Wie kann man sich mit Meningokokken anstecken?
Meningokokken können die Schleimhäute von Mund, Rachen und Nase besiedeln. Bei engem Kontakt mit Sekreten, beim Husten, Niesen und Küssen können sie an andere Menschen weitergegeben werden (Stichwort Tröpfcheninfektion). Etwa 10 Prozent aller Erwachsenen sind Träger von Meningokokken, ohne es zu bemerken und ohne daran zu erkranken. Sie können trotzdem andere anstecken.
Warum es dann in seltenen Fällen zu einem Ausbruch der Erkrankung kommt, ist nicht vorhersehbar. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Beginn der ersten Symptome, beträgt in der Regel 3 bis 4 Tage, selten bis zu 10 Tage. Patienten sind bis zu 7 Tage vor dem Beginn der Symptome und bis 24 Stunden nach dem Beginn einer erfolgreichen Therapie mit einem Antibiotikum ansteckend.
Symptome einer Erkrankung mit Meningokokken
Frühe Symptome einer Meningokokken-Erkrankung sind unspezifisch und ähneln jenen von grippalen Infekten. Deswegen wird die richtige Diagnose oft erst viel zu spät gestellt.
Eine akute Erkrankung mit Meningokokken beginnt meist sehr plötzlich. Von jetzt auf gleich tritt ein starkes Krankheitsgefühl auf, das begleitet sein kann von hohem Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Erbrechen, Krämpfen und Bewusstseinsstörungen. Innerhalb weniger Stunden kann sich ein schweres, lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft weniger charakteristisch. Es können Fieber, Erbrechen, Reizbarkeit oder auch Schläfrigkeit, Krämpfe, ungewohntes Schreien sowie eine vorgewölbte oder harte Fontanelle auftreten. Die Nackensteifigkeit kann fehlen.
Nachdem es sehr darauf ankommt, wie schnell mit einer gezielten Behandlung begonnen wird, sollten Sie Ihren Kinderarzt oder den Notdienst sicherheitshalber sofort verständigen, wenn Ihr Kind solche außergewöhnlichen Symptome zeigt.
Vertrauen Sie Ihrem Instinkt und rufen in einer solchen bedrohlich wirkenden Situation lieber einmal zu oft als zu spät den Notdienst!
Folgeschäden einer Erkrankung an Meningokokken
Bei rund 20 Prozent (1 von 5) aller Betroffenen führt die Erkrankung zu Komplikationen. Dabei kann es nach einer Meningitis zu Hirnnervenlähmungen, Halbseitenlähmung, Krampfanfällen, Hydrozephalus (umgangssprachlich auch Wasserkopf genannt), Einschränkungen der geistigen Entwicklung, Lernschwierigkeiten sowie Schädigungen des Innenohrs mit resultierender Taubheit kommen.
Bei septischen Verlaufsformen können Komplikationen wie das Absterben einzelner Hautareale bis hin zum Absterben von Fingern, Zehen oder Gliedmaßen die Folge sein, die eine Amputation des befallenen Körperteils erforderlich machen können. Je nach Schwere der Erkrankung kann bei durchschnittlich 10% der Patienten die Krankheit tödlich enden – trotz intensivmedizinischer Versorgung.
Die Behandlung von Meningokokken-Erkrankungen
Entscheidend ist die frühestmögliche Behandlung. Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung muss Ihr Kind sofort in eine Klinik eingewiesen und dort mit Antibiotika behandelt werden. Ob und wie gut die Behandlung anschlägt, hängt in erster Linie davon ab, wie viel Zeit bereits vergangen ist. Deshalb sollten Sie nicht zögern, bei jeder wirklich schweren akuten Erkrankung mit oben genannten Anzeichen sofort Ihren Kinderarzt oder den Notdienst anzurufen.
Es gibt verschiedene Typen von Meningokokken
Weltweit gibt es 13 unterschiedliche Typen dieser Bakterien. In Deutschland treten vor allem 5 Typen auf. 2/3 der Krankheitsfälle werden durch den Typ B verursacht – gefolgt von den Typen Y, C, W und A. Im Frühjahr und im Winter treten die Erkrankungen gehäuft auf.
Vorsorge: Impfung gegen eine Erkrankung an Meningokokken ist möglich
Gegen die 5 häufigsten Typen von Meningokokken in Deutschland stehen 3 Impfungen (Mono bzw. in Kombination) zur Verfügung: Gegen den Typ B, gegen den Typ C und gegen die Typen A, C, W, Y.
Gegen Meningokokken-Erkankungen mit dem Typ C gibt es auch für Säuglinge hoch wirksame und gut verträgliche Impfstoffe. Diese Impfung hat sich seit langem bewährt und wird von der STIKO (ständige Impfkommission) für alle Kinder im Alter von 12 Monaten empfohlen. Die Kosten werden von allen Krankenkassen übernommen.
Gegen den besonders häufigen Typ B stehen inzwischen ebenfalls Impfstoffe zur Verfügung. Leider gibt es für diese Impfung von der STIKO bisher keine allgemeine Impfempfehlung. Erfreulicherweise wird sie trotzdem von immer mehr Krankenkassen bezahlt.
Hatten Sie oder Ihr Kind engen Kontakt zu einem Erkrankten, wird zur Prophylaxe ein Antibiotikum empfohlen. Bei sehr engem Kontakt - beispielsweise innerhalb der Familie - kann zusätzlich auch noch im Nachhinein eine Impfung erfolgen, sofern gegen den auslösenden Bakterientyp eine Impfung zur Verfügung steht.
In letzter Zeit sind in vielen europäischen Staaten wie in Großbritannien, Irland, Spanien, Niederlande, Belgien und Griechenland wieder vermehrt Infektionen mit dem Typ A zu verzeichnen. Deshalb sollten Sie bei einem längeren Aufenthalt in diesen Ländern - und in jedem Fall bei Reisen in die Tropen - über einen geeigneten Impfschutz Ihres Kindes nachdenken. Eine Impfung gegen die gängigen Typen A, C, W und Y ist für Kinder ab 6 Wochen möglich.
Schwangerschaft und Meningokokken-Erkrankung
Auch bei Schwangeren ist nach Kontakt zu einem Erkrankten eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika möglich, wobei ein in der Schwangerschaft verträgliches Antibiotikum (Ceftriaxon) eingesetzt wird. Eine Impfung während Schwangerschaft und Stillzeit gegen Meningokokken ist grundsätzlich möglich, Ihr Hausarzt oder Ihr Frauenarzt kann Sie individuell beraten.
Wenn Sie allgemeine Fragen zu diesem Thema haben, können Sie diese gern im kinderärztlichen Forum von Kinderarzt Dr. Busse und im Impfforum von Prof. Dr. Heininger stellen.
Dr. Andreas Busse
Zuletzt überarbeitet: April 2019