Mehrsprachig aufwachsen

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Trilingual

Thema: Trilingual

Mein Partner und ich wollen das Kind 3 Sprachig erziehen. (Deutsch, Spanisch und Englisch) (Grund: Beziehungen zu USA und Mexiko -mein Freund ist spanisch Muttersprachler und ich habe in den USA gewohnt) I.welche Tipps wie man das macht ohne das Kind zu überfordern? Danke :)

von Preggo19 am 11.06.2019, 11:09



Antwort auf Beitrag von Preggo19

Hej! Willkommen hier!! Schön, daß Dud en Tip hierherzukommen, aufgegriffen hast! Im Hauptforum hattest Du schon ein bißchen mehr preisgegeben, denn wie schon erwähnt wurde, ist es wichtig, daß man die Hintergründe genau(er) kennt, bevor man sich zu einer Meinung hinreißen läßt. Jede Familie ist anders, und genauso unterschiedlich sind die Modelle der (mehrsprachigen) Erziehung -- sie ist ein Teil der Erziehung und deshalb genauso individuell wie die einzelnen Familien, richtig oder falsch gibt es da selten. Ich habe "nur" zweisprachig zu bieten, das aber gelungen und fließend, und bin seit vielen Jahren in Foren wie diesen unterwegs - kenne viele mehrsprachige Familien mit den verschiedensten Sprachkombinationen auch persönlich. Das schafft Erfahrung und Einsicht in so manche Problematik. Sicher werden Dir aber auch Eltern mit mehr als 2 Sprachen in ihrem täglichen Umfeld antworten. Grundsätzlich sollte man /nur) die Sprache(n) sprechen, die man selber fließend und gut beherrscht, der Begriff Herzenssprache, der auch empfohlen wird, indiziert eben, daß man zu dieser (Mutter-)Sprache eine besondere Beziehung hat und sie eben nicht nur vermittelt, weil man sich Vorteile davon verspricht. Da ist die Frage,wie gut letztendlich Dein Amerikanisch ist, wie sehr es dem Kleinkindalltag entspricht, durchaus berechtigt. Ich spreche inzwischen fließend und gut Dänisch und würde mein Kind -- sehr zum Erstaunen der Dänen,wenn ich das sage - dennoch nie in dieser für mich Fremdsprache erziehen, weil ich immer noch merke,daß ich mich auf Deutsch viel facettenreicher, besser, treffsicherer ausdrücken kann - wieso sollte ich so einen Facettenreichtum meinem Kind vorenthalten? Fingerspiele, Reime, Singspiele -alles hat man doch viel näher in seiner eigenen Mutersprache, oder? Zudem ist Englisch eine Sprache, der niemand heutzutage entgehen kann - selbst in Dtld. - so bestätigen mir reiselustige Dänen, sprechen die (jungen) Leute heute deutlich mehr und besser Englisch als noch vor wenigen Jahren: Das Internet fordert heraus. In der Schule fängt man auch früh an - also, um Englisch würde ich mir nie Sorgen machen, aber bei Euch ist und bleibt es ja auch zunächst eine Fremdsprache, wieso willst Du die einem Kleinkind beibringen? Es sollte MUTTERsprachen lernen, und die Zeit dafür ist eh knapp - der Zeitfaktor ist einer der wichtigsten bei allem, was wir gut lernen wollen/sollen - und ein Tag hat nun mal nur 24 Std. Viele Sprachen überfordern kein Kind. Sie sprechen und lernen alles genauso schnell oder langsam wie einsprachige Kinder auch, eben in ihrem eigenen Rhythmus. Ich habe eine Tochter, die ihren einsprachigen Kameraden sprachlich davonlief, und eine Tochter, die sich Zeit ließ und bis zum 3. Lebensjahr nicht viel sprach - erst da fing sie mit 2-Wort-Sätzen an. Jedes Kind ist eben anders, nur bei den einsprachigen kann man schwerlich mehrere Sprachen für irgendwas verantwortlich machen. Wenn Ihr bei Euch die Konstellation habt, daß Du Deutsch und Vater Spanisch mit dem Kind sprecht und Familiensprache die wird, die alle verstehen, seid Ihr gut aufgestellt. Habt Ihr Englisch als Patrnersprache und wollt das beibehalten (evtl., weil Dein Partner noch nicht so gut Deutsch kann), dann macht das, dabei schnappt das Kind sicher einiges auf Englisch auf, was es später eben als Basis nehmen kann. Ansonsten empfiehlt es sich, die Nicht-Umgebungssprache - bei Euch also Spanisch in erster Linie, weil eine Mutter (oder eben hier Vater-)Sprache - als Familiensprache einzuführen, um den Zeitfaktor für eben diese Sprache,die inder Umgebung nicht vorkommt, zu erhöhen. Nur für Besuche in den USA oder Besuch aus den USA würde ich meinem Kind nicht unbedingt Englisch beibringen wollen. Ich miete auch keine größere Wohnung an, nur weil ich öfter mal Besuch habe. Wie erwähnt, ist und bleibt es ja eine Fremdsprache für Euch. Zieht ihr mal in ein englischsprachiges Land, lernt ein Kind sehr schnell die Umgebungssprache, besser als sozusagen im luftleeren Raum. Die meisten,d ie versuchen wollen, ihrem Kind eine Fremdsprache beizubringen (meistens ist das ja heute Englisch), scheitern am alltäglichen Wortschatz. Von daher: Wenn Du meinst, das müsse sein, versuch´s. Über Deine Erfahrungen freuen sich dann hier alle. Natürlich lernt Den Kind Deutsch in Deutschland, sofern Ihr Euch nicht absondert und in einem - ja, welchem? - Ghetto lebt. Deutsch dürfte also niemals ein Problem für Euch werden, wohingegen der Spanisch-Einsatz gar nicht groß genug sein kann, denn mit dem Größerwerden des Kindes nimmt der Einfluß der Umgebungssprache enorm zu. . Es schreiben sicher auch noch Eltern mit 3-Sprachen-Erfahrung, soviel jedenfalls von mir. VieleErfahrungensind ja gleich - egal mit wievielen Sprachen man hantieren muß. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 11.06.2019, 12:22



