Frage: Angst und Sorge

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Heininger, verzeihen Sie im Vorfeld für den langen Text aber ich bin total besorgt und brauche eine Einschätzung. Seitdem ich von einem Vorfall in Serbien gehört habe, wo ein Junge an Sspe erkrankt ist, bin ich völlig in Sorge.  Mein Sohn ist jetzt 6 Jahre alt. 2017/2018 gab es eine Masernepidemie in Serbien worauf ich unsere geplante Reise absagte. Mein Mann wollte dann unbedingt zu seinen Eltern damit die Großeltern ihren Enkel kennenlernen. Als dann die Meldung kam das die Zahlen in seiner Stadt fallen, die Epidemie hier demnach abgemeldet wird und es nur noch 2 -3  gemeldete Fälle innerhalb von 8 Wochen gab, sind wir dann Ende Juni geflogen. Wir hatten abgemacht nur auf dem Grundstück zu bleiben und Menschenmengen zu meiden. Da meine Schwiegereltern einen großen Bauernhof, Garten und Grundstück haben, hatten wir uns nur dort aufgehalten. Wenn jemand mal zu Besuch kam, waren es nur ein paar ältere Menschen. Eine Ansteckung kann eigentlich unmöglich gewesen sein. Wir waren für 3 Monate dann dort. Im September 2018 war unser Sohn 9 Monate alt, und bekam auf einmal in der Nacht das 1. Mal in seinem Leben Fieber. Es kam sofort ein Krankenwagen (das ist dort so üblich) und brachte uns in die Notambulanz. Die Ärztin dort gab uns Fiebermittel und am nächsten Tag sollten wir eine Kinderärztin kontaktieren. Diese Kinderärztin kam sofort am nächsten Morgen zu uns nach Hause, da ich wie gesagt unbekannte Menschen und vor allem Kinderarztpraxen wegen der vorherigen Pandemie meiden wollte. Meinem Kind wurde Blut aus dem Finger genommen, und sie tippte auf einen Virus. Wir wurden wirklich super betreut von der älteren Kinderärztin, die uns privat betreut hat und immer abrufbereit war.  Diese Werte waren nicht im normalen Bereich: Erythrozyten: 3,85 (3,90-5,30) Hämatokrit: 0,312 (0,320-0,450)   Lymphozyten absolut: 1,60 (4,00-9,00)   Neutrophile Granulozyten: 67,8 (25,00-60,00) CRP 38 (< 5,0) Kein Harnwegsinfekt.  Am 3. Tag des Fiebers wieder Blutabnahme aus dem Finger, und die Leukozyten und die neutrophile waren sehr nach unten gegangen. Die Ärztin sagt dies sei ein Virus. Mein Sohn war immer super drauf und nicht wirklich krank. Es war nur das Fieber.  Etwas grüner und breiiger Stuhl, ein wenig gerötet im Windelbereich und ich hatte eine Woche von Pre auf die 2 umgestellt. Ich denke das hatte mit dem Fieber nichts zu tun.  Sie hat uns trotzdem ein Antibiotikum verschrieben damit keine bakterielle Infektion hinzu kommt, da die Leukozyten gefallen sind. Das Fieber war exakt nach 3 Tagen verschwunden, und mein Sohn bekam am 4. Tag einen leichten Ausschlag hauptsächlich Stirn, Schläfe, Kopfhaut, hinter den Ohren, Nacken und etwas seitlich vor den Ohren. Im Gesicht fast nichts und am Oberkörper auch nichts, dann bekam ich Panik und rief sofort die Ärztin an, sie kam zu uns und sagte es sind auf keinen Fall die Masern. Ich tippte dann auf das 3 Tage Fieber, weil das Fieber exakt nach 3 Tagen aufgehört hat und dieser Ausschlag am 4. Tag aufgetreten ist und ca nach 1 Tag wieder weg war. Was mich nun stutzig macht ist, das der Ausschlag nicht am Rumpf entstanden ist, was ja eher typisch für das 3 Tage Virus ist, wiederum lese ich von anderen Müttern das es durchaus auch in diesen Bereichen wie bei unserem Sohn damals kommen kann.  (3 Tage hohes Fieber, grüner Stuhl, keine weiteren Symptome, am 4. Tag Ausschlag). Dann war alles vorbei. Spricht das eher gegen eine Maserninfektion? Oder könnten es doch Masern gewesen sein? Jetzt habe ich zufällig von stillen bzw mitierten Masern gelesen und das diese SSPE verursachen können. Der Satz vom Rki hat mich beruhigt aber auch zugleich beunruhigt. Sprich, sehr selten und nur bei Neugeborenen und durch Antikörper Substitution können mitierte Masern auftreten.  Ich wurde im Septmber 2016 aufgrund von eines Bisses gegen Tollwut geimpft. 5 mal inklusive passive Impfung. Kurz vor meiner Schwangerschaft ließ ich meine MMR Titer bestimmen, weil ich meinen alten Impfpass nicht finden konnte und kein Risiko in der Schwangerschaft eingehen wollte. Meine Werte waren entsprechend hoch, so dass ich mich frage ob das etwas mit der passiven Impfung zu tun haben kann, die ich 4 Monate (Februar 2017)vor meiner beginnenden Schwangerschaft (April 2017) bekommen habe und ob diese abnormalen hohen Antikörper an mein Kind weitergegeben wurden (schwanger April 2017, Geburt Janur 2018) und es dadurch evtl diese stillen Masern anstatt das 3 Tage Fieber waren? Das macht mir Angst dass es eine nicht bemerkbare Masern Infektion war. Es war alles so untypisch für eine echte Masernerkrankung (3 Tage Fieber, keine anderen Symptome, kurzer blasser Aufschlag, Kind fit). Ich habe aber trotzdem so Angst davor, dass es die stillen Masern waren und es dadurch zu SSPE kommen könnte. Ich komme nicht zur Ruhe vor Sorgen.  