Endometriose - ein oft verkanntes Frauenleiden!

Frau beim Bauchultraschall

© Adobe Stock, reflektastudios

Lange Zeit wurden Frauen, die unter besonders schmerzhaften, starken Regelblutungen litten, mit der Erklärung abgespeist: Das ist nun mal so!

Inzwischen wächst jedoch das Bewusstsein für diese unangenehme Erkrankung, die 6 Millionen Frauen in Deutschland allmonatlich das Leben schwer macht - und auch häufig für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich ist. Selbst wenn die Ursachen für Endometriose leider immer noch nicht wirklich geklärt sind - es gibt Therapiemöglichkeiten!

Was ist Endometriose?

Endometriose ist die zweithäufigste gutartige Erkrankung bei Frauen (nach Myomen). Schätzungsweise 6 Mio. Frauen leiden deutschlandweit darunter, und jährlich werden bis zu 30.000 Neuerkrankungen registriert. Bei der Krankheit handelt es sich um Ansammlungen von Gebärmutterschleimhaut ("Endometrium") außerhalb der Gebärmutter, z.B. im Bauchraum oder an den Eierstöcken, die dort zu Problemen wie z.B. Unterleibsschmerzen führen können.

Mit dem Verlauf des weiblichen Zyklus bereitet sich die Gebärmutter darauf vor, eine befruchtete Eizelle aufzunehmen und baut zu diesem Zweck Schleimhaut auf. Bei einigen Frauen siedelt sich diese Schleimhaut jedoch außerhalb der Gebärmutter an, wo sie eigentlich gar nichts zu suchen hat. Häufig findet man diese Versprengungen in der Bauchhöhle oder an den Eierstöcken, teilweise auch in der Scheide, im Darm, dem Harnleiter oder der Blase, in sehr seltenen Fällen sogar in der Lunge oder im Gehirn. Oft sind sie nur Stecknadel-groß, manchmal entstehen aber auch größere Endometriose-Herde. Nachdem die Schleimhaut mit dem weiblichen Zyklus anwächst und auch mit der Menstruation blutet, kommt es im Lauf der Zeit zu Entzündungen und Verwachsungen im Gewebe. Je nach Ort und Größe entstehen Schmerzen oder anderen Problemen, die sich im Lauf der Jahre meist noch verstärken. Vielfach kann Endometriose auch der Grund für ungewollte Kinderlosigkeit sein.

Entstehung und Ursachen von Endometriose

Die Ursachen für die Endometriose sind bisher noch weitgehend unbekannt. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Schleimhautzellen durch eine "retrograde" - also eine umgekehrte - Blutung in den Bauchraum verteilt werden. Hierbei läuft ein Teil der Menstruationsblutung nicht durch den Gebärmutterhals in die Scheide hinaus, sondern durch den Eileiter zurück in die Bauchhöhle und verteilt sich dort weiter. Nachdem aber fast alle Frauen solche umgekehrten Blutungen haben und nur ein kleiner Teil von ihnen Endometriose bekommt, ist das allein noch keine ausreichende Erklärung. Einige Theorien vermuten eine erbliche Veranlagung, da die Krankheit in manchen Familien vermehrt vorkommt. Andere vermuten eine Zellveränderung außerhalb der Gebärmutter oder eine Immunreaktion, bei der Zellen der Gebärmutterschleimhaut vom Körper angegriffen werden. Letztendlich sind das aber alles ungesicherte Vermutungen, und man muss ehrlich sagen: Die Wissenschaft tappt noch im Dunkeln.

Symptome

Die versprengten Zellen wachsen parallel mit dem weiblichen Zyklusgeschehen und verursachen dadurch Unterleibsschmerzen, Kreuzschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Wasserlassen, Schmierblutungen, unregelmäßige oder auch sehr starke Regelblutungen. Typischer Weise sind die Symptome in der zweiten Zyklushälfte stärker, nehmen bis zur Blutung hin zu und sind danach erst mal wieder vorbei. Viele Frauen merken aber auch gar nichts davon und bleiben über Jahre hin beschwerdefrei.

Therapie bei Endometriose

Die Heilungschancen bei Endometriose sind umso besser, je früher mit einer Therapie begonnen wird. Wegen der unklaren Symptome dauert es aber oft ziemlich lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Bei Verdacht auf Endometriose wird Ihr Frauenarzt vermutlich zunächst einen Ultraschall machen und dann im Anschluss eine Bauchspiegelung anordnen, um genau festzustellen, wo die Herde liegen und in welchem Ausmaß sie sich ausgebreitet haben. Es stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Auswahl. Allerdings führen sie nicht in allen Fällen zum gewünschten Erfolg, und auch die Rückfallquote ist relativ hoch.