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo Ursel. Das lustige ist, dass meine Herzenssprache eigentlich Englisch genauso ist wie Deutsch. Ich bin in deutschland geboren, habe aber Familie in den USA gehabt (leider verstorben) und auch selbst 2 Jahre dort gelebt. Die erste Sprache wird allerdings Deutsch werden und die zweite Spanisch... ich glaube nicht, dass ich MIT meinem Freund jemals in die USA ziehen würde. Hmm es ist schwierig....

von Preggo19 am 11.06.2019, 14:35



Antwort auf Beitrag von Preggo19

Siehste, deshalb ist Hintergrundwissen eben auch wichtig - weil es die Familie ja speziell macht. Keine ist wie die andere (übrigens auch einsprachige ja nicht). Deshakb gibt es HIER auch keine einfachen, stereotypen und allgemeingültigen Meinungen und Ratschläge, und schon gar nicht die, die nur vom Umgebungsland ausgehen. Bleibt immer noch die Frage, die Dir Korya auch im anderen Forum stellte: Kannst Du Dich auf Englisch auf Kleinkindniveau ausdrücken - und das meint nicht Babysprache, aber Rassel, Windel, Windeleimer, Kinderwagen, all das und mehr sollte eben geläufig und nicht erst durch Nachschlagen oder noch schlimmer: dann doch auf Deutsch, kommen. Denn SOLCHES Mischen ist unünstig. Ungünstig ist es nie, 3 Sprache in eine Familie hineinzu"mischen", solange die jeweilige Situation, ein Satz etc. in EINER Sprache gehandhabt werden. Es mischt sich also durchaus logisch, wenn Mutter am Deutsch was auf Deutsch zum Kind sagt und der Vater was auf Dänisch dazu und zum Kind gewendet ergänzt. DAS halten Kinder gut auseinander. Wenn Mutter "mischt" , mal dänisch redet, weil ebenDänen anwesend sind, die mithören und verstehen sollen (wir müssen jetzt aber bald gehen), und mal deutsch, weil es jetzt nur zum Kind gewandt ist (hol deine mütze, bitte) - dann ist das auch nicht "mischen"; auch DAS halten die Kinder dann auseinander. Aber wenn Dir mitten im amerikanischen Satz dann doch die Wörter immer wieder fehlen, wird es nichts Halbes und nichts Ganzes. Da würde ich mich darauf verlassen, daß Kind in Eurer .amerikanischen Partnersprache, falls ihr eben nicht generell Spanisch oder Deutsch sprecht, etwas aufschnappt und im Englischunterricht und bei anderen Gelegenheiten benutzen und verwerten kann. Und wieder auch die Frage: Wieviele Kinderbücher, wieviele Kinderreime, Singspiele, Fingerspiele etc. - Sprachalbernheiten in der Muttersprache (wie "dre Chenesen met dem Kentrebeß") , die ein Sprachgefühl viel besser als das Erlernen einer Fremdsprache vermitteln, welches ja wichtig eben zum weiteren Erlernen von Fremdsprachen ist, wieviel kannst Du da in Kindersprache auf Englisch? Das kannst