Ich sage mir selber auch, es waren keine stillen Masern da wir zu der Zeit absolut keinen Kontakt mit anderen hatten und es eigentlich unmöglich ist und es definitiv das 3 Tage Fieber war, aber eine Restangst in meinem Kopf sagt WAS WENN!   Hier sind noch meine abnormalen Werte. Denken Sie die Antikörper könnten nach dieser Zeit bei meinem Sohn als er 9 Monate alt war noch vorhanden gewesen sein und dadurch diese stille Masern? Parotitis IGG 1500 ist mein Wert. Negativ: 10 Immunitä anzunehmen. Masern IGG 9800 ist mein wert. negativ >150. das sind doch keine normalen Werte? Haben Diese mit der passiven Impfung 4 Monate später zu tun? Ich habe so Angst vor dieser SSPE. Ist diese wirklich so selten? Können Sie mich beruhigen und aufklären? 2 MMR Impfungen habe ich mir danach (nach dem Bluttest) aus Sicherheit (und vor der geplanten Schwangerschaf) trotzdem geben lassen. Ich wusste nicht mehr ob ich als Kind beide Impfungen erhalten habe. Ich bin 1980 geboren. Meine Angst ist, dass ich meinem Kind so hohe Antikörper mitgegeben habe, dass diese erst recht eine mitigierte Maserninfektion hervorgerufen haben. Oder ist das wirklich unwahrscheinlich? Nach ca 14 Tagen (nach dem 4. Tag als alles vorbei war) wurde meinem Sohn nochmal Blut aus dem Finger abgenommen, sie wollte einfach nur überprüfen ob alle Werte wieder ok sind und folgende Werte waren nicht im Normbereich.  Leukozyten 5,5-15,5  sein Wert 4,9   Hämoglobin 105-130 sein Wert 135   Lymphozyten absolut 4-9 sein Wert 1,7   MID 0,1 - 10 sein Wert 23,5 Crp negativ.  Kann es sein das 14 Tage nach einem Virus die Blutwerte so verändert sind? Ich habe gelesen das bei Masernerkrankten typischerweise eine Leukopenie und Lymphopenie vorliegt. Und das macht mir so Sorgen. Die Ärztin betonte wieder es waren definitiv keine Masern! Aber ich frage mich hat sie denn jemals von dieser abgeschwächten Form was gehört? Bitte Herr Prof Dr. Heiniger ich brauche Ihre Einschätzung. Denken Sie dass das die mitigierten Masern waren? Wenn ja, erkrankt jedes Baby unter 1 Jahr an dieser schrecklichen Krankheit? Wie soll ich jetzt die kommenden Jahre mit dieser Angst überstehen?   Gegen Masern spricht wirklich das es seit unserer Ankunft nur noch 2 gemeldete Fälle gab innerhalb 8 Wochen (wo davor 1200 gemeldete Fälle bekannt waren), wir unser Anwesen fast nicht verlassen haben, höchstens nur vorne auf die Straße, der Verlauf sehr kurz war und an 3 Tage Fieber erinnert. Zumal ja jedes Kind das 3 Tage Fieber durchmacht, und mein Kind bis heute danach nie wieder einen fiebrigen Ausschlag hatte.  Für die „mitigierten“ Masern spricht hier für mich, das der Ausschlag Kopf und Ohren begonnen hat, und diese Blutwerte. Oder können die auch bei jedem anderen Virus so aussehen? Mein Kind hat alle Impfungen erhalten. Mmr natürlich erst ab dem 11. Monat und dann auch die 2. Bitte helfen Sie mir. Wie ist ihre Einschätzung? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dass ein Kind Sspe bekommt, wenn es als Baby die stillen Masern hatte?  Ich bereue es so sehr und mache mir solche Vorwürfe auf meinen Mann gehört zu haben, nach Serbien verreist zu sein. Aber ich wollte das der kleine Spaß hat auf dem Anwesen mit eigenem Spielplatz, Pool, Tiere und Bauernhof, und viel Zeit mit Oma und Opa verbringt. Ich habe so aufgepasst wer zu uns kam, wir sind nicht in die Stadt gegangen etc. Dennoch bleibt die Angst :-( Ich danke vielmals!

von Jovana1983 am 20.03.2024, 06:44



Antwort auf: Angst und Sorge

Hallo Jovana danke für diese ausführliche NAchricht, ich kann Ihre Sorge gut erkennen. Und gleich zu Beginn möchte ich Sie beruhigen: ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Ihr Kind damals MAsern hatte und für noch  unwahrscheinlicher, dass es eine SSPE entwickeln wird. SSPE gibt es, ja, und es ist selten, ja, aber eben genau auch ein Grund, weshalb alle Länder Masern durch Impfung bekämpfen möchten. Titer sind immer shcwer zu interpretieren und lassne keine Schlussfolgerungen zu, ob es Titer durch Impfung oder Infektion waren. Auch da sehe ich keinen Grund zur Beunruhigung. Ich denke, Sie haben alles richtig gemacht. Sie haben es zwar nicht geschrieben, aber ich gehe davon aus dass Ihr Sohn 2 x MMR und auch gegen Windpocken geimpft ist. Alles Gute!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 20.03.2024



Antwort auf: Angst und Sorge

Ich hoffe, das sich Sie beruhigen konnte.

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 20.03.2024