Zorn/Wut oder Trotz?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Zorn/Wut oder Trotz?

Ich brauche wieder einmal Rat. Meine Tochter (2 ¾ Jahre) ist wohl gerade in der Trotzphase - das dachte ich zumindest und habe mir gesagt: bleibe ruhig, das geht vorbei. Nun frage ich mich aber, ob ihr Verhalten wirklich Trotz ist, oder ein regelrechter Wutanfall. Es ging ums Haarewaschen. Chiara war in der Badewanne und als es ans Haarewaschen ging, sagte sie mir, sie wolle keine Haare waschen. Ich habe ihr erklärt, dass sie doch so sehr geschwitzt habe und ihr das Waschen sicher Abkühlung bringt etc. pp...., Nein, ich will keine Haare waschen. Ich habe das nicht akzeptiert und ihr den Kopf eingeseift. Sie fing an zu brüllen und zu toben in der Badewanne, („ich will nicht Haare waschen, ich will nie Haare waschen“). Wieder habe ich erklärt, warum es nötig ist. Dann wurde mir die Brüllerei und Toberei zu viel und ich habe das Bad verlassen. Nun schrie sie „Mama komm rein“. Das Toben und Schreien ging also nicht mehr ums Haarewaschen, sondern darum, dass ich wieder ins Bad kommen sollte. Meine Reaktion: “Ich komme erst wieder rein, wenn du aufhörst zu brüllen“, Tür zu. Sie brüllte weiter. Noch mal ein Versuch und einen Schritt hinein ins Bad; sie wurde leiser und hat schließlich aufgehört. Nun musste der eingeseifte Kopf noch abgespült werden. Das habe ich ihr gesagt und sofort fing sie wieder zu toben und zu schreien an (ich mag nicht abspülen....). Inzwischen war sie auch aus der Wanne rausgeklettert. Sie ist also durch das Bad getobt wie eine wilde. Ich war immer noch ruhig und habe auf sie eingeredet, dass der Schaum wieder runter muss von den Haaren. Schließlich hat sie aus lauter Zorn auf mich eingeschlagen, dann hat sie sich selbst geschlagen (auf den Kopf) und sich an den Haaren gerissen. Nun habe ich sie aus dem Bad „geworfen“ und ihr gesagt, sie dürfe erst wieder kommen, wenn sie sich den Kopf abspülen lässt. Aber sie wollte gleich wieder rein ins Badezimmer und hat deswegen weiter gebrüllt und getobt. Wieder hat sie sich geschlagen und an den Haaren gerissen. Meine Geduld war nun doch erschöpft und ich habe sie geschnappt, unter die Brause gehalten und ihr den Kopf abgespült.... Das Kind hat sich irgendwann wieder beruhigt. Meine Frage betrifft aber das „sich selber schlagen und an den Haaren ziehen“. Sie war so aggressiv und hat sich sicher selber weht getan. Dieses Verhalten kann doch nicht mehr als „Trotz“ bezeichnet werden? Momentan haben wir mindestens ein Mal pro Woche so einen Anfall zu überstehen. Ich bin ganztags berufstätig und das Kind ist total mich fixiert, wenn ich abends zu Hause bin bzw. auch am Wochenende - dann darf Chiara auch mal länger aufbleiben, wenn Besuch da ist. Kann das Kind auch von zuviel Aktivitäten unsererseits (Besuche von Freunden und dadurch Abweichen vom Tagesablauf unter der Woche) aus der Rolle fallen? Soll ich ihre Aggressivität bei der nächsten Untersuchung beim Kinderarzt erwähnen?

Mitglied inaktiv - 04.08.2003, 11:56



Antwort auf: Zorn/Wut oder Trotz?