nur Du beurteilen - wie gesagt, viele glaubten schon, Englisch richtig gut zu können (konnte ich auch mal und Dänisch kann ich heute besser als jemals vorher Englisch: und doch...s. anderes Posting von mir), und doch stießen sie da schnell an Grenzen. "Paß auf, der Topf ist heiß!" "Laß lieber die Finger davon!" "Hol mir mal schnell den Kleber aus Vaters Zimmer! Nein, nicht da, da unten/hinten/vorne..." "Faß die Platte nicht an, dreh den Knopf nicht so rum", etc., aberauch "hörst du, wie die Vögel zwitschern? Siehst du, wie der kleine Junge da drüben seine Sandburg baut? Weißt du noch, wie wir neulich ..." Alles kleine alltägliche Banalitäten, die man ohne Zögern und nicht "broken" oder mit dt. Wörtern ausgebessert draufhaben sollte. Ich empfehle oft, einen dt. Film mal stanta pede und in gutem Alltagsenglisch mitzusprechen - geht das? Alle Dialoge? Herzensprache ist sicher auch wieder definitionsabhängig - ich verstehe eben darunter, daß ich da in meinen Erinnerungen kramen und diese sofort in dieser Sprache ohne Begrenzung, ohne Überlegen äußern kann -- es bedeutet nicht, daß ich die Sprache sehr mag, sie früher mal gut konnte oder gerne hätte, daß mein Kind sie lernt. Das kann bei Dir anders sein, nur Du weißt das. Ich lebe deutlich länger als 2 Jahre hier in DK - und stoße täglich an sprachliche Grenzen,die ich auf Deutsch nicht habe. Wobei ich sicher manches besser auf Dänisch als sage als manche Dänen - daher stoße ich mit meinem Gefühl der Einschränkung eben oft auf Unverständnis, weil Außenstehende meinen, ich könne mich doch immer und überall sprachlich begehen - kann ich auch, nur weiß ich eben: Auf Deutsch ginge das NOCH besser. Das ist natürlich auch mein eigener Anspruch an (gute) Sprache. Aber wie gesagt: Englisch ist so präsent heutzutage, daß hier eine derer, die auch wieder KEINE Ahnung von mehrsprachlicher Erziehung hat(was ja MUTTERsprechen und eben nicht FREMDsprachen meint), dazu veranlaßte zu sagen, heutzutage seien alle Kinder ja mehrsprachg, weil sie so früh Englisch lernten. DAS stimmt natürlich nicht so, aber es ist in der Tat eine Fremdsprache, die derart prägend ist, daß mene Deutschschüler alle englischen Fehler in Satzstellung und Co in ihre dt. Sätze einbauen, auch wenn ich hundertmal (wenn es denn reicht) beteure, es sei doch alles wie im Deutschen... Das lernt Dein Kind also garantiert ebenso wie Deutsch. Bemühunen müßt Ihr Euch sicher mehr um das Spanische: Vater viel ranlassen, Familiensprache evtl .Spanisch, Aufenthalte in spanischsprechenden Ländern und Kontakt zu spanischen Familien hilft Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 11.06.2019, 15:25



