Sehr geehrter Herr Professor,
Ich bin 33 Jahre alt und erstmalig schwanger. In der Woche 19+2 war ich bei der 2.Trimesteruntersuchung und der Abdomenumfang war zu klein (ca. 16. Woche). Da ich sowieso schon einen Termin zur Feindiagnostik hatte, sagte meine Gyn, ich soll mich die verbleibenden 2,5 Wochen schonen.
Bei 22+0 dann der Schock, schwere symmetrische Wachstumsstörung, erhöhter uteroplazentarer Widerstand mit notching bds. (RI links und rechts 0,85). Organe aber soweit komplett normal, kein Hinweis auf Fehlentwicklung, hier die Daten:
BPD 46,9
AU 138,6
FL 29,7
Gewicht 288g
Fruchtwasserindex 8,7 cm (wohl normal)
Die Infektionsserologie war unauff., der FISH war unauff. Ich habe normale D-Dimere aber minimal erhöhte Cardiolipin und Beta 2Glykolipid Antikörper (was wohl sowohl von der Schwangerschaft kommen könnte als Verfälschung sozusagen, als auch eine echte Thromboseneigung sein könnte), deswegen spritze ich seit gestern Clexane 40.
Ic habe keine Leberwerte, kein Eiweiß im Urin. Mein Blutdruck ist im Liegen 120/80 im Sitzen 130/90, im Gehen maximal 150/100. Vor der Schwangerschaft war der Druck normal.
Nächste Kontrolle ist nächsten Dienstag zu 24+0.
Meine Fragen:
1. kann sich eine schwere symmetrische wachstumsretardierung bessern (im Internet steht imme irreversibel)?
2. Ist die Prognose sehr schlecht, da schon so früh eine Störung auftritt? Mir geht es aber nachweislich gut.Kann es so schlimm sein, wenn alle Organe normal entwickelt sind (Gehirn, Nieren, Magen, Harnblase etc.?)
3. heisst schwere symmetrische wachstumsstörung immer auch eine hohe chance auf mentale retardierung/ neurologische Komplikationen (Fetale Gefäße in Ordnung)?
4. Wäre es schon "gut" wenn das kind auf der schlechten Kurve weiterwächst (also weiter unter die 3. Perzentile)? Oder ist es nur ein Erfolg der letzten 2 Wochen Abwarten und Schonen, wenn das Kind auf die 3. Perzentile aufholt oder 5.? Geht das überhaupt (siehe 1.?)
5. Im Bericht steht, dass die fetalen art. und ven. Gefäße normal sind. Beim Ductus venosus wurde allerdings folgendes gemessen:
Systole -25 cm/s, V m -7 cm/s, a-wave -7 cm/s PIV 1,00 Kann das stimmen, dass dann alles normal ist??? Wurde das falsche Gefäß gemessen oder dei Werte falsch interpretiert?
Ich bin hoch in Sorge und es tut mir leid, dass ich so viele Fragen habe. Mein nächster Termin ist erst am 23.10. und ich möchte vorbereitet sein. Vielen Dank für Ihre Zeit und ihre Antwort!
berlinerin 1979
von
berlinerin1979
am 16.10.2012, 16:59
Antwort auf:
schwere symmetrische wachstumsretardierung - prognose
Hallo berlinerin 1979,
viele Gründe für eine Wachstumsretardierung sind schon bei Ihnen abgeklärt.Es gibt aber auch Formen,deren Ursachen man nicht herausfindet,und man daher auch nichts über die Prognose sagen kann.nDas Entscheidende für die Entwicklung ist immer,ob ein Wachstum stattfindet und ob die fetalen Dopplerwerte unauffällig bleiben.Ist dies der Fall,hat auf keinen Fall eine kindliche Schädigung stattgefunden und die Prognose ist gut.Allerdings sollte auf jeden Fall nochmals eine qualifizierte humangenetische Beratung erfolgen,ad eventuell eine erweiterte molekulargenetische Untersuchung mit einer neuartigen Array-Technik Besonderheiten an Chromosomen herausfinden könnte,die die normale zellgenetische Untersuchung aus dem Fruchtwasser nicht erbringt.
Also:evtl.reicht die normale Zelluntersuchung aus dem Fruchtwasser nicht aus und es muß weiter untersucht werden.
Gerade die unauffälligen Dopplerwerte und Infektiologie lassen den Verdacht auf eine seltenere genetische Störung aufkommen.Machen Sie weiter mit den Untersuchungen.
Alles Gute
Prof.Hackelöer
von
Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer
am 17.10.2012
Antwort auf:
schwere symmetrische wachstumsretardierung - prognose
Vielen Dank, Herr Professor für Ihre ausführliche und schnelle Antwort. Sie macht etwas Mut. Von dem Array haben wir schon gehört.
Ist es richtig, dass man es selbst zahlen muss, ca. 1.500€? Gibt es da nicht viele Befunde, die eine unklare Bedeutung haben? Wo man nict weiß, ob und welche Auswirkungen die entdeckten Auffälligkeiten haben? Wie ist da Ihre Erfahrung? Hat das Array Entscheidungen leichter gemacht? Zum Beispiel zum Abbruch? Oder bei sehr kleinen Frühchen nicht die Maximaltherapie zu machen?
Vielen Dank noch einmal, es ist wirklich sehr nett, dass Sie sich die Zeit für unsere Fragen nehmen. Danke.
berlinerin1979
von
berlinerin1979
am 17.10.2012, 23:34
Antwort auf:
schwere symmetrische wachstumsretardierung - prognose
Hallo berlinerin1979,
wenn das array klappt und man Hinweise bekommt,daß doch kleine Strukturauffälligkeiten vorliegen,muß in der Weltliteratur nachgeschaut werden,ob es schon Berichte über die Auswirkungen eines solchen Defektes gibt.Dann kann man zusammen mit den Ultraschallbefunden auch Rückschlüsse für Ihr Kind ziehen.Aber nicht überall in Deutschland ist die gleiche Erfahrung vorhanden und nicht überall wird es durchgeführt.Da muß Ihr Frauenarzt sich erkundigen.Das gehört zur Betreuung und ist seine Aufgabe.Ich darf niemanden empfehlen.
Alles Gute
Prof.Hackelöer
von
Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer
am 20.10.2012