Wie reagieren wir richtig??

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Wie reagieren wir richtig??

Guten Tag Ich hab vor ein paar Wochen schon mal geschrieben, es geht um unsere fast Dreijährige Tochter. Ihr Bruder ist inzwischen fast sechs Wochen alt und sie tut sich immer noch sehr schwer mit der Situation. Vorallem zwei Verhaltensweisen machen uns allen sehr zu schaffen. Wenn sie weint, weil sie mit der Situation überfordert ist, nässt sie ein! Und manchmal setzt sie sich auch vor mich hin und sagt: ich mach Pipi und lässt es laufen und patscht dann mit den Händen in der Pipipfütze. Wir versuchen da sehr gelassen zu bleiben und ziehen sie meist wortlos um aber manchmal sind wir doch echt sauer und sagen das auch... Wie reagieren wir denn da richtig??? Und die zweite Situation ist, dass sie extrem an mir klammert. Ich kann quasi keinen Schritt alleine machen und Papa lehnt sie komplett ab. Wenn sie mal bei ihm bleiben muss brüllt und schreit sie (mit einnässen) bis zur Erschöpfung. Wie gehen wir damit um? Sollten wir trotzdem klar mit ihr besprechen dass es eben auch Papazeit geben „muss“?? Ich bin teilweise wirklich am Limit.

von Rosarot38 am 04.10.2021, 14:12



Antwort auf: Wie reagieren wir richtig??

Hallo, was Sie beschreiben macht ja sehr deutlich, wie sehr Ihre Tochter durch die neue Situation verunsichert und verängstigt ist. Auch wenn sie das schon kommentieren kann, kann sie diese Gefühle natürlich noch nicht wirklich beeinflussen. Sie ist sich Ihrer Liebe nicht mehr sicher und erlebt den Vater als zusätzlichen Eindringling in die Beziehung zu Ihnen. Es gibt eigentlich nur einen Weg das positiv zu lösen und der besteht darin, dass Ihre Tochter wieder glauben kann, dass sie Sie nicht an das Geschwisterkind verloren hat. Der Lernschritt ist das sowohl-als auch. Es gibt einen kleinen Bruder der viel Aufmerksamkeit braucht UND die Tochter bleibt einzigartig. Dies kann sich in vielen alltäglich Situationen zeigen (z.B. gemeinsames Erzählen beim ins Bett bringen, Hilfe im Alltag, gemeinsame Aktivitäten), in denen Ihre Tochter erlebt, wie wichtig sie ist und es hilft auch, das manchmal (!) zu verbalisieren. Sie wird sich mit der Situation abfinden aber es wäre besser, wenn sie das nicht entmutigt und/oder verunsichert tut, sondern mit einem Gefühl, trotzdem besonders (z.B. die Große, die schon sooo Vieles kann) zu bleiben. Was das reale Verhalten angeht, so gibt es zwischen Gelassenheit und sauer werden noch viele Möglichkeiten, die auch zum gemeinsamen Leben gehören sollten. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 04.10.2021