Hallo Clara Versuchen Sie zunächst, Ihrer Tochter gegenüber Verständnis zu zeigen, wenn sie keine Haare waschen, länger Fernsehen usw. möchte. Erklären Sie ihr aber dann möglichst gelassen, warum es aber in konkreter Situation nicht nach ihren Wünschen gehen kann und suchen Sie gemeinsam nach einem Kompromiß. So kann sie sich z.B. selbst die Haare nur mit Wasser oder ganz wenig Shampoo waschen, das Sie ihr auf ihre Hand geben. Sie kann zunächst eine Puppe, bzw. ein Spielzeug waschen oder Ihre Haare, bevor sie sich selbst den Kopf naß macht, o.Ä. Haben Sie ihr begründet, warum sie z.B. nicht länger fernsehen darf, weisen Sie sie auf die Folgen hin, die eintreten, wenn Chiara sich nicht an Ihren Wunsch hält und handeln Sie entsprechend konsequent, nachdem Sie nochmals über die Notwendigkeit Ihres Wunsches nachgedacht haben. Beim Kinderarzt brauchen Sie über dieses Verhalten nicht zu sprechen, da es sich -wie Tanja schon erwähnte- um durchaus altersgerechtes Verhalten handelt: die Kleinen möchten so viel wie möglich alleine machen, testen die Reaktionen ihrer (vertrautesten)Bezugspersonen und stellen fest, dass ihr eigener Wunsch nicht immer mit Dem dieser Person übereinstimmt. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 05.08.2003



Antwort auf: Zorn/Wut oder Trotz?

Sorry,aber das ganze Theater hättest du nicht gehabt,wenn du einfach ihre ziemlich klare Äußerung AKZEPTIERT hättest! Ich finde es unmöglich sich über den klar geäußerten Wunsch"Ich will nicht Haare waschen" einfach hinwegzusetzen-denn so schlimm ists ja wohl nicht und außerdem hat SIE doch dann die verschwitzten Haare und nicht du. Du hättest ihr doch einen Kompromiss vorschlagen können(z:"O.K,dann machen wir die Haare nur nass,ohne Schampoo"...oä) Mich wundert die Reaktion der Kleinen überhaubt nicht,wie fändest du es,wenn du klar "Nein" sagst und es wird ignoriert-zumal es sich beim Haarewaschen nun wirklich nicht um eine lebennotwendige Sache handelt! LG Tanja

Mitglied inaktiv - 04.08.2003, 12:19



Antwort auf: Zorn/Wut oder Trotz?

Liebe Tanja, mir ist schon klar, dass ich mir den Stress nicht hätte geben müssen. Aber Chiara sagt nun mal bei jedem Bad: "aber keine Haare waschen". Das kann ich ja nun nicht jedes Mal akzeptieren! Wir hatten eine ähnliche Situation (betr. Toben), da ging es um einen Berliner; sie wollte einen ganzen, hat aber nur einen halben bekommen. Das Theater war riesig! Nächster Fall: "Ich will Fernseh gucken"; sie darf das eine halbe Stunde und auch manchmal länger. Der Fernseher wird abgeschaltet, wenn die Zeit um ist und was passiert? s.o. Gibst du allen Wünschen und Forderungen deines Kindes nach, weil es sonst Stress macht? Das werde ich auf keinen Fall tun. Sie kann noch nicht entscheiden, was wie lang gut oder richtig für sie ist. LG Clara

Mitglied inaktiv - 04.08.2003, 13:06



Antwort auf: Zorn/Wut oder Trotz?

