!
Überlegen Sie mal, ob ihr Kind täglich beschwerdefrei eine angemessene Stuhlportion absetzt? Oder ob der Stuhl evtl. sehr fest ist? Gibt es einen bestimmten Zeitraum über Tag, an dem ihr Kind vorzugsweise Stuhl entleert? Ferner schreiben Sie, dass ihre Tochter sehr lange !!Pipi einhalten kann. Kommt es zwischendurch doch zum Urinverlust? Ist das Unterhöschen etwas feucht?
Da Sie bereits schon mit Verstärkerplan… gearbeitet haben, und dieser offensichtlich für ihre kleine Tochter nicht mehr“ attraktiv “ ist; Sie bereits einiges versucht und ausprobiert haben , würde ich Ihnen raten , mit ihrem Kinderarzt über das Problem zu sprechen . Er könnte einen Ultraschall von Blase und Darm machen und erkennen, ob eine Verstopfung vorliegt!
Ggf. würde er einen Stuhlweichmacher ( Movicol, Laxbene…)verschreiben, den ihre Tochter über einen längeren Zeitraum nehmen sollte, damit eben täglich Stuhl beschwerdefrei abgesetzt werden kann! Eine ausreichende Trinkmenge pro Tag ( ca 700-800ml)! , gesunde Mischkost; Obst ….
5-6 mal täglich Pipi machen! Einige Empfehlungen , die Sie sicherlich schon mal in diesem Forum gelesen haben . Um ihre Tochter jedoch nicht unter Druck zu setzen, lassen Sie ihr momentan noch die Windel. Ein Windelhöschen erweist sich meist auch praktisch, da ihr Kind dieses auch schon selbständig hoch und runter ziehen könnte! Wenn Sie den Eindruck haben, ihr Kind mag nochmal neu starten mit einem Verstärkerplan , versuchen Sie es gern ! In erster Linie gilt jedoch, dass sie regelmäßig Pipi macht , nach Möglichkeit nicht aufschiebt und auch täglich ihr großes Geschäft erledigt. !
Es ist manchmal ein längerer Weg, (sofern eine Verstopfung vorliegt)bis alles wieder im Lot ist! Sie begleiten Ihre kleine Tochter sehr liebevoll in diesem Entwicklungsprozess, jedes Kind ist individuell; Sie haben sicher ein gutes Gespür! Versuchen sie das Trocken/Sauber-Werden, so wie Sie es auch beschrieben haben, nicht zum ganz großen Thema zu machen!
Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute, und bald eine Veränderung in die richtige“Richtung“.
Mit freundlichen Grüßen, Cordula Kurlemann
von
Cordula Kurlemann
am 11.05.2020
Antwort auf:
Kind macht nicht in die Toilette
Vielen Dank für die ausführliche Antwort Frau Krulemann!
Unseren Kinderarzt hatte ich bei der letzten U bezüglich des Trocken werdens angesprochen, er meinte wir sollten uns zunächst mal entspannen, da sie vom Alter her noch Windeln tragen dürfe. Aber bezüglich der versteckten Verstopfung frage ich ihn nochmal.
Unsere Tochter hat i d R morgens/am frühen Vormittag Stuhlgang, gelegentlich nochmal nach dem Nachmittagssnack. Die Windeln sind immer gut gefüllt und der Stuhlgang ist eher weich, je nach Nahrung oder wenn sie mal einen Tag keinen Stuhlgang hatte, aber auch fest. Sie klagt nie über Bauchschmerzen oder Schmerzen beim Stuhlgang absetzen. Man sieht ihr teils an, dass sie etwas drückt, wenn sie Stuhlgang absetzt, aber es wirkt nicht, als ob sie sehr stark drücken müsste.
Wenn sie mir sagt, dass sie Pipi oder Kaka muss, ist es i d R korrekt. Wie es ist bzw. Ob sie sich sicher ist, was sie muss, wenn sie es mir nicht sagt, weiß ich natürlich nicht. Wenn sie Unterhosen trägt, sind diese immer trocken und sauber. Sie hält also wirklich alles über Stunden ein.
Wir versuchen uns weiter in Geduld zu üben und hoffen, dass es bald wieder „Klick“ macht :)
von
Niggel3003
am 12.05.2020, 22:24
Antwort auf:
Kind macht nicht in die Toilette
Hallo Niggel3003,
es ist gut zu hören, dass ihre kleine Tochter i d.R. täglich Stuhlgang ohne Schwierigkeiten absetzen kann :-)) ; da sie noch jung ist, kann sie selbstverständlich Windeln tragen und ist auch nicht besorgniserregend. Dennochist es nicht so gut, wenn ihr Kind so lange versucht, den Harndrang zu unterdrücken.Deshalb macht es Sinn ,das Thema beim Kinderarzt nochmal an zu sprechen .
Sollte alles in Ordnung sein , bleiben Sie gelassen! Sicher wird ihre Tochter ihnen bald signalisieren , dass sie bereit ist , Pipi und grosses Geschäft auf der Toilette zu machen!
liebe Grüße ,Cordula Kurlemann
von
Cordula Kurlemann
am 14.05.2020