"Normales" Verhalten

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: "Normales" Verhalten

Guten Morgen. Zurzeit habe ich öfter die Diskussion mit meinem Mann, ob mit unserem Sohn alles "stimmt". Ich bin der Meinung, mein Sohn (3,8 Jahre) verhält sich wie ein normaler 3jähriger. Er bockt, er schreit, wirft manchmal Sachen und hört nicht immer auf uns, manchmal provoziert er auch deutlich. Teilweise schreit er sich auch richtig in Rage. Die Frustrationstoleranz ist noch gering. Aber er hat ein ganz offenes Wesen, ist sehr fürsorglich. Auch zu seiner 9monatigen Schwester. (wenn er sie mal nicht ärgert) Seit ein paar Tagen läuft auch die Eingewöhnung im Kindergarten. Er geht bisher sehr gerne dorthin. Dort gibt es natürlich mehr und andere Regeln als zuhause. Ich habe versucht, ihn nie schreien zu lassen, er wurde bis Dezember '20 gestillt und schläft noch weiterhin bei uns im Familienbett. Früher immer nur mit ganz engem Körperkontakt, mittlerweile dreht er sich oft so, dass er alleine liegt, will aber noch bei uns schlafen. Für mich auch vollkommen in Ordnung. Ich genieße es selbst noch, dass wir alle zusammen schlafen. Wie kann ich meinen Mann besser überzeugen? Er ist bei vielen Dingen der Meinung, unser Sohn müsse so funktionieren wie er es will und vergisst dabei, dass er auch ein Mensch mit eigenem Willen ist. Manchmal habe ich das Gefühl, er möchte einfach nur ein artig dressiertes Kind haben. Ist halt einfacher. Auch in Bezug darauf, was andere sagen könnten. Ich möchte aber ein Kind, dass für sich selbst einsteht und "stark" ist.

von Mamam am 28.06.2021, 09:51



Antwort auf: "Normales" Verhalten

Hallo, das ist eine Frage aus dem Alltag vieler Familien. Für mich hat sich nach vielen Jahren eigener Erfahrung und auch als Berater und Therapeut herausgestellt, dass es auch gut ist, wenn die Kinder erleben, dass die Menschen/Erwachsenen verschieden sind. Da ist eine fürsorgliche Mutter, ein eher fordernder Vater und ein etwas ironischer Grossvater (Ironie ist für die Kinder am schwersten zu verstehen). Und da Ihr Sohn zunehmend in die Lage kommt, Beziehungen mitzugestalten ,wird und kann er auf die jeweilige Aktion reagieren. Längerfristig helfen ihm da Ihre Interventionen auch nicht, er muß das selbst machen. Natürlich gibt es Grenzen und Situationen (ich denke da an jede Art von Kränkung und Abwertung), in denen Ihre Hilfe und Ihr Rückhalt notwendig ist, wo Sie schützend eingreifen müssen. Diese sind eher selten und es ist für die Kinder befriedigender und stärkender, wenn sie die Situation immer wieder selbst beeinflussen können (im Abendgespräch können Sie sich dann ruhig miteinander austauschen über das Erlebte). Auch ist das elterliche Gespräch über Erziehung/Entwicklung natürlich notwendig, wissend, dass das mit Respekt der anderen Position hilfreicher ist. Wenn es einem gelingt, auch die positiven Seiten der anderen Haltung zu erkennen(und auch zu sehen, wie sie sich häufig gegenseitig bedingen), kann man sich auch gut ergänzen mit verschiedenen Positionen. Und das wäre dann ein Gewinn für alle. Sie sehen, es geht im "System Familie" nicht nur um richtig und falsch, sondern auch darum, wie man sich ergänzen kann. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 28.06.2021



Antwort auf: "Normales" Verhalten

Liege ich so falsch mit meiner Sichtweise? Sehe ich meinen Sohn falsch? Ich versuche viel Geduld zu haben. Manchmal klappt es besser, manchmal weniger. Aber ich entschuldige mich dann bei meinem Sohn und spreche mit ihm darüber, warum ich gerade sauer war. Genauso möchte ich auch, dass mein Sohn Gefühle zeigen darf. Das versuche ich dann zu begleiten. Mein Schwiegervater sagt zu meinem Sohn dann immer, er solle nicht so Jammern. Ob er der "Jammert" wäre. Wenn möglich, nehme ich meinen Sohn dann aus der Situation und tröste ihn. Aber manchmal ist es nicht möglich, weil ich mich gerade um die kleine Schwester kümmern muss. Wie reagiere ich angemessen? Ich würde gerne etwas sagen, will aber auch nicht dem Opa vor den Kopf stoßen. Er meint es ja nicht böse. Aber so wurde auch schon mein Mann erzogen. Entschuldigen Sie bitte den langen Text. Vielen Dank für Ihre Antwort! Freundliche Grüße und einen schönen Start in die Woche!

von Mamam am 28.06.2021, 09:59



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Verhalten Sohn 2 Jahre und 3 Monate

Hallo Frau Henkes,  ich bitte um eine fachliche Einschätzung zu meinem Sohn. Er ist 2 Jahre und 3 Monate alt, Zwilling. Er benimmt sich seit einigen Wochen echt merkwürdig: Reißt Pflanzen in der Wohnung um, wirft Gegenstände und Möbelstücke umher, auch Geschirr, räumt den Tisch ab, räumt Schubladen aus. Dieses Verhalten kenne ich aus der Babyzeit....


