Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Schon wieder ich, wegen erlernen der zweiten Sprache in Schrift und Wort

Thema: Schon wieder ich, wegen erlernen der zweiten Sprache in Schrift und Wort

Mein Großer kommt im Sommer in Deutschland in die Schule, ich frage mich, ob und wie wir anfangen können, ihm die zweite Sprache (türkisch) auch in Schrift und Wort beizubringen. Da sich Türkisch wie Deutsch fast einfach nur ablesen läßt, denke ich, es ist nicht so schwer, ihm das Lesen auf Türkisch beizubringen. Es gibt einige Ausnahmen, wie die Laute ausgesprochen werden, doch das ist wirklich recht wenig (anders als Englisch oder Französisch, wo es ganz anders auf dem Papier steht, als es hinterher ausgesprochen wird). Ich denke nur, dass mein Sohn vielleicht durcheinander kommen könnte, wenn er beide Sprachen gleichzeitig lesen und schreiben lernt, so weiß er dann vielleicht nicht mehr, in welcher Sprache jetzt was wie ausgesprochen wird, daher denke ich, es ist besser, zu warten, bis er Deutsch einigermaßen sicher schreiben kann (was dann wahrscheinlich 10 Jahre dauert....). Beim Sprechen gab es da nie Probleme, es wird ja auch empfohlen, beide Sprachen parallel sprechen zu lernen. So haben wir es auch gehandhabt und sind damit gut gefahren, aber beim erlernen der Schriftsprache denke ich, könnten da vielleicht Probleme auftreten. Wie denkt ihr darüber oder was habt ihr für Erfahrungen gemacht. Es ist zwar noch ein wenig Zeit, aber irgendwie mache ich mir schon meine Gedanken.

Mitglied inaktiv - 06.02.2010, 20:14



Antwort auf diesen Beitrag

Hej Efuma! Ich verstehe Dich gut - beim Sprachen habe ich mir auch NIE dreinreden lassen, ich wußte einfach, so machen wir das und basta. Im Schreiben wird man doch ein bißchen unsicherer, es hängen plötzlich Schulnoten davon ab, Rechtschreibung ist ein Schulfach und wir alle wollen, daß unsere Kinder gut in der Schule lernen. ich habe da also auch den Lehrer gefragt,. aber der sah keinen Grund zu warten. Mit einer Freundin, die Deutschlehrerin hier in DK ist, habe ich das Thema mal nach einem ihrer Ausbildungspraktika an einer Schule diskutiert, wo die Kinder in der 1. Kl. Englisch lernten - DAS lernten die dänischen Kinder dann erstmal nicht schreiben. Die Begründung ist einleuchtend: Diese Kinder hatten ja keinen englischen Wortschatz, waren mit der Phonetik im Englischen nicht vertraut --- die ernten trotz allem eine Fremdsprache. Dein Sohn aber hat 2 Muttersprachen, er kann mit Türkisch bereits umgehen. Er weiß aus jahrelaner Erfahrung, daß es verschiedene Wörter für verschiedene Sachen gibt - wieso also nicht auch andere Unterschiede? Bei meiner 2. Tochter habe ich nicht mehr gefragt, beide Kinder haben sich zum Lesen(lernen), ohne es zu merken, mal deutsche, mal dänische (Bilder)Bücher vorgenommen --- die Kleine sogar vor Schulbeginn und die las dann Dänisch auf Deutsch, das war erst lustig, dann etwas sorgenerregend, aber nach einem dänischen Buch sofort weg. Also - ich finde, es spricht nichts dagegen, beide Sprachen gleichzeitig auch inSchrift zu vermitteln. Gruß Ursel, DK (Wieso dauert es 10 Jahre, Deutsch einigermaßen sicher zu schreiben?? Vielleicht solltest Du mit dieser Einstellung doch noch mal überlegen, ob Du es parallel traust!

Mitglied inaktiv - 06.02.2010, 20:33



Antwort auf diesen Beitrag

Mein Sohn geht parallel zur deutschen Schule seit seiner Einschulung in den muttersprachlichen Ergänzungsunterricht. Er hatte nie Probleme (heute in beiden Schulen 4. Klasse), die Lehrerin hat in der 1. Klasse darauf geachtet, der deutschen Schule nicht vorzugreifen. Das heißt z.B., dass sie gewartet hat, bis ein Buchstabe im Deutschunterricht behandelt wurde und hat ihn dann auch eingeführt. Die ersten Wochen hat er dort gemalt, Lieder gesungen und eine Art Vorschulblätter bearbeitet. Dann erst haben sie Buchstaben geübt und die ersten Wörter zusammengefügt. Ich kann dir nur raten, dein Kind parallel laufen zu lassen und dein Kind und den nachmittäglichen Unterricht zu beobachten. viel Glück

