Sehr geehrter Dr. Nohr,
Ich möchte mich mit einem Problem an Sie wenden.
Es geht um das Schlafverhalten meiner 18 Monate alten Tochter. Seit ihrer Geburt schlafe ich mit ihr zusammen. Vor einem halben Jahr habe ich sie an ihr eigenes Bettchen in ihrem Kinderzimmer gewöhnt. Direkt neben ihr Bett habe ich unser Gästebett gestellt und schlafe seither dort. Das Einschlafen klappt leider nur über das Stillen. Abends stille ich sie in den Schlaf, wenn sie nachts aufwacht (2-3 mal) muss sie erneut in den Schlaf gestillt werden, da ansonsten das Geschrei groß ist. Ich finde diese Einschlaf- bzw Schlafsituation im Allgemeinen nicht mehr altersgemäß, vor allem das nächtliche Stillen.
Ich habe ein Schlaftraining in Anspruch genommen. Es wurde auf unseren Tagesablauf geschaut und optimiert. Was mir definitv auch Vorteile gebracht hat.
Zur Besserung des Einschlafrituals wurde mir geraten, das Stillen vom Schlafen zu entkoppeln, indem man vor dem zu Bett gehen ausgiebig stillt und sie dann ins Bett legt. Wenn ich das tue schreit sie trotzdem. Ich habe sie versucht 5 Minuten zu beruhigen, habe das Zimmer nicht verlassen und auch den Körperkontakt nicht unterbrochen. Allerdings habe ich auch nicht lange ausgehalten und habe sie sofort hochgenommen und ihr gegeben, was sie wollte. Ich will sie nicht „brechen“ , also war ich inkonsequent. Fortsetzung in den Kommentarenyy
von
Schönfelder
am 04.02.2020, 14:53
Antwort auf:
Langsam verzweifelt
Hallo,
es wird immer wieder Situationen geben, in denen Sie den Wunsch und das Bedürfnis Ihres Kindes frustrieren müssen, was dieses auch mit heftigem Protest beantworten wird und kann. Ich wiederhole mich gerne wenn ich sage, "bedürfnisorientiert" gilt nicht nur für das Kind. Wenn es Ihnen klar ist, dass das nächtliche Stillen für Sie nicht mehr geht, ist es wichtig, das deutlich zu machen und die Reaktion auszuhalten. Sie können nicht erwarten, dass Ihr Kind den "Verlust" begrüßt. Hilfreich könnte sein, gemeinsam etwas zu finden, was als Ersatz und Überbrückungshilfe fungieren kann. Und wichtig wäre, trotz des Protests die eigene positive Zuwendung nicht zu verlieren, da besonders in den ersten Tagen der Verlust schmerzlich erlebt wird.
Was lernt Ihre Tochter und was bedeutet das für die Bindung?
Sie lernt, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden, es unangenehme Situationen gibt und sie noch nichts selbst daran ändern kann. Das ist unangenehm und ärgerlich, was sie zum Ausdruck bringt.Für die Bindung heißt das sicher eine kurzfristige Belastung, aber längerfristig die Erfahrung, dass Ihre positive Zuwendung auch in Stress-Situationen nicht verlorengeht, die Beziehung also belastbar ist.
Die konkrete Umsetzung müssen und können Sie miteinander finden.
Viel Erfolg dabei.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 04.02.2020
Antwort auf:
Langsam verzweifelt
Nun merke ich aber, dass sich etwas ändern muss. Ich möchte aber auch nicht, dass unsere Bindung darunter leidet.
Würden Sie mor dazu raten, konsequent zu sein, sie in meiner Anwesenheit etwas weinen zu lassen, damit sie das Einschlafen ohne Stillen erlernt?
„Zerstöre“ ich mir hiermit etwas? Ich verzweifele langsam wirklich.
Vielen Danke im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
von
Schönfelder
am 04.02.2020, 14:56
Antwort auf:
Langsam verzweifelt
Herzlichen Dank!
von
Schönfelder
am 06.02.2020, 09:40