Komplett anderes Verhalten in der Kita.

Ich bin mit meinem Latein am Ende und suche Rat.    mein Sohn ist 5 und geht nun einige Jahre in die Kita. Seitdem er 1 1/2 ist. Anfangs war auch alles wunderbar. Er hatte eine absolut tolle Bezugserzieherin und er entwickelte sich prächtig. Leider wurde sie gekündigt und seitdem haben wir jahrelang nur Probleme.  Mein Sohnemann sei, laut vie...


Verhalten Baby 3M

Hallo Frau Henkes, mein Sohn ist jetzt 3 Monate alt und es ist sehr schwer mit ihm Auto zu fahren oder Spazieren zu gehen. Sobald er im Maxi Cosi sitzt geht das Geschrei los. Er schreit dann so lange bis ich ihn entweder raus nehme oder wenn das nicht geht bis er vor Erschöpfung einschläft. Das selbe gilt für den Kinderwagen. Ich dachte viellei...


Kind hat komisches Verhalten

Guten Tag Frau Henkes , ich mache mich sorgen um mein Kind. Er ist 11 Jahre alt aber habe seit viele  Jahre ein sehr komisches verhalten bei ihm gesehen .Wenn er spielt , er nimmt viele Spielzeuge und schüttelt die  dann versucht er zu hören ob das Spielzeug Geräusche macht als wäre er ein Baby..  Wenn er etwas interessant findet zb , ein Vi...


Verhalten 6jährige im Kiga

Hallo Frau Henkes, meine Tochter (6) hat jetzt das letzte Kigajahr. Seit September gibt es immer wieder mal tageweise/wochenweise Probleme im Kiga. Wenn 2 ihrer Freundinnen nicht da sind hat sie schon 1. überhaupt keine Lust zu gehen(kann ich nachvollziehen) 2. wenn wir dann im Kiga ankommen fängt sie an zu weinen, wird panisch (lautes weinen, her...


Soziales Verhalten

Hallo Frau Henkes; ich hatte heute ein Gespräch mit der Erzieherin meines Sohnes, in dem ich fragte, ob mein Sohn sich im Kindergarten einegelebt hat. Darauf hin erzählte sie mir, dass er noch sehr viel beobachtet, den anderen Kindern beim Spielen zuschaut und manchmal auch bis zu einer Stunde einfach da sitzt und guckt.  Zur allgemeinen Situa...


Verhalten Dreijähriger

Hallo, mein dreijähriger macht gerade einige Veränderungen durch. Zum einen hatte er sich sehr am Fuß verletzt und konnte nun zwei Wochen gar nicht laufen. Vor zwei Monaten ist er großer Bruder geworden und liebt das Baby sehr. Zudem geht er neuerdings in den Kindergarten. er ist eher sensibel und zurückhaltend. Nun ist es auch zu Hause imme...


Verhalten

Hallo mein Sohn ist im Januar 5 Jahre jung geworden. Ich hab beobachtet das er öfters am Tag einfach in die Leere schaut.. man muss ihn dann so 1-2 mal rufen dann reagiert er auch! Dem Kindergarten ist es auch aufgefallen, aber die finden das nicht so schlimm weil er ja dann reagiert. Nun meine Frage ist das er seit Anfang Dezember 2023 sich ir...


verändertes Verhalten

Guten Tag Frau Henkes, unser Sohn, 3 Jahre und 8 Monate, ist vor 8 Wochen großer Bruder geworden. In der ersten Zeit haben mein Mann und ich uns, soweit möglich, beide gleich viel um ihn gekümmert. Nach und nach durfte ich immer weniger machen, alles soll der Papa übernehmen. Auch als er jetzt krank war, verlangte er ausschließlich ihn. Es ist ...


Zwanghaftes Verhalten?

Guten Tag, Frau Henkes, mein Sohn ist 18 Monate alt und seit einiger Zeit sehr auf Türen aller Art fixiert. Zum einen muss er jede (Schrank-)Tür, die er sieht, sofort "bearbeiten", also nicht nur einmal öffnen und schließen, sondern in der Regel etliche Male hintereinander. Wenn man versucht, ihn von der jeweiligen Tür zu entfernen, reagiert er...