Wir hatten das Haarewaschproblem jetzt auch ganz lange, es ist so weit eskaliert, dass unsere Tochter gar nicht mehr in die Badewanne wollte und panisch gekreischt hat, wenn sie nur Wassertropfen gesehen hat. Die Situation ist echt eskaliert. Wir haben erst mal so lange es ging NICHT Haare gewaschen (bei uns geht es um das Wasser, nicht um den Schaum), da sie mit 2,5 Jahren immer noch nicht sehr viele Haare hat, ging das ganz gut. Baden hatten wir auch auf ein Minimum reduziert, gründlich waschen im Waschbecken ging ganz gut. Wir haben die Kinderbadewanne als Plantschbecken getarnt nach draußen gestellt und sie da nackelig mit viel Wasser matschen lassen. Nach ein paar Wochen hatte sie sich soweit gefangen, dass sie wieder IN die Plantschbecken-Badewanne wollte. Als es wirklich gar nicht mehr ohne Haarewaschen ging, haben wir ihr ganz lange erklärt, warum es wichtig ist, dass der Schaum raus muss, weil die Haare sonst krank werden. Sie durfte erst mir und meinem Mann den Kopf waschen, dann sich selbst einschäumen. Dann hat sie "natürlich" Panik gekriegt und gestrampelt und gekreischt wie wild, als es ans Abspülen ging. Wir haben ganz ruhig erklärt, es muss sein, wir verstehen, dass sie es nicht will, wir verstehen, dass sie sauer ist, sie darf auch sauer auf uns sein, aber es muss sein. beim nächsten Mal schon etwas weniger Geschrei, inzwischen duscht sie freiwillig mit uns und lässt sich mit "nur ein bisschen weinen, ja, Mama?" die Haare abspülen. Wir gehen im Moment auch ganz oft ins Schwimmbad, damit sie die Wasserpanik verliert. Mir hat sie gestern im Schwimmbad einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt - ich war nicht darauf vorbereitet und muss sagen - ich hätte auch ganz gut panisch kreischen können. Verdammt ekeliges Gefühl! Letztlich hat sie aber nur genau das gemacht, was wir auch immer mit ihr machen, beim Haarewaschen... Ich persönlich gebe natürlich nicht allen Wünschen meiner Tochter nach, aber ich akzeptiere, dass sie diese Wünsche hat und versuche, ihr zum einen zu erklären, warum der Wunsch nicht erfüllt werden kann und zum anderen finde ich, dass sie auch das Recht haben muss, stinkig sein zu dürfen, wenn ich ihre Pläne mit meinen Vorstellungen durchkreuze. Barbara

Mitglied inaktiv - 04.08.2003, 14:33



Antwort auf: Zorn/Wut oder Trotz?

Hallo! Nein,ich gebe ganz bestimmt nicht JEDEM Wunsch meiner beiden Kinder nach,aber wenn es sich um Dinge handelt,die den eigenen Körper betreffen,finde ich es schon wichtig die Wünsche(btz ein "Nein") zu akzeptieren. ICH hätte mich in so ein Theater wegen des Haare waschens NICHT verstricken lassen,sondern es eben mit Kompromissen oder ähnlichem probiert. Wenn es UNBEDINGT Mega-Notwendig ist die Haare zu waschen,dann "zieh ich es schnell" durch, nehme Geschrei dann in Kauf und erkläre warum es jetzt UNBEDINGT sein muß,(also"verschwitzt" sein ist für einn Zweijähriges Kind nun mal kein echter Grund). Zu den anderen Beispielen kann ich dir nur sagen: Normale Härte(du fragtest glaube ich oben,ob du dem KIA von den Wutausbrüchen berichten solltest-Ich denke nicht,denn was du da beschreibst sind ganz"normale" Allüren eines Zweijährigen Kindes) Ich hätte meiner Tochter zB gesagt daß sie nur einen halben Berliner bekommt WEIL (zB ) gleich Abendessenszeit ist...-entweder sie nimmt den halben,oder sie bekommt gar keinen-Fertig.Da kann das Geschrei dann noch so groß sein.Das nächste mal wird sie beim halben Berliner zugreifen,anstatt gar keinen zu bekommen. Beim Fernsehen genau das gleiche: nach der halben Stunde ist Schluß(wie vorher abgemacht) und so ist es dann auch.Wer dann Aufstand macht darf eben am nächsten Tag gar kein Fernsehen gucken usw... Klar sollen Regeln sein und Grenzen,aber ich denke man sollte dabei nicht die eigenen Bedürfnisse komplett über die der Kinder stellen,sondern auch mal das Kind entscheiden lassen. Ich will damit jetzt um Himmels willen NICHT sagen,daß es bei euch so läuft!! Also nicht falsch verstehen!;0) LG Tanja

Mitglied inaktiv - 04.08.2003, 19:25



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