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Huhu und auch von mir ein herzliches Willkommen :-) Ich kann dich und dein Zögern hinsichtlich des Englischen verstehen. Ich habe auch keine Lösung parat - Bauchgefühl wäre eher, es zu lassen, aber wenn es eine Sprache ist, die dir eben mehr bedeutet als nur die Sprache selbst, dann macht so weiter wie bisher und du behältst das Englische. Du musst dir nur im Klaren sein: es ist eine Entscheidung "für immer". Wenn ihr euch einigt, wie auch immer auf zwei oder drei Sprachen, solltet ihr möglichst diszipliniert dabei bleiben. "Switch me off" und zwischenzeitlich wieder "switch me on" funktioniert nicht. Ihr habt ja ein Menschlein, dass da heran wächst, und das bald sehr empört reagiert, wenn Mama oder Papa die Sprache auf einmal wechselt. Eine Bekannte von mir, deutsch, in Deutschland, alleinerziehend, hat ihr Kind zweisprachig erzogen, weil es eben ihre Herzenssprache geworden war, und sie ihrem Kind ein wenig Papa mit auf den Weg geben wollte, der die beiden bei der Geburt verlassen hatte. Sie hat es geschafft, das Kind ist akzentfrei und fließend zweisprachig - aber es war ein sehr sehr harter Weg. Es braucht viel Durchhaltungsvermögen und Liebe. Will sagen : wenn es also bei den zweien unter diesen widrigen Gegebenheiten geklappt hat, dann braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, ob es klappt oder sie überfordert. Aber ihr müsst euch halt auch im Klaren sein, wie Ursel schon anführte, dass sich sprachlich ganz neue Hürden auftun, wenn man den Alltag lebt. Unsere eigene Konstellation ist etwas anders, weil wir beide als Kinder / Teens im jeweiligen Land des Partners gelebt und somit die Sprache des anderen fließend sprechen. Unsere "Familienheimat" ist England, dort sind auch die beiden Großen geboren. Unsere Familiensprachen sind Deutsch (ich) und Italienisch (mein Mann). Dazu kommt Englisch, was für die Großen immer schon die stärkste, sozusagen Muttersprache war. Deutsch und Italienisch sprechen sie fließend, können es aber nicht schreiben und nur leidlich lesen. Später sind wir nach Asien gezogen, so kam beim Mittleren nach 3 Jahren im koreanischen Kindergarten noch fließend Koreanisch dazu (aber auch nur in Sprache, nicht Schrift). In Korea ist auch unsere Jüngste geboren, die aber nach einem weiteren Umzug mittlerweile in Japan in den Kindergarten geht. Zusammenfassend haben wir Kind 1: dreisprachig Englisch, Italienisch, Deutsch Kind 2: viersprachig Englisch, Koreanisch, Italienisch, Deutsch Kind 3: zweisprachig Italienisch, Deutsch - hoffentlich bald Japanisch, und Englisch quatscht sie auch, das hat sie irgendwie nebenbei aufgeschnappt. In Japan gehen die beiden Großen in eine Internationale Schule (es hätte hier sogar eine britische gegeben, aber wir wollten nicht nochmal komplett das System wechseln). Deshalb wird der Mittlere bald wieder in die "normale" Dreisprachigkeit zurückfallen, und das ist auch ok so. So sehr wir Korea lieben gelernt haben, und es hier eine starke koreanische Minderheit gibt - es macht keinen Sinn, die Sprache künstlich erhalten zu wollen. LG Katia

von Korya am 12.06.2019, 00:57