Mitglied inaktiv - 06.02.2010, 22:13



Antwort auf diesen Beitrag

Mit euren Erfahrungen habt ihr mir schon etwas Klarheit verschafft, dass mit den 10 Jahren war eher ironisch aufzufassen, wenn ich sehe, wie einige Jugendliche mit abgeschlossener Schulausbildung schreiben, da sträuben sich mir die Haare.... Da wir zuhause viele türkische Bücher liegen haben, läßt es sich eh nicht vermeiden, dass er mal dieses oder jenes liest, ich denke auch, wenn er deutsch auf türkisch oder türkisch auf deutsch liest, dann merkt er wahrscheinlich selbst, dass da etwas nicht stimmt, denn er kennt ja beide Sprachen. Die Schule soll erstmal anfangen, und dann werde ich beobachten, wie es läuft, beide Sprachen parallel schreiben und lesen zu lernen. Vielen Dank für eure Tipps, die haben mich doch schon deutlich sicherer gemacht.

Mitglied inaktiv - 07.02.2010, 12:12



Antwort auf diesen Beitrag

Da wir für meine 2. Klasse Tochter keinen Muttersprachlichen Unterricht haben, habe ich für sie und weitere Kinder eine privat Lehrerin beauftragt, die Kinder 2x im Monat zu unterrichten. Meine Tochte kann zwar noch nicht F lesen, will es aber und versucht es immer wieder da. Von allein wollen die Kinder es eh, weil sie die Bücher zu Hause auch allein verstehen können. Vielleicht wartest du ab, dass der Umzug und die Einschulung erfolgreich hinter Euch gebracht wurden und dann fängt ihr an, mit Lesen und Schreiben auf Türkisch, außer wenn es an der Schule eine organisierten Unterricht für Türkisch Muttersprachler gibt, dann würde ich sofort damit starten. LG

Mitglied inaktiv - 08.02.2010, 09:04



Antwort auf diesen Beitrag

Hej Mistinguette! Wieso gibt es bei Euch keinen Muttersprachenunterricht von der Kommune? Das ist EU-Recht. Unsere Erfahrung hier in DK ist durchaus, daß man den ´Behörden auf die Füße treten muß, freiwillig richten die natürlich nichts ein,was auch noch Kosten verursacht, aber der Muttersprachen-Unterricht in EU-Sprachen ist wie gesagt EU-Recht! Als ich in unserer kleinen Kommune keine ausreichende Schülerzhal fand, wurden wir an eine der Großstädte in der Nähe verwiesen und haben - allerdings auch auf hartnäckiges Betreiben unsereseits - die Fahrtkosten erstattet bekommen. Inwieweit der Unterricht dann wirklich sinnvoll ist, hängt natürlich von vielen Faktoren ab: Zusammensetzung der Gruppe (da gibt es ja Kinder in den verschiedensten Altersstufen und mit verschiedensten Sprachfähigkeiten), Lehrerin, vom eigenen Kind etc. Wir haben es dann letztendlich nicht für sinnvoll gefunden, einen ganzen Nachmittag dafür zu ver(sch)wenden --- aber für manche Kinder ist das wirklich sinnvoll, und sei es nur zur Motivation ("ah, da gibt es noch andere Kinder, die so sprechen wie ich!") Also, mach Dich doch nochmal schlau - Anspruch habt Ihr! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 08.02.2010, 09:12



Antwort auf diesen Beitrag

Liebe Ursel Ich weiss, dass du recht hast und dass ich recht bekäme, würde ich mich darum kümmern wollen und können! Leider reicht manchmal die Wille und die Energie nicht aus, so dass man Abtrische machen muss und ggfs. auf etwas verzichten muss. So ist es eben bei uns mit dem Muttersprachler Unterricht. Ich habe die Zeit und die Energie nicht, meine Kinder in die nächste Stadt zu fahren, deshalb lasse ich sie privat unterrichten. Es kostet zwar mehr Geld aber es ist um die Ecke und bald kann unsere Tochter sogar allein hin laufen, was auch gut ist. Ich habe nämlich gelernt, dass man auch kleine Brötchen backen kann, ohne gleich unglücklich zu werden. Meine Tochter kann super gut französisch und wird es auch irgendwann schreiben. Auch wenn es erst im GS so weit ist, ist es dann auch gut. In den letzten Jahren musste ich lernen, dass man aus vielen "Man muss" viele "Man kann" machen kann und vor allem darf, wenn du siehst, was ich meine. LG und es lebe die Zweisprachigkeit, so oder so!