Medikamentöse Therapie

Schmerzmittel können gegen die Beschwerden helfen, beseitigen aber nicht die Ursache. Hier kommen nur Hormone in Frage, die die Tätigkeit der Eierstöcke einschränken oder zeitweise total unterbinden, z.B. eine Gestagentherapie mit Dienogest oder sogenannte GnRh-Analoga. Durch den hormonellen Stillstand verschwinden häufig die Schmerzen, teilweise bilden sich auch Endometriose-Herde zurück. Oft leidet die Frau dabei aber unter unerwünschten Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen, da sie ja künstlich in einen Zustand ähnlich der Wechseljahre versetzt wird. Meistens müssen die Medikamente über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten eingenommen werden. In leichten Fällen zeigen manchmal auch hormonelle Verhütungsmittel (z.B. Pille, Dreimonatsspritze, Hormonspirale) bereits die erwünschte Wirkung.

Operative Methoden

Bei größeren Endometriose-Herden oder starken Verwachsungen vor allem an den Eierstöcken kann normalerweise nur eine Operation helfen. Mit Hilfe einer Bauchspiegelung wird zunächst die versprengte Gebärmutterschleimhaut lokalisiert und dann mit dem Laser, Skalpell oder auch mit elektrischem Strom entfernt. In schwereren Fällen müssen manchmal auch Teile der Eierstöcke, der Eileiter oder auch die Gebärmutter entfernt werden. Im Normalfall wird nach der OP eine hormonelle Behandlung empfohlen, da man dadurch die Rückfallquote erheblich senken kann. Trotzdem lässt sich das Risiko, erneut an Endometriose zu erkranken, leider nicht ganz ausschließen!

Alternative Heilverfahren

Viele alternative Methoden empfehlen Entspannung durch Yoga, sanfte Bewegung oder progressive Muskelentspannung, um den Stress abzubauen, der für das hormonelle Ungleichgewicht verantwortlich gemacht wird. Andere ganzheitliche Ansätze setzen auf Entgiftung, Entschlackung und gesunde Ernährung, damit sich die Leber regenerieren kann. Auf diese Weise kann sie dann ihrer Aufgabe, den zu hohen Östrogenspiegel abzubauen, der für die Endometriose mitverantwortlich ist, wieder richtig nachkommen.

Als klassische Heilpflanzen bei Frauenleiden - entsprechend auch bei Endometriose - werden Himbeerblätter, Frauenmantel und Mönchspfeffer empfohlen. Akupunktur, Akupressur, Massagen oder Physiotherapie (z.B. Fangopackungen) können gegen die Schmerzzustände helfen.

Endometriose als Ursache für unerfüllten Kinderwunsch

Neben verschiedenen schmerzhaften und unangenehmen Begleiterscheinungen kann die Endometriose auch zur Unfruchtbarkeit führen. Etwa 30% der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch leiden darunter. Zysten im Bereich der Eierstöcke sind besonders häufig. In Kombination mit Verklebungen der Eileiter können sie zu Problemen bei der Befruchtung und Einnistung der Eizelle führen. Deshalb wird man in diesem Fall versuchen, die Eileiter wieder durchlässig zu machen und die Endometriose im Bereich der Eierstöcke durch eine OP soweit wie möglich zu entfernen. Die Hormontherapie kann recht nervenaufreibend sein, da während der Zeit eine Schwangerschaft unmöglich ist. Andererseits können furchtbarkeitsfördernde Hormone, die bei der Kinderwunschbehandlung eingesetzt werden, die Endometriosebeschwerden zeitweise noch verschlimmern. Ein Dilemma, unter dem manche Frauen mit Kinderwunsch leiden.

Glücklicherweise sind die Chancen auf eine ganz normale Empfängnis nach einer erfolgreichen Behandlung der Endometriose gut. Viele Frauen werden im Anschluss auf natürlichem Wege schwanger. In einigen Fällen ist die Endometriose allerdings schon zu weit fortgeschritten, so dass nur noch eine künstliche Befruchtung, eine sogenannte "assistierte Reproduktion", oder eine In-Vitro-Fertilisation helfen können. Näheres zu diesen Themen finden Sie in unserem Kinderwunsch-Bereich.

Hilfe bei Endometriose

Bei der Selbsthilfeorganisation Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. können betroffene Frauen Hilfe finden.

Zuletzt überarbeitet: März 2019

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