Woran erkennt man, dass alles ok ist?

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
Antwortet von Samstag - Mittwoch

Frage: Woran erkennt man, dass alles ok ist?

Lieber Dr. Busse, es tut mir leid, dass ich mit meinem Anliegen nochmal komme. Sie schreiben, dass es wichtig ist, eine schlechte Betreuung nach der Geburt des Kindes und die fehlende Stillunterstützung möglichst abzuhaken und sich dann über das gesunde Baby zu freuen. Also das würde ich auch wirklich gerne machen. Ich fürchte aber, ich kann damit erst abschließen, wenn ich sicher gehen kann, dass dem Baby dadurch, dass es die ersten vier Tage nach seiner Geburt nichts bekommen hat, jedenfalls keinen bleibenden Schaden davon getragen hat.. Denn die Geburt war ja am Samstag gegen 3 Uhr mit 3.450 Gramm und dann hatte er in der Klinik bis zur U2 am Montag schon ca. 10 Prozent abgenommen. Zuhause kam am Dienstag die Nachsorgehebamme und hatte erst mal aber auch nicht gewogen und uns weiterhin beschwichtigt; sie hatte ja erst auf unser Drängen hin am Mittwoch gewogen 2,980 Gramm. Das Problem liegt ja darin, dass das Kind vier Tage nichts bekommen hatte - und auch wenn es jetzt gewichts- und größenmäßig gedeiht, ist es doch wahrscheinlich, dass es in diesen vier Tagen zu wenig Flüssigkeit hatte und dass Nervenzellen gestorben sein könnten o.ä. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich halt nichts wusste. Ich wusste nicht, dass das Baby nur maximal 10 Prozent hätte abnehmen dürfen und dass alle Richtlinien für Krankenhäuser zum Beispiel besagen, dass ab 10 Prozent Gewichtsabnahme zuzufüttern ist. Denn in der Klinik hatte es ja "nur" fast 10 Prozent abgenommen und die restlichen 5 Prozent zu Hause. Ich hätte also sofort nach der Heimkunft selbst ständig wiegen sollen, hätte am besten am Tag darauf direkt zum Kinderarzt gehen sollen, damit das Baby eine Infusion bekommt. Vor allem hätte ich mich auch von der Hebamme nicht beschwichtigen lassen dürfen. Die Hebamme hatte ja am Dienstag eben noch nicht gewogen, sie hatte auch nicht nach den Windeln gefragt. Ich habe sogar nicht. gewusst, dass das Kind fünf nasse Windeln am Tag gebraucht hätte - und es hatte vielleicht ca. zwei. Es hat aber danach niemand gefragt, weder in der Klinik noch die Nachsorgehebamme am Dienstag. Ich wusste auch nicht, dass das Kind fünf Mal am Tag hätte urinieren müssen oder dass es nicht normal ist, wenn das Kindspech mehrfach bis Montag rauskam, bis es ganz raus war und wenn der erste "normale" Stuhl erst nach einer Woche kam, und wenn ein Kind nachts durchwegs schreit und tagsüber so feste schläft, dass es kaum wach zu kriegen ist. Ich habe es einfach nicht gewusst. Ich hatte das Kind angelegt, aber immer das Gefühl, dass nichts dabei rumkommt; Und es hat niemand mal einen ganzen Stillvorgang von Anfang bis Ende angeschaut. Die Schwestern haben mich aber immer beruhigt oder eher gesagt "abgewiegelt", dass schon sehr wenig Kolostrum reicht, das hat schon jede Mutter und der Magen vom Baby ist so klein etc. Das Kind schreie wahrscheinlich, weil es kuscheln wolle, eingepuckt haben wolle, keinen Tag-Nacht-Rhythmus habe etc. Ich habe das geglaubt. Ich habe nicht gewusst, dass es fünf Windeln am Tag hätte einnässen müssen. Es hatte vielleicht zwei, ich habe es nicht aufgeschrieben. Ich komme mir so blöd vor. Ich weiß heute, dass das Kind nichts bekommen haben kann, weil es so stark abgenommen hat. Außerdem hatte es aus Hunger geschrien - denn seit es die PRE-Nahrung bekommt, ist es ein zufriedenes Kind. Es ist vom Charakter her kein Schreikind. Das Kind hatte praktisch Hunger, aber ich habe das einfach nicht erkannt. ich hätte es nicht hungern lassen dürfen. Ich wollte das nicht. Ich will das Beste für mein Kind. Es ist schon schade, dass ich es nicht stillen kann. Ich bin extra in eine Level1-Klinik gegangen, wo die Atmosphäre nicht so toll ist - Hauptsache, das Kind ist in guten Händen, falls was wäre. Und dann geht alles so schief. Und überall steht, dass maximal 10 Prozent Gewichtsabnahme "tolerierbar" ist. Spätestens da müssen Kliniken also zufüttern. Aber in der Klinik wurden diese 10 Prozent ja knapp noch nicht geknackt, sondern fatalerweise zuhause, weil auch die Nachsorgehebamme kein Problem gesehen hat - Diese Richtlinien mit den 10 Prozent müssen doch einen medizinischen Hintergrund und Sinn haben, nämlich dass eine Abnahme über 10 Prozent Nachteile für das Kind hat? Aber ich weiß nicht, welche Nachteile das hat. Und ich komme da mit Googeln nicht besonders weit. Deshalb meine ich, dass das Expertenforum halt die Möglichkeit ist, zumindest allgemein zu erfahren, was mit dem Baby bei einer solch starken Gewichtsabnahme passiert, oder ab wann es dehydriert ist und welche Folgen sowas hat. Und jetzt weiß ich das alles und auch, dass bei Dehydrierung Nervenzellen absterben können. Das ist ja nur eine Frage, wie das allgemein sich verhält. Am besten wäre natürlich, wenn ich wüsste, dass mein Kind gesund ist. Kann man zum Beispiel sagen: Wenn die U3 in Ordnung war, dann kann man dann davon ausgehen, dass das Kind gesund ist? Andererseits kann man ja bei so einer U3-Untersuchung auch nicht alles sehen, was beim Hungern eventuell kaputt gegangen ist. Oder kann man sagen, wenn das Kind einen anschauen und an der Welt heute teilhaben kann, dann ist alles in Ordnung? Woran kann ich denn erkennen, dass das Kind keinen Schaden durch die fehlende Milch die ersten 4 Lebenstage genommen hat? Bzw. warum ist es im Allgemeinen unwahrscheinlich, dass ein Kind einen Schaden genommen hat?

von Issi123 am 02.02.2018, 10:27



Antwort auf: Woran erkennt man, dass alles ok ist?

Liebe I., bitte folgen Sie meinem Rat und lassen sich dabei auch helfen, denn Ihre Sorge ist völlig unbegründet. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 02.02.2018