Mitglied inaktiv - 08.02.2010, 10:50



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo Efuma, Also, unser Sohn ist jetzt fast 7 und in der zweiten Klasse hier in einer bilingualen Schule in fr. CH. Ich habe mir genau die gleichen Gedanken gemacht wie Du, aber ich kann, zumindest, was unseren Erfahrungen mit unserem Sohn angeht, Entwarnung geben. In der Schule wurden Franzoesisch und Englisch gleichzeitig gelehrt, aber eben von verschiedenen Lehrerinnen an verschiedenen Tagen, insofern hatte unser Sohn zu keiner Zeit Probleme, die Sprachen auseinanderzuhalten. Fehler, auch im Schreiben, sind sehr selten (neulich hat er mal "bush" mit "ch" anstatt mit "sh" geschrieben und meinte dann, "ach ja, da habe ich franzoesisch gedacht", aber das sind wirkliche Ausnahmen). Wir haben parallel zum franzoesischen und englischen Spracherwerb zuhause auch Deutsch lesen gelernt und auch da waren keine Probleme, bis auf die Tatsache, dass mein Sohn an Franzoesischtagen schon mal die letzte Silbe eines Wortes wegliess, bis er sich wieder an das Deutsche gewoehnt hatte. Aber auch da haben wir ansonsten keine grossen Probleme. Das einzige, was ich an ihm beobachte, und ich weiss nicht, ob das an der Mehrsprachigkeit oder an seinem Naturell oder seinem Geschlecht liegt, ist, dass er nicht gerne Geschichten erzaehlt. Seine Deutschaufsaetze sind von einer rekordverdaechtigen Kuerze (die stark mit den Thomas-Mann-artigen Schachtelsaetzen seiner Mutter kontrastiert ;-) ), aber bisher war die Deutschlehrerin noch immer zufrieden. Also, viel Glueck und Gelassenheit, Gruss FM

Mitglied inaktiv - 08.02.2010, 11:21



Antwort auf diesen Beitrag

Hej FM! Da kann ich ir hier 2 gegenbeispiele nennen,d ie fabulieren, daß es nur so kracht. Die Große war sogar - stolz auf die Brust klopf - aus mehreren Tausend des Landes ausgewählt, bei einem Verfasserkursus mitzumachen, wohin nur um die 20 aufgenommen---- jedes Jahr eine sehr große Ehre, die mit einem Buch, in dem alle Beiträge veröffentlicht werden, abshcließt. Die Kleine hat beste Aussichten, auch dort zu landen. Sie können das in beiden Sprachen gleichgut --- im deutschen hat die "Kleine" manchmal noch ein paa rRechtschreibefhler, aber natürlich passiert es hierulande meistens auf Dänisch. An der Mehrsprachigkeit kann es also nicht liegen --- vielleicht schlichtweg nur daan, daß Männer ja meistens wortkarger sind und Dein Sohn nicht zum Literatur-Nobelpreis geboren ist -- aber es gibt ja noch so viele andere Einen schönen Tag noch - wir müssen heute mit unseren Kaninchenbabies (die schn kleine Kinder sind) zum Tierarzt, 1. Akt zum Weggeben, seufz)

Mitglied inaktiv - 09.02.2010, 07:33



Antwort auf diesen Beitrag

Da habe ich entweder noch gut geschlafen oder der Mutterstolz ließ mich davongaloppieren, aber es sind "nur" mehrere Hunderte, die sich alljährlich bewerben. So groß ist DK ja auch nicht... Ich bitte um Vergebung -- auch für´s Protzen! Gruß Ursel, DK - mit zweisprachigen Geschichtenerzählern

Mitglied inaktiv - 09.02.2010, 08:04



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo Ursel, keine Sorge, protz Du nur weiter, ich finde es immer schoen zu hoeren, wenn es woanders gut klappt. Herzlichen Glueckwusch auch an Deine Tochter! Und Du hast wahrscheinlich recht: Ein Thomas Mann wird mir wohl nicht ins Haus stehen, aber es gibt ja auch noch andere Nobelpreise... ;-) Nein, Spass und Protz beiseite, ich glaube auch weniger, dass es an der Mehrsprachigkeit liegt (obwohl er im franzoesischen sehr viel witziger ist), sondern eher an seinem Naturell. Er ist eben eher ein kleiner Logiker und seeehr pingelig, was die richtige Wortwahl angeht (und korrigiert seine Mama inzwischen in allen drei Sprachen, grrr). Gruss FM

Mitglied inaktiv - 09.02.2010, 09:50



Antwort auf diesen Beitrag

Hej FM! "(und korrigiert seine Mama inzwischen in allen drei Sprachen, grrr)." Na, da haben wir doch ENDLICH mal einen Nachteil der mehrsprachigen Erziehung aufgespürt Meine große wird ganz sicher irgendeinen beruf mit Sprache(evtl. auch Spürachen) machen, aber bei der "Kleinen" bin ich trotz guter Zweisprachigkeit längst nicht so sicher. Obwohl sie gerne schreibt, ist sie incht so sprachlich interessiert wie die Große --- mal schauen, was mir da heranwächst! Viel Spaß weiterhin - Ursel, DK -- und wenn es hier mit der Merhsprachigkeit und Schule gut klappt, so glaubt bitte nicht, daß wir nicht auch unsere Krisen, Teeangerlaunen und sonstigen Probleme haben!!! Alles ganz normal stressig eben

Mitglied inaktiv - 09.02.2010, 10:46