Ist es für die Entwicklung einer Immunität eher entscheident wie oft geimpft wird ?

Prof. Dr. med. Volker Wahn Frage an Prof. Dr. med. Volker Wahn Früher Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin in Schwedt/Oder, bis 2014 Oberarzt an der Charité Berlin.

Frage: Ist es für die Entwicklung einer Immunität eher entscheident wie oft geimpft wird ?

Sehr geehrter Prof. Dr. Wahn, unser Sohn hat mit 3 Wochen das erste Mal einen schlimmen Infekt bekommen. Nach der Entlassung eines längeren Krankenhausaufenthalts bekam er eine Woche später Rsv. Es folgte wieder ein längerer Krankenhausaufenthalt auf der Intensivstation. Sein Zustand war sehr kritisch. Mit zehn Wochen erneut ein Krankenhausaufenthalt wegen eines hartnäckigen Magen-Darm-Infekts. Anschließend viele kleinere Infekte, leichte Atemprobleme und chronischer Schnupfen. Auf Grund der Vorerkrankungen waren wir sehr besorgt um die Gesundheit unseres Sohnes. Als sich uns die Impffrage stellte haben wir angefangen zu recherchieren und noch mehr Angst bekommen. Schließlich haben wir leider kein gängiges Impfschema gewählt: Mit 4 Monaten Td-pur (20 i.E. Tetanustoxoid/ 2 i.E. Diphterietoxoid) und Act-Hib. Auf diese erste Impfung hat unser Sohn sehr stark reagiert (Ödem/ starke Schwellung/ Rötung um Einstichstelle, unstillbares, schrilles Schreien über viele Stunden, Durchfall/ Erbrechen mehrere Tage lang. Dennoch entschieden wir uns anschließend (5 Wochen später) für einen gängigen Vierfachimpfstoff (Tetanus/Diphterie/Pertussis/Polio). Dieser wurde bisher zweimal im Abstand von 4 Wochen geimpft. Als Impfnebenwirkung war nichts außer einer Verhärtung bei der Einstichstelle zu verzeichnen. Nun meine Fragen: 1. Ist es für die Entwicklung einer Immunität eher entscheident wie oft geimpft wird (3+1) oder wie hoch der Impfstoff dosiert ist? Vermutlich beides zusammen. Bei Td-Impfstoffen ist aber ja immerhin die Hälfte der üblichen Dosierung von Tetanustoxoid enthalten. Wenn wie bei uns also dreimal insgesamt geimpft wurde, nur einmal davon in halber Dosierung, macht das dann für die Immunisierung gegen Tetanus einen großen Unterschied? Oder ist hier die Anzahl von Wiederholungen (3mal) von größerer Bedeutung? Zu Beginn der Impfungen war unser Sohn ja auch schon vier Monate alt, dementsprechend hat er vielleicht auch bereits auf 20 i.E. Tetanustoxoid reagiert. 2. Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass unser Sohn bereits einen Schutz gegen Tetanus besitzt, nach „zwei-ein-halb“ Impfungen? Wie wahrscheinlich das er einen Schutz gegen Diphterie besitzt (die Diphteriedosierung ist bei Td-Impfstoffen ja deutlich geringer als üblich)? 3. Wie vorsichtig muss man in Bezug auf Tetanus sein? Kann man ganz normal raus gehen, sich auf die Wiese setzen, ihn anfassen ohne ständig die Hände zu waschen und den kleinen auf dem Teppichboden robben lassen, auf dem auch hin und wieder jmd mit Straßenschuhen läuft? Auch wenn er hin und wieder kleine Kratzer hat, die er sich mit seinen Fingernägeln zuzieht? 4. Ist es empfehlenswert (nach Nutzen-Risiko-Abwägung) ein drittes Mal den Vierfachimpfstoff impfen zu lassen, sodass nur einmal Tetanus mit 20 i.E. „überimpft“ ist? 5. Oder kann eine solche Überimpfung im Rahmen der Grundimmunisierung ein erhöhtes Risiko für Autoimmunreaktionen/-erkrankungen oder andere unangenehme Langzeitfolgen mit sich ziehen? Mir ist klar, dass es keine entsprechenden Studien gibt aber ist es aus immunologischer Sicht wahrscheinlich? 6. Wir haben außerdem vor einen Titertest durchführen zu lassen, um den aktuellen Impfschutz zu ermitteln. Sollte aktuell kein/kaum Schutz gegen Tetanus oder Diphterie bestehen, sollte dann auf jeden Fall ein viertes Mal insgesamt, bzw. ein drittes Mal vierfach geimpft werden? 7. Hib wurde bisher nur einmal mit vier Monaten geimpft. Könnte es sein (da Konjugat-Impfstoff) dass unser Sohn schon einen gewissen Schutz gegen Hib hat? Und wenn nein, könnte es sein dass bei einer Infektion mit Hib der Verlauf der Erkrankung durch die einmalige Impfung leichter ausfallen würde/wie wahrscheinlich als wenn er nicht geimpft wäre? Wir lassen selbstverständlich noch zweimal gegen Hib impfen. 8. Wenn man einen Titer-Test machen ließe, würde dieser lediglich Auskunft über den momentanen Schutz geben. Wie hoch müsste aber der Titer sein, damit man davon ausgehen könnte, dass der Schutz mit großer Wahrscheinlichkeit für die nächsten Wochen bis zur nächsten Impfung ausreichen könnte? 9. Welcher Titer wäre bei Hib notwendig, damit keine weitere Impfung bzw. erst nach einem längerem Abstand nötig wäre? Vielen Dank für Ihre Mühe und mit freundlichen Grüßen!

von Fussel100 am 31.05.2013, 11:24



Antwort auf: Ist es für die Entwicklung einer Immunität eher entscheident wie oft geimpft wird ?

1. Die Anzahl der Wiederholungen macht den entscheidenden Unterschied. 2. Td ist für Erwachsene. Wenn Sie wissen wollen ob Schutz gegen Diphtherie aufgebaut wurde, kann Ihr Kinderarzt Blut abnehmen. 3. Nach diesen Impfungen können Sie bei einem immungesunden Kind von Impfschutzausgehen. 4. Ich würde jetzt möglichst auf den empfohlenen Impfplan einschwenken. Das muss aber mit dem Impfarzt besprochen werden, der die Impfungen macht. 5 Woher ganz genau Autoimmunerkrankungen kommen weiß niemand. Vermutlich spielen sehr viele Faktoren zusammen eine Rolle. Impfungen gelten nicht als Auslöser. 6 Wenn kein Impfschutz aufgebaut wurde empfehlen wir eine Nachimpfung. Daneben sollten die Immunglobuline bestimmt werden um eine Agammaglobulinämie auszuschließen. 7. Nach 1 HiB Impfung besteht in der Regel kein ausreichender Schutz. 8. Wenn einmal Impfschutz da ist, d.h. IgG-Antikörper, so hält das viele Jahre an. Auch das weiß Ihr Impfarzt.

von Prof. Dr. med. Volker Wahn am 31.05.2013



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