Viele Änderungen 2 jährige

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Viele Änderungen 2 jährige

Lieber Herr Dr Nohr, unsere 2.5 jährige Tochter (sensibel, emotional, kognitiv relativ weit, nimmt auch lt Erziehern und Ärzten viel ihrer Umwelt wahr und ist sprachlich extrem fit, Autonomiephase) hat die letzten Monate leider mit extrem vielen Veränderungen zu kämpfen: Wir sind in in eine andere Stadt gezogen, von einer Wohnung in ein großes Haus, hatten und haben dadurch viel Stress mit Handwerkern, Renovierung, etc. Neuer Kindergarten (leider schlechter als der alte, weniger bindungsorientiert und liebevoll, weniger Angebot und Förderung). Und seit 1 Monat ist sie auch noch große Schwester geworden. Wir versuchen Sie so gut es geht aufzufangen, ihr neue Perspektiven zu geben als die große mit mehr Verantwortung, ihr Zeit zu geben usw. Dennoch ist es schwer zum Teil. Sie ist sehr liebevoll zum Bruder, eifersüchtig aber natürlich. Macht wieder "Babysachen" wie spucken oder will nur getragen werden. Sie hat Alpträume und enorme Wutanfälle. Zum Teil so heftig, dass wir uns Sorgen, auch dass sie sich weh tut, weil sie so sauer ist und um sich schlägt und wütet. Diese dauern lange, sind sehr aufwühlend, man kommt nicht zu ihr durch. Sie sagt auch oft, sie möchte zurück in die Wohnung, da waren wir entspannter und alles besser. Haben Sie Rat, wie wir es für sie erträglicher machen können? Gibt es Tipps oder Buchempfehlungen? Wir können an dem Umständen nichts ändern, aber vielleicht können wir es besser erträglich machen. Danke und Gruß

von BarbaraT am 29.11.2021, 13:29



Antwort auf: Viele Änderungen 2 jährige

Hallo, das ist vor allem für Ihre Tochter eine schwierige Situation. Wichtige Sicherheiten und Vertrautheiten sind verlorengegangen und die Eltern sind viel mit faktischen Problemen beschäftigt und sicher gestresst. Wenn Sie sich darüber klarwerden können, was das für Ihre Tochter bedeutet, ich meine, welch andere Dimension der Veränderung das für sie ist, dann wird es einfacher ihr das zuzugestehen und emphatischer damit umzugehen. Ihre Tochter wird Zeit brauchen, wieder ausreichende Sicherheiten aufzubauen, genügend Vertrauen zu sich und der Umgebung zu finden. Wir Erwachsenen haben durch die sachliche Auslastung wenig Zeit, die Verunsicherung zu merken. Diese Hilfskonstruktion hat Ihre Tochter nicht. Sie können versuchen, Vertrautes (Rituale, Gegenstände, Abläufe usw.) mehr in der Vordergrund zu holen und Neues einzubauen, das den Neigungen Ihrer Tochter entspricht. Auch Zeit für Nachbarskinder kann hilfreich sein. Auf dem Boden des Verstehens und Einfühlens (wie wäre das für mich in diesem Alter?) fällt Ihnen sicher eine Menge Passendes ein. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 29.11.2021