HerzchenXX
Ich bin schwanger und freue mich sehr. Leider überschneidet sich die Familienplanung mit meinen beruflichen Zielen. Wenn ich mein Examen schreibe ist das Baby ca 7/8 Monate alt. Ich werde da sehr eingespannt sein und habe im Prinzip überhaupt keine Zeit. Totaler Ausnahmezustand, darauf habe ich lange hingearbeitet. Am liebsten würde ich ca 3-4 Monate vorher das Baby in eine Betreuung geben zB zur meiner Mutter um mich voll auf die Prüfung zu konzentrieren. Mein Mann ist auch noch da aber auch sehr eingespannt. Die Vorbereitung ist weiter weg und ich bin mir nicht sicher wie oft ich unter der Woche da sein könnte. Kann man so früh ein Baby schon abgeben? Oder soll ich das Examen gleich ein Jahr verschieben? Ich freue mich sehr uber Tipps und Erfahrungsberichte.
Liebe HerzchenXX, Ich bin in der Schwangeren Vorsorge auch in der Wochenbettbetreuung tätig und bekomme natürlich genau solche Fragen und Überlegungen mit. Daher kann ich dir sagen, dass du im Vorfeld planen kannst aber auch einen Plan B haben solltest. Denn wenn dein Kind erst einmal auf der Welt ist, sieht vieles anders aus. Manche Frauen können sich in der Schwangerschaft sehr gut vorstellen, ihr Kind recht früh abzugeben. Ist das Kind erst einmal auf dem Arm und du verbringst die ersten Wochen und Monate intensiv miteinander, fällt es sehr viel schwer, über einen längeren Zeitraum und vor allem auch über Nacht ein so kleines Baby abzugeben. Ihr solltet es in eurer Familie vorher gut besprechen. Du schreibst, dass du ungefähr mit acht Monaten dein Examen schreibst und du ungefähr vier Monate dein Kind vorher schon in eine Betreuung geben möchtest. Dein Baby ist dann gerade mal 12 oder 16 Wochen alt. Wenn ich ehrlich sein darf, ist dies zu früh! Dein Kind ist in einer absoluten Kennenlernenund Bindungs Phase und hat in dieser Zeit auch Entwicklungssprünge, die sehr viel Nähe fordern und auch natürlich unruhige Nächte. Wenn du über Nacht weg bist, sollte euch klar sein, dass deine Mutter diese unruhigen Nächte oder auch Tage meistern muss. In fremde Hände würde ich ein, drei Monate altes Kind eher ungerne geben, sondern wenn überhaupt in der Familie bleiben. Wenn du die Möglichkeit hast, würde ich so spät wie möglich diese Entscheidung treffen, um immer wieder in dich hinein zu hören. Es kann sehr gut sein, dass du merkst, dass es dir mein vom Gefühl her nicht möglich ist, dein Kind zu früh abzugeben. Ist es möglich, dass deine Mutter dein Kind dort betreut, dort wo du lernst und dein Examen schreibst? Es wäre ein Mittelweg. Dein Kind ist zwar betreut, aber trotzdem in deiner Nähe und du kannst zwischendurch auch für dein Kind da sein. Ich kann dir nur raten, dies gut zu besprechen und dir auch Flexibilität einzuräumen! Höre auf dein Bauchgefühl und habe einen Plan B bereit, wenn der erste dann für dich sich doch nicht gut anfühlt. Ich kann dir die Entscheidung natürlich nicht abnehmen und kann dir nur diese Gedanken mit auf den Weg geben. Du wirst verschiedene Meinungen zu diesem Thema hören, je mehr du fragst. Ich wünsche dir weiterhin eine sehr gute Schwangerschaft! Liebe Grüße Steffi Rex
Frau_H.
Ein persönlicher Erfahrungsbericht: bei meinem ersten Klnd habe ich meine Masterarbeit kurz vor ET abgegeben und diese später verteidigt + eine weitere umfangreichere Prüfungsleistung abgelegt als mein Kind 6 Monate alt war. Die Lernerei hat mich um sehr viel wertvolle Zeit mit meiner Tochter gebracht und zusätzlich habe ich keine besonders guten Leistungen bei den Prüfungen mit Kind erbracht. Ich denke, es lag am chronischen Schlafmangel, aber im Großen und Ganzen funktionierte gefühlt das Gehirn insgesamt auch deutlich verlangsamt. Vllt durch die Hormone oder die neue Situation, oder oder oder. Ich würde es so nicht noch einmal machen und ich frage mich auch, wofür ich mir diesen ganzen Stress am Ende des Tages angetan habe. Ich kann aber natürlich auch verstehen, dass man es einfach abhaken möchte! Ob du dein Kind so früh abgeben kannst, wirst du schlecht vor der Geburt definitiv beantworten können. Du kannst es planen, wie leicht es dir dann schlussendlich fällt, wird sich zeigen. Mit Kindern und Plänen ist das halt so eine Sache: ich habe mlr bspw, bevor ich Kinder bekam, geschworen nicht länger als sechs Monate zu stillen und das Kind von Anfang an ans eigene Bett zu gewöhnen. Heute bin ich langzeitstillend und wir praktizieren das Familienbett. Will sagen: insbesondere bevor das erste Kind kommt, hat man oft sehr genaue Vorstellungen, Wünsche, Ideen, die sich häufig in der Realität in Wohlgefallen auflösen, weil man a) merkt, dass die eigene Einstellung in der Praxis dann doch gar nicht so ist, wie man zuvor gedacht hat und b) das Leben mlt Kind bzw Kindern nur bedingt planbar ist. Fragen, die du dir außerdem stellen solltest: möchtest du stillen? Steht deine Mutter tatsächlich dann auch zur Verfügung oder gibt es Plan B bzgl der Betreuung? Könnte dein Mann Elternzeit nehmen? Das alles aus (m)einer sehr persönlichen Perspektive und sicherlich nicht zu verallgemeinern. Vielleicht hilft es trotzdem. Lg, S.