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Alles über Bord werfen?

Thema: Alles über Bord werfen?

Hallo, wir haben ein Problem und vielleicht habt ihr Ideen, Vorschläge oder Erfahrungen: folgendes: beide Eltern können deutsch und ich sprach / spreche zusätzlich auch Englisch mit den Kindern (Sohn knapp 3 ,Tochter 6 Monate). Mit meinem Sohn war alles super, dann kam unsere Tochter mit einem Hörschaden zur Welt, so dass wir sehr zweifeln, ob die Zweisprachigkeit weitergeführt werden soll. Es müsste ja nicht sein, denn wir können alle deutsch. Ich will die Sprachentwicklung meiner Tochter durch einen "Mix" nicht zusätzlich erschweren, aber eine konsequentes OPOL ist bei uns auch nicht gewünscht, da die Familiensprache, wenn alle da sind einfach deutsch ist und einige nahe Verwandte gar kein Englisch verstehen. Meinem Sohn macht es nichts aus, dass ich beides spreche, obwohl er natürlich besser deutsch als englisch spricht, versteht aber alles. Was tun? Karina

von blessed2011 am 17.02.2012, 09:55



Antwort auf Beitrag von blessed2011

Hej Karina! Grundsätzilch "kenne" ich durchaus Familien, deren inder irgendwelche probleme haben und dennoch zweisprachig aufwachsen. Manchmal dauert alles eben etwas länger -- ich weiß von Frühchen, deren Mutter dringend davon abgeraten wurde, ihre Muttersprache mit den Kindern zu sprechen - sie hat sich durchgesetzt und mit viel Geduld die Kinder auf einem angemessenen Sprachstand zu Gleichaltrigen erzogen. Andererseits geht aus Deinem Posting nicht hervor, ob Englisch Deine Muttersprache ist und somit eine gewisse "Notwendigkeit" besteht, Englisch mit den Kindern zu sprechen. Sollte Englisch eine Fremdsprache sein, weiß ich ebenfalls aus genug Beispielen, daß spätestens mit zunehmendem Alter der Kinder die eigenen Sprachkenntnisse nicht ausreichen und das projekt früher oder später beiden allermeisten versandet. Deine Kinder sind eben noch zu klein, um beurteilen zu können, wie gut und weit so ein Englisch dann wirklich reicht. Da fände ich es ziemlich unsinnig, gerade in der wichtigsten Sprachlernzeit eine Fremdsprache durchzuziehen, die man zudem recht früh auch in der Schule gut lernen kann. Du mußt Dir darüber klar sein,daß das Erziehen in 2 Sprachen immer viel Einsatz erfrodert, der mit uznehmendem Alter der Kinder eher größer wird. Bei einer Hörschwäche muß der Einsatz zum Spracherwerb ganz sicher per se größer sein. Für meine Muttersprache würde ich das wohl - wie die Frühchenmutter - auch gegen viele Widerstände durchführen, einfach weil es sonst gegen meine Natur wäre und vieles eben auch dafür sporicht,die "Herzenssprache" mit dem Kind zu sprechen,spontan und ohne nachzudenken, aber für eine Fremdsprache??? Kritische Grüße - Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.02.2012, 10:07



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich schließe mich DK-Ursel an: Wenn es deine Muttersprache ist, dann mach doch erstmal weiter und du wirst mit zunehmendem Alter deiner Tochter merken, ob und wie sie die Zweisprachigkeit aufnimmt. Wenn du kein Muttersprachler bist, würde ich es an deiner Stelle lassen. viele Grüße und gute Genesung für deine kleine Tochter!

von Aprilbaby am 17.02.2012, 12:22



Antwort auf Beitrag von Aprilbaby

Hallo, auch meine Meinung. Wenn es Deine Muttersprache ist, dann sprich mit Deiner Tochter auch Englisch. Auch wenn sie vlt in den ersten Jahren aktiv nicht so viel/gar nicht Englisch spricht, lohnt sich auf jeden Fall die Mühe - sei es nur dass sie zunächst nur passiv an der Sprache teilnimmt. Ich denke, dass irgendwann mal sich das doch auszahlt. Und auch im Hinblick auf deinen Sohn würde ich die Zweisprachigkeit in der Familie nicht aufgeben (vorausgesetzt Englisch ist Deine Muttersprache). Ich bin überzeugt, durch die Zweisprachigkeit schadest du deiner Tochter nicht. Wenn Du jetzt aufgibst, dann hat Deinen Sohn einen Nachteil. _Wie gesagt, aus meiner Sicht steht und fällt die Entscheidung damit, ob du Englisch-Muttersprachlerin bist. lg und auch gute Besserung für deine Tochter manira

von manira am 17.02.2012, 22:05



Antwort auf Beitrag von manira

Guten Abend, ich schliesse mich die anderen Meinungen auch an. Wenn Englisch Deine Muttersprache ist, dann versuch es weiterhin Deiner Kinder mitzugeben. Die Muttersprache besteht ja nicht nur aus den gesprochenen Wörtern und das Verstehen, man gibt da noch viel mehr an Kultur, Abstammung und eigene Geschichte mit. Das wäre mir auf jeden Fall Wert, selbst wenn es bei Deiner Tochter schwieriger sein sollte. Wenn Du aber eine künstliche Zweisprachigkeit praktizierst, dann würde ich das lassen. Grüße, Reka

von Fuchsina am 19.02.2012, 20:02



Antwort auf Beitrag von blessed2011

Wir hatten ein ähnliches Problem, nur dass es bei uns der Große war, der eine auditive Wahrnehmungsstörung hat. Wir, ich Deutsche - mein Mann Ghanaer mit Muttersprache Twi und Englisch, wollten, dass sie Deutsch und Englisch aufwachsen. Twi war nie eine große Frage, da ich es nicht verstehe. Aber nach 1,5 Jahren haben wir es aufgegeben. Unser Großer hat bis fast 3 nur sehr wenig gesprochen, viel gedeutet und mit Mund zu Laute gemacht. Ihn hat es vermutlich ein wenig verwirrt. Am Anfang dachte man dann auch noch, er hätte Dysgramatismus. Aber ich habe denen dann erklärt dass es wohl eher Papagramatismus heißen muss, also er hatte eine leichte Färbung zum Ausländerdeutsch meines Mannes. Inzwischen ist er 8 Jahre alt und spricht wie jedes andere deutsche Kind ein sehr gutes Deutsch. Er geht auf eine Sprachheilschule wegen der Wahrnehmungsstörung und evtl. hat er eine Rechtschreibschwäche. Aber ist noch nicht klar. Er kann etwas Englisch, versteht sehr viel, da ich mich mit meinem Mann in Englisch unterhalte. Aber er spricht ein Englisch mit stark deutschem Akzent. Sein 6jähriger Bruder hat eher den englischen Akzent, dass kann mein Großer wohl nicht so nachmachen. Also wenn du viel Zeit (ich war recht schnell wieder auf arbeit und hatte die nicht so) und Lust hast, kannst du es vor allem als Muttersprachlerin versuchen. Nur so als zweite Sprache obwohl ihr beide Deutsch seit, da würde ich es noch mal überdenken.

von mycofie am 21.02.2012, 12:51



Antwort auf Beitrag von mycofie

besonders das von mycofie war für mich spannend! Danke!

von blessed2011 am 28.02.2012, 13:46