Frage: Alte Bleirohre

Guten Tag Herr Dr. Busse. Ich erwarte im September mein erstes Baby. Wir haben leider noch alte Bleirohre in unserem Haus. Falls ich nicht stillen kann würde ich Babywasser oder Wasser welches für die Zubereitung von Babynahrung geeignet ist verwenden. Meine 1.Frage : Kann ich das Wasser aus den alten Bleirohren zum abwaschen und zum sterilisieren der Fläschen und Nuckel verwenden? Falls ja, müssen die Fläschen und Sauger nach dem sterilisieren komplett trocken sein bevor ich sie meinen Baby gebe? 2.Frage : Kann ich mein Baby mit dem Wasser aus den alten Bleirohren waschen /baden (es kann ja doch mal passieren das mein Baby beim baden /waschen etwas Wasser in den Mund bekommt)? Vielen Dank für Ihre Antwort

von Laurettchen am 25.08.2016, 17:33



Antwort auf: Alte Bleirohre

Liebe L., durch die neuen Grenzwerte für Blei im Trinkwasser vom 1. Dezember 2013 sind Bleirohre als Trinkwasserleitungen nicht mehr erlaubt und müssen ausgetauscht werden. Das Trinkwasser in älteren Häusern mit Wasserrohren aus Blei kann erhöhte Bleigehalte aufweisen und dadurch Ihre Gesundheit gefährden. Dies ist insbesondere der Fall, wenn das Wasser längere Zeit in Bleirohren gestanden hat (z. B. über Nacht). Auch unabhängig von einer möglichen Bleibelastung sollte man nach längerer Standzeit das erste Wasser aus der Leitung nicht für den menschlichen Gebrauch (Ernährung, Waschen) verwenden. Gesundheitlich bedeutend ist vor allem die schleichende Belastung durch regelmäßige Aufnahme kleiner Bleimengen, die man nicht merkt. Sie beeinträchtigt die Blutbildung und Intelligenzentwicklung bei Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern. Besonders empfindlich auf Blei reagiert das sich entwickelnde kindliche Nervensystem. Beim Erwachsenen wird Blei ausgeschieden oder in den Knochen eingelagert. Es kann von dort aber während Phasen erhöhten Stoffwechsels (z. B. während der Schwangerschaft) wieder ins Blut gelangen. Dies erklärt, warum neben Ungeborenen und Kleinkindern auch junge Frauen und Schwangere besonders vor einer Aufnahme von Blei geschützt werden müssen. Wenn feststeht, dass Ihr Trinkwasser mehr Blei enthält als erlaubt ist, muss die Ursache gefunden werden. Es ist zu klären, ob die erhöhten Bleiwerte durch die Hausanschlussleitung (Zuleitung von der Straße bis zum Wasserzähler) oder durch die Hausinstallation (Rohre und Armaturen) hervorgerufen werden. Für die Hausanschlussleitung zuständig, und somit auch für die Beseitigung dort noch vorhandener Bleirohre, ist das Wasserversorgungsunternehmen. Für die Hausinstallation ist fast immer der Hauseigentümer verantwortlich. Die sicherste Maßnahme, um den Bleigrenzwert im Trinkwasser zuverlässig einzuhalten, ist der Austausch noch vorhandener Bleirohre. Darüber sollten Sie mit dem Hauseigentümer sprechen. Es sind allerdings auch andere technische Abhilfemaßnahmen denkbar. Diese können im Einzelfall von der zuständigen Behörde (Gesundheitsamt) geprüft und angeordnet werden. Sie selbst können behelfsmäßig den Bleigehalt senken, indem Sie das Wasser vor jedem Gebrauch für Trink- oder Nahrungszwecke so lange ablaufen lassen, bis es gleichmäßig kühl aus der Leitung fließt. Das Ablaufwasser können Sie für andere Zwecke (z. B. als Wasch-, Gieß- oder Putzwasser) nutzen. Mit dem Ablaufen lassen von Wasser kann man zwar den Bleigehalt verringern, eine Sicherheit dafür, dass auch Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder sicher geschützt werden, erzielen Sie so allerdings nicht. Deshalb sollten Sie zur Zubereitung von Säuglings und Kleinkindernahrung keinesfalls Wasser verwenden, das durch Bleirohre geflossen ist. Nehmen Sie stattdessen besser abgepacktes Wasser. Wenden Sie sich im Zweifelsfall bitte an ihr örtliches Gesundheitsamt. Sterilisieren müssen Sie Sauger und Flaschen übrigens nach aktueller Empfehlung gar nicht. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 26.08.2016



Antwort auf: Alte Bleirohre

Hallo, die Bleirohre sollten dringend saniert werden - unabhängig vom Baby. Das Wasser ist auch zum Kochen usw. eigentlich nicht geeignet. Auch für Erwachsene ist Blei als Schwermetall ein Risiko. Kleiner Tipp für den Anfang: Man kann gegen relativ kleines Geld eine Wasseranalyse durchführen lassen (mal bei den Wasserwerken anfragen, die kenne die Adressen). Dann kann man genau sagen, wieviel Blei ins Wasser übergeht und ob kritische Grenzwerte überschritten sind. Blei kann übrigens auch über die Haut aufgenommen werden (also theoretisch auch in geringen Mengen beim Baden im Wasser aus Bleirohren). Sollte man also auch vermeiden.

Mitglied inaktiv - 25.08.2016, 19:54