Wann und wie trösten im Rahmen der Erziehung? (3 Jahre)

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wann und wie trösten im Rahmen der Erziehung? (3 Jahre)

Hallo Frau Ubbens, ich selbst wurde - meiner Meinung nach - mit relativ viel emotionalem Missbrauch erzogen. Weinen war im Grunde verboten und wurde bestraft. Wenn meine Eltern wütend waren und mich bestraft haben, wurden mir, wenn ich daraufhin geweint habe, Selbstsucht, Krokodilstränen, Manipulation usw. vorgeworfen und ich wurde für dieses "manipulative Verhalten" noch stärker bestraft. Das hat sich solange hochgeschaukelt, bis die Wut meiner Eltern verflogen war, und ich sie "zum Vertragen" umarmen musste. Ich musste natürlich auch ältere Tanten küssen, was ich ziemlich eklig fand. Wenn ich ohne Zutun meiner Eltern geweint habe, wurde mir stets klargemacht, dass das Missgeschick oä. meine eigene Schuld sei und ich nicht rumheulen sollte. Ich hatte schon als Grundschülerin Selbstmordgedanken, für die ich natürlich auch bestraft wurde. Soviel zum Hintergrund. Inzwischen habe ich einen dreijährigen Sohn, der oft Quatsch macht, natürlich nicht alles darf was er will und oft weint und schreit. Dabei ist er zT sehr ausdauernd und lässt sich von mir oft schwer beruhigen, so dass er auch mal eine Stunde lang weint, weil er Essen, das auf den Boden gefallen ist, nicht aufessen darf. Mir fällt es schwer, darauf angemessen zu reagieren. Ich will natürlich nicht, dass er Selbstmordgedanken bekommt, gleichzeitig ist aber Konsequenz ja auch wichtig. Es ist aber schon ok, ihn zu trösten, wenn er weint, weil ich ihm etwas verbiete, oder ist es wichtiger, dass er mit dieser Konsequenz seines Verhaltens alleine klar kommt? Sollte ich ihn von mir heraus umarmen oder auf den Arm nehmen, oder warten bis er zu mir kommt? Ist es besser, stattdessen über seine Kopf oder Rücken zu streichen, weil es weniger übergriffig ist? Was mache ich, wenn er mich wegstößt, soll ich ihn dann u. U. auch eine halbe Stunde lang alleine jammern lassen oder lieber nach einiger Zeit versuchen, ihn wieder körperlich zu trösten? Manchmal haben wir auch Missverständnisse, beispielsweise will er etwas alleine machen, was ich ihm abnehme, weil ich durch sein Geschrei nicht verstehe, was er will. Beispielsweise, dass ich ihm etwas bringe, was er sich selbst holen wollte. Ist es da sinnvoller, es wieder wegzubringen, damit er es sich selbst holt, oder sollte ich ihn trösten und abwarten, bis er sich abreagiert hat? Mein Sohn kommt idR nicht zu mir um Körperkontakt zu suchen. Ab und zu allerdings schon. Er besteht auch auf den Gutenachtkuss und "Heile heile Segen", wenn er sich verletzt hat. Soll ich es dabei belassen, oder ihn eher von mir heraus mal auf den Schoß nehmen oder umarmen? Mir kommt das ehrlich gesagt sehr übergriffig vor, aber mir fällt schon auf, dass wir im Vergleich zu anderen Familien sehr wenig Körperkontakt haben. Vielen Dank und viele Grüße blablug

von blablug am 26.01.2023, 10:27



Antwort auf: Wann und wie trösten im Rahmen der Erziehung? (3 Jahre)

Liebe blablug, Sie dürfen Ihren Sohn gerne trösten. Bieten Sie ihm an, ihn in den Arm zu nehmen. Ihr Sohn wird Ihnen zeigen, ob er es möchte oder nicht. Möchte er nicht, bleiben Sie in seiner Nähe, so dass er sich jederzeit trösten lassen kann. Mag er die Umarmung / den Trost annehmen, dann darf das gerne so sein. Vielleicht können Sie im Vorfeld manche Wut abmildern, in dem Sie Ihrem Sohn eine Alternative anbieten. "Den runtergefallenen Keks kannst du nicht mehr essen, ich habe aber noch eine Reiswaffel, die du bekommen kannst." Ähnlich in anderen Situationen. Wenn Sie Ihren Sohn nicht verstehen, dann versuchen Sie es ihm zu erklären. "Da du so schreist, verstehe ich dich nicht und kann dir nicht helfen." Starten Sie keine Versuche, seine Wünsche durch Versuche herauszufinden. Bleiben Sie bei ihm und warten ab, bis er sich verständlich äußern kann. Falsch verstanden zu werden bringt die Kinder oft noch mehr in Rage als abzuwarten. Vermutlich schenken Sie Ihrem Sohn mehr Körperkontakt als Sie vermuten. Beispielsweise lesen Sie ihm vor und haben ihn dabei im Arm oder bei einer Verabschiedung oder Begrüßung. I.d.R. fordern die Kinder den Körperkontakt ein, den sie brauchen bzw. lehnen ihn ab, wenn Mama und Papa mehr möchten als sie selbst. Von daher obliegt es Ihnen, zwischendurch zu fragen, ob er auf den Schoß oder eine Kuscheleinheit möchte oder nicht zu fragen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 28.01.2023



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