Sehr geehrter Herr Dr Nohr,
Wir haben drei Kinder, 5 und 3 Jahre sowie 5 Wochen alt. Tagsüber hat sich die Familie gut eingespielt, die beiden grossen Kinder machen es echt super mit dem Baby, sind interessiert, helfen mit, trösten das Baby und „vermitteln“ bzw sagen uns Eltern, was das Baby brauchen könnte wenn es weint.
Nur abends ist es sehr sehr schwer, allen 3 Kindern gerecht zu werden. Plötzlich können die grossen nicht mehr alleine ins Bett gehen, sondern brauchen intensive Begleitung, am liebsten von Mama, während dessen hat oft das Baby Hunger und will gestillt werden. Dann rufen wieder die Grossen, usw. So gehe ich oft rein und raus ins Kinderzimmer, kein Kind ist wirklich zufrieden und ich bin es auch nicht. Der Papa unterstützt wo er kann, wird dann aber oft wieder weggeschickt.
Wie können wir die Situation entspannen, wieviel Enttäuschung kann man den grösseren Kindern zumuten?
Vielen Dank, Juli
von
Juli7263747
am 28.06.2021, 20:54
Antwort auf:
Drei Kinder ins Bett bringen
Hallo,
bevor Sie versuchen sich zu vierteilen, sollten Sie das im Familienrat besprechen. Da können Sie deutlich machen, was Sie können und wo Sie Hilfe brauchen. Auch die Kinder können da ihre Nöte und Ängste mitteilen und man kann gemeinsam Wege suchen, den Abend bestmöglich für alle zu gestalten. Wenn die größeren Kinder das Problem mitbekommen und altersmäßig verstehen, sind sie viel eher bereit andere Lösungen zu finden, als wenn sie einfach nur weniger abbekommen. Im Familienrat werden sie gehört und sind an der Lösung beteiligt, erleben sich also als selbstwirksam. Sie können ein neues Rollenbild als ältere Geschwister entwickeln, weil es nötig und hilfreich ist. Dadurch bekommt das "Zurückstehen" eine positive und nützliche Seite.
Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht und kann Sie nur ermuntern, es zu versuchen. Es kann auch zu einer Institution werden, in der familiäre Fragen ihren Raum und Platz bekommen und alle wissen das. Macht sogar meistens Spaß und lässt die Kinder andere Problemlösungsstrategien lernen.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 28.06.2021