Imaginäre Freundin

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Imaginäre Freundin

Sehr geehrter Dr. Nohr, meine Tochter (gerade 3) identifiziert sich schon seit geraumer Zeit stark mit Pipi Langstrumpf, spielt dann oft sie sei Pipi (hat dann sogar eine andere Lieblingsfarbe), dann wieder sie selbst. Neuerdings will sie aber nur noch Pipi sein und hat dabei häufig ein imaginäres Kind dabei, dass dann ihren eigentlich Namen trägt. Diesem "Alterego" müssen wir und auch sie selbst oft helfen, es ist noch "ein Baby". Der Beweggrund dahinter leuchtet mir ein - sich selbst stärker machen - evtl.auch in Anbetracht des kommenden Wechsels von Tagesmutter zur Kita.Wie geht man aber in dieser Situation am besten damit um? Ist es sinnvoll das imaginäre Kind gleichwertig einzubeziehen,um ihr zu signalisieren, dass wir sie in der "kleinen" und der "großen" Version gleichermaßen lieben? Und wie reagieren, wenn sie das imaginäre Ich "verschwinden" lässt - es scheint ja öfter so zu sein, dass Kinder diese Gefährten fiktiv sterben lassen wenn sie ihn nicht mehr brauchen... Gibt es das in dieser Konstellation häufig? Herzlichen Dank für Ihren Rat!

von Nakarta am 07.06.2021, 21:35



Antwort auf: Imaginäre Freundin

Hallo, diese Phantasiepersonen als FreundIn oder Identifikationsfigur treten in dieser magischen Phase ja häufiger auf. Sie sind auch gar nicht immer nötig als "Verstärkung" eigener erlebter Defizite, sie können einfach als eine Projektions- und Übungsmöglichkeit genutzt werden. Im alltäglichen Umgang finde ich wichtig, Ihrer Tochter genügend Zeit und Raum für das "Spiel" zu lassen und wenn Sie können, auch mitzuspielen. Dabei würde ich immer die Tochter als Eigentliche sehen, egal in welcher Konstellation. Die ist für Sie die Wichtigste, niemand anderes. Ich würde aber auch immer wieder erkennbar machen, wann Sie das Spiel verlassen und dann wieder mit Ihrer Tochter in Kontakt sind und sein wollen. Das muss Ihre Tochter nicht mitmachen, aber das Angebot der Pause macht Sinn. Es geht um Begleitung dieses Spiels aber Sie sind auch der Realitätsbezug, auf den sich Ihre Tochter verlässt. Und wenn Ihre Tochter diese "Freundin" nicht mehr will, braucht oder wechselt, dann begleiten Sie das ebenso. Ihre Tochter wird Ihnen dann schon sagen, in welcher Form und Rolle sie Sie braucht. Ihre Tochter wird da ihren Weg haben, den Sie begleiten, nicht bestimmen. Wenn man sich drauf einlässt, ist das eine sehr interessante Zeit, auch für Erwachsene. Man kann eigentlich nicht viel falsch machen, wenn man auf die Intentionen der Kinder achtet und nicht meint, das Spiel dirigieren zu müssen. Viel Freude dabei. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 08.06.2021



Antwort auf: Imaginäre Freundin

Als Ergänzung: ansonsten ist sie ein meist sehr ausgeglichenes, fröhliches Kind mit den altersentsprechend Autonomiebedürfnissen (die sie abhängig von der Situation mal durchsetzen kann, mal nicht), häufig überraschend kompromissbereit und in fremden Situationen zunächst eher zurückhaltend, dann aber auch offen und gerne in Interaktion mit anderen.

von Nakarta am 07.06.2021, 21:43



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