PMS - die schlimmen Tage vor den Tagen

Frau in rosa Hose fasst sich an den Bauch

© Adobe Stock, Emmanuelle Guillou

Von Männern gefürchtet, von Frauen gehasst: das Prämenstruelle Syndrom oder auch einfach PMS. An den Tagen, bevor sie ihre Tage bekommen, sind viele Frauen plötzlich nicht mehr sie selbst. 

Ruhige, ausgeglichene Mütter verwandeln sich in tobende Furien, selbstbewusste Managerinnen in ein weinerliches "Häufchen Elend". Eine Übertreibung? Keineswegs. Drei Viertel aller Frauen geben an, sich an den Tagen vor den Tagen nicht so wohl zu fühlen wie sonst. Immerhin 25 Prozent leiden unter Beschwerden wie Reizbarkeit, Migräne oder dergleichen. Etwa 5 Prozent der Frauen sind so stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt, dass ein normaler Alltag unmöglich wird und sie ärztliche Hilfe benötigen. Bei ihnen spricht man dann von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Und sogar vor Gericht wurden schwere Fälle von PMS bei Verbrechen bereits als "mildernde Umstände" anerkannt.

Wie entsteht PMS?

Grundsätzlich entsteht PMS durch die Umstellung der weiblichen Geschlechtshormone in der zweiten Zyklushälfte. Jetzt steigt die Produktion an Progesteron an, während gleichzeitig der Östrogenspiegel sinkt. Viele Frauen reagieren darauf mit körperlichen Symptomen wie Wassereinlagerungen oder Verdauungsbeschwerden oder mit den typischen Stimmungsschwankungen. Vor allem der Serotonin-Spiegel, der für Glücksgefühl und Wohlbefinden verantwortlich ist, geht nämlich in dieser Zeit nach unten. Warum aber manche Frauen von diesen hormonellen Veränderungen besonders stark und andere - bei genau der gleichen hormonellen Ausgangslage - überhaupt nicht betroffen sind, ist trotz umfassender Studien immer noch weitgehend unklar. Vermutlich handelt es sich um eine "multifaktorielle" Störung: Zur hormonellen Umstellung kommen also wohl noch verschiedene andere Faktoren hinzu wie psychische Ursachen, eine erbliche Veranlagung oder Fehlfunktionen im Nervensystem.

Wie kann sich PMS äußern?

Die Beschwerden bei PMS sind außerordentlich vielfältig. Bis zu 150 verschiedene Symptome werden von betroffenen Frauen beschrieben. Sie reichen von Bauch- und Rückenschmerzen, über Verdauungsbeschwerden und Wassereinlagerungen bis hin zu schlechter Laune und schwachen Nerven. All diese Beschwerden haben gemeinsam, dass sie erst nach dem Eisprung in der zweiten Zyklushälfte auftreten, zur Menstruation hin stärker werden und mit dem Einsetzen der Regelblutung wieder verschwinden. Die meisten Frauen sind erst nach dem 30. Lebensjahr betroffen und mit zunehmendem Alter wird es oft noch schlimmer. Mit den Wechseljahren ist der Spuk allerdings normalerweise vorbei.

Typische körperliche Symptome:

Unterleibs- oder Rückenschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall, Kopfschmerzen, Migräne, Appetitlosigkeit, Heißhunger-Attacken, Wassereinlagerungen in den Beinen, Gelenken, rund um den Bauch oder im Gesicht (man fühlt sich regelrecht "aufgedunsen), Gewichtszunahme, vergrößerte, spannende und schmerzende Brüste oder schmerzhafte, empfindliche Brustwarzen.

Typische seelische Symptome:

Stimmungsschwankungen, mangelndes Selbstwertgefühl, Müdigkeit, Erschöpfung, Gleichgültigkeit, Depressionen, unerklärliche, tiefe Traurigkeit, Reizbarkeit, Aggressivität, schlechte Nerven, Angstzustände, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen.

Was kann man gegen PMS tun?

Die schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten richten sich jeweils nach den verschiedenen Beschwerden und ihrer Stärke und wirken in der Regel nur symptomatisch. Auch eine hormonelle Therapie greift nicht sicher an der Ursache des Problems an, kann aber oft die Beschwerden deutlich bessern. Es gibt aber auch verschiedenste alternative Möglichkeiten, wie man sich mit Entspannung, Sport oder einer gezielten Ernährungsumstellung die schlimmen Tage vor den Tagen erleichtern kann.

