Sehr geehrterHerPosth Ich habe eine 2 jährige Tochter(Emma), die ich im ersten Jahr zu Hause betreut habe, bin eigentlich der Ansicht, dass ich mich viel mit ihr beschäftigt habe, gespielt, Spaziergänge, zu div. Kursen gegangen, was man eben so tut. So etwa mit neun bis zehn Monaten fiel mir und meinem Mann (der Papa) auf, dass sie doch mehr und mehr sich zum Papa hingezogen fühlt, was an sich ja sehr schön ist, mich selbst aber kaum bis wenig beachtet sofern der Papa anwesend ist. Da ich das von meinen beiden großen Kindern (13 und 16 Jahre vom gleichen Papa) nicht kenne, ist es doch mittlerweile fast verletztend, was von ihr sicher nicht beabsichtigt ist. Meine Frage ist nun, kann es sein, dass sich keine sichere Bindung entwickelt hat und was kann ich tun? Schließlich möchte ich auch, dass sie sich freut, wenn ich nach Hause komme oder sie vom Kindergarten abhole. Mitunter scheint es, als wäre es ihr gleich. Der Papa weiß selbst nicht, wie er sich am besten verhält.Danke im voraus
Mitglied inaktiv - 30.08.2010, 08:52
Antwort auf:
sichere Bindung
Stichwort: Fremdbetreuung
Hallo, zum Ende des 1. Lebensjahres und dann verstärkt im 2. Lebensjahr setzt die Zeit der Loslösung ein (s. gezielter Suchlauf oben rechts). Es handelt sich also um einen ganz normalen Entwicklungsschritt Ihrer Tochter. Von Ihren großen Jungen haben Sie das wahrscheinlich nicht mehr in der Erinnerung. Gewöhnlich ist dieser Schritt aber mit einer mehr oder weniger starken Anhänglichkeit der Kinder an die Mutter verbunden. Nun höre ich heraus, dass Ihre Tochter schon fremdbetreut wird und in die Ki-ta geht. Trotz sicherer Bindung reagieren diese Kinder zumeist etwas anders, besonders dann, wenn die Ablösung (s. sanfte Ablösung) nicht behutsam genug verlaufen ist. Die Säuglinge und Kleinkinder zeigen dann eine sog. vermeidende Haltung, was die Mutter angeht. Einiges spricht dafür, dass das der Grund für Ihre Beobachtung ist.
All das ist neu und wird auch nicht in den Ländern weiter reflektiert, in denen man schon viel länger frühe Fremdbetreuung anbietet. Insofern gibt es hierzu bislang keine fachlich entwickelten und schon verbreiteten Empfehlungen.
Zunächst einmal dürfen Sie sich keinesfalls verletzt fühlen. Ihre Tochter verhält sich so, um nicht zuviele schmerzliche Gefühle hochkommen zu lassen. Sie kann gar nicht anders, als das tun, was sie tut. Sie selbst können nur versuchen, ihr trotzdem ganz viel Nähe, Zuwendung und Liebe zu geben, damit sie vermeintliche Defizite ausgleichen kann. Oder können Sie auf die Ki-ta wieder verzichten? Die Hinwendung zum Vater soll so bleiben, da sie der Loslösung entspricht. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 01.09.2010