Schulmedizin: Medikamente, Hormone, Antidepressiva

Wenn Sie unter PMS leiden, sollten Sie zunächst mit Ihrem Frauenarzt über Ihre Beschwerden sprechen, der Ihnen geeignete Medikamente verschreiben kann:

  • Leichte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen gegen Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. Auf ASS (z.B. Aspirin) sollten Sie aber lieber verzichten, weil es die Blutungsneigung erhöht und die Regelblutung damit vermutlich verstärkt.
  • Diuretika wirken entwässernd und helfen gegen die Wassereinlagerungen im Körper und die damit verbundene Gewichtszunahme.
  • Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille verhindern den Eisprung und halten den Hormonspiegel gleichmäßig über den ganzen Zyklus. Sie sind somit meistens sehr wirksam gegen alle PMS Beschwerden.
  • Bei starken depressiven Verstimmungen kann auch ein (verschreibungspflichtiges) Antidepressivum erforderlich sein.
  • Teilweise werden auch Mittel zur Regulierung des Insulinstoffwechsels eingesetzt.
  • Auch die Schilddrüse kann Einfluss auf das PMS haben.

Alternative Heilkunde

Auch die naturheilkundliche Medizin bietet viele Mittel und Therapien gegen PMS. Sie sind vor allem für die Frauen geeignet, die der Schulmedizin eher kritisch gegenüber stehen oder nicht so gerne Hormone einnehmen wollen.

  • Mönchspfeffer (auch bekannt als Keuschlamm oder Agnus-castus) ist das pflanzliche Mittel bei allen Zyklus bedingten Beschwerden, weil es für ein ausgewogenes Gleichgewicht der weiblichen Hormone sorgt. Man muss es allerdings erst ein paar Wochen einnehmen, bis sich die erwünschte Wirkung zeigt.
  • Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend, Baldrian und Melisse helfen bei innerer Unruhe und Schlafstörungen.
  • Auch die Homöopathie kennt verschiedenste Mittel (z.B. Natrium muraticum gegen Überempfindlichkeit und schlechte Nerven, Sepia bei Zorn und Reizbarkeit, Pulsatilla bei allgemeiner Weinerlichkeit). Wegen der komplexen Symptome sollten Sie aber in jedem Fall einen zugelassenen Heilpraktiker zu Rate ziehen.

Ernährung

Wenn Sie stark unter prämenstruellen Beschwerden leiden, kann sich eine gezielte Ernährungsumstellung lohnen. Aber auch wenn Sie nur gelegentlich Symptome bei sich beobachten, hilft es an den Tagen vor den Tagen auf folgende Ernährungstipps zu achten:

  • Wirksam bei PMS sind essentielle Fettsäuren, z.B. in Olivenöl, Sojaprodukten und Fischölkapseln. Außerdem die besonders für Frauen wichtigen Vitamine E, B1 und B6!
  • Achten Sie auf einen möglichst stabilen Blutzuckerspiegel, das verhindert Stimmungstiefs und hilft gegen Heißhungerattacken. Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser als zwei oder drei große. Essen Sie wenig Zucker, dafür aber viele komplexe Kohlehydrate. Die regen die Bildung von Serotonin an, was für gute Laune sorgt.
  • Essen Sie möglichst wenig Salz (das verstärkt die Wassereinlagerungen).
  • Rotes Fleisch und Milchprodukte wirken sich negativ auf das hormonelle Gleichgewicht aus.
  • Alkohol verstärkt Stimmungsschwankungen und bindet Wasser, was die Wassereinlagerungen noch verstärken kann.
  • Verzichten Sie außerdem wenn möglich an diesen Tage auf Kaffee. Er kann Angstzustände und Schlafstörungen verursachen und steigert die Stressempfindlichkeit.
  • Und leider ist auch die klassische Tafel Schokolade, zu der man in dieser Zeit gerne greift, wenig hilfreich. Besser zur Entspannung hilft Magnesium (z.B. in Bananen und Nüssen enthalten oder als Zusatzpräparat).

Sport und Bewegung

Alle Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen helfen gegen PMS, weil sie den Spiegel des Glückshormons Serotonin im Körper erhöhen und damit direkt gegen die Ursache des typischen Stimmungstiefs helfen. Grundsätzlich ist jede Art von Bewegung gut, sogar ein kleiner Spaziergang, weil durch die Muskelbewegung das überschüssige Wasser im Gewebe leichter abtransportiert wird. Im Yoga gibt es einige Übungen, die sich besonders positiv auf die weiblichen Geschlechtsorgane auswirken (Hormon-Yoga).

Entspannung

Mediziner vermuten eine direkte Verbindung zwischen übermäßigem Stress und PMS, da Frauen in Managerposition oder mit Doppelbelastung besonders stark betroffen sind. Deshalb sollten Sie Stress im Allgemeinen und an den kritischen Tagen im Besonderen vermeiden und regelmäßig für Entspannung sorgen. Hier kann Autogenes Training, Yoga oder Progressive Muskelentspannung genauso hilfreich sein wie ein langer Spaziergang oder ein warmes Bad mit Lavendelzusatz. Probieren Sie einfach aus, was Ihnen jetzt besonders gut tut. Und nehmen Sie die Tage vor den Tagen als Anlass, auch im Alltag mal einen Gang zurückzuschalten!

Zuletzt überarbeitet: März 2019

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