Frage: Wie gelassen bleiben

Hallo Herr Busse, liebe Leser, mehrfach kam hier der Beitrag, dass Fragen gestellt würden, die jeglicher Realität entbehren. Und vermutlich gehören auch meine Fragen dazu. Die Sorgen zu den gestellten Fragen sind real und machen Angst. Ich frage mich, wie es zu schaffen ist gelassen zu bleiben, wenn man beispielsweise liest, dass Glyphosat weit verbreitet ist, keiner weiß, was es bewirkt, in verschiedenen Kosmetikartikeln und Kleinstgewässern neben Feldern nachgewiesen wurde. Wie sollen wir unsere Kinder durch die Felder ziehen lassen und in den Bächen spielen lassen? Alle von Ökotest getesteten Gummistiefeln waren bedenklich. Es heißt möglich darauf verzichten, das gleiche gilt für Sandalen. Am besten Barfuß laufen lassen. Kinder sollten keine Reiswaffeln mehr essen, da mit Arsen belastet. Bei meiner Schwester vor der Haustür hat die Gemeinde kürzlich Unkrautvernichter auf die Parkstreufen gesprüht, ohne die Anwohner zu informieren. Es hätte ein Kind barfuß oder ein Hund durchlaufen können. Ich frage Sie, Herr Busse, haben Sie einen Tip für mich, mit welchen Gedanken dies alles mit Gelassenheit betrachten soll. Liebe Forumsmitglieder, habt ihr Tips für mich? (Professionelle Hilfe habe ich mir schon gesucht) aber wie geht Ihr mit euren Ängsten und Sorgen um und wie bekämpft ihr diese? Ich bin dankbar für jeden Hinweis. D.

Mitglied inaktiv - 02.10.2016, 14:46



Antwort auf: Wie gelassen bleiben

Liebe D., Angst vor dem Leben an sich zu haben und vor allem, was nun mal auch an Unwägbarkeiten und ja auch möglicherweise an nicht so gesunden Dingen auf uns und unsere Kinder zukommt, halte ich für eine viel größere Belastung für Eltern und auch für ihre Kinder als es je ein "Schadstoff" sein könnte. Deshalb kann ich Ihnen nur dringend empfehlen, sich professionelle Beratung und Hilfe zu suchen gegen solche Ängste, die Ihnen und Ihrer Familie das Leben schwer machen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 02.10.2016



Antwort auf: Wie gelassen bleiben

Für mich ist es sehr wichtig, dass mein Kind angstfrei aufwächst und einfach Kind sein kann, und das tun kann, was Kinder seit Generationen draußen tun, spielen und wild sein. Ist das heutzutage noch verantwortlich?

Mitglied inaktiv - 02.10.2016, 14:51



Antwort auf: Wie gelassen bleiben

Ein Gedanke: Ich kann diese Dinge nicht ändern. Ich kann nur mein Bestes geben, damit mein Kind eine glückliche Kindheit hat und vielleicht eines Tages die Welt ein winziges Stückchen besser macht. Der Gedanke hilft mir meistens sehr.

von Kekskopf am 02.10.2016, 15:07



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Hallo. Es gibt Dinge, die kann man nicht ändern. Ich hatte auch Gummistiefel als Kind und keine Ahnung ob das Gefährlich für mich war ...ich Lebe jedenfalls noch :D und hatte Spass durch die Pfützen damit zu springen... Dann dürfte man nicht mehr auf die Strasse gehen...Autoabgase und Co lauern an jeder Ecke... Versuch die Dinge ins positive zu drehen, denn du wirst unbewusst deine Ängste auf dein Kind übertragen... und es wird ängstlich werden... Lass locker und versuch nicht nur das schlechte zu sehen... junima2011

von junima2011 am 02.10.2016, 15:27



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Du kannst die folgendes vor Augen führen: Ja du aufgewachsen bist war die ganze scheisse und vieles anderes (z.b. Asbest, bpa...) was jetzt teilweise verboten ist auch da. Auch damals war Plastik voller Weichmacher, das von dir aufgenommen wurde. Die Lust voller Partikel aus Industrieanlagen, die heute mit Filtern ausgestattet sind. Von manchen Giften waren damals mehr davon manchen weniger. Aber: damals konnte man es halt nicht nachweisen. Du wüsstest nichts davon. Heute kann man durch feinste messmethode in quasi jeden Gegenstand irgendwas bedenkliches nachweisen. Das heißt aber nicht, dass die konzentration so hoch ist, dass es irgendeine große Bedeutung für dich oder dein Kind hat! Und das wird bei ökotest gerne mal verschwiegen. Klar macht es Sinn, so zu leben, dass die Umwelt nicht mehr als nötig belastet wird. Selbst im garten darauf achten, kein Gift zu sprühen, evtl mehr für nachhaltige Produkte auszugeben. Aber du kannst und musst dein Kind nicht vor allem schützen. Vielleicht hilft dir das ein wenig.

von lola-anonym am 02.10.2016, 15:28



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Hallo D., meiner Meinung nach ist die Größte Gefahr, die den Kindern der jetzigen Generation auflauert und sie vielleicht daran hindert, gesund und glücklich groß zu werden: die Angst, die Verunsicherung, der damit verbundene Dauerstress. Egal zu was Du Dich genauer einliest, Du wirst überall potentielle Gefahren finden. Überall. Und Du musst Dich dann ständig entscheiden, welches Risiko das geringere ist (in giftigen Gummistiefeln durch die Pfützen oder barfuß Glyphosat abbekommen?, Reiswaffel, in Alufolie eingepackte Schokoriegel oder ein vielleicht genveränderter Apfel? ... und die Informationen ziehst Du aus dem Netz und sitzt in der Strahlung von Wlan und ... was weiß ich? ) Keiner weiß wie gut die Menschheit mit den Herausforderungen der Zukunft umgeht, aber ich finde, dafür dass wir selbst vermutlich bereits jede Menge Giftstoffe in unserer Kindheit ertragen mussten, machen wir uns ganz gut. Und dieses Jammern auf sehr hohem Niveau können wir uns nur leisten, da wir das große Glück haben, nicht in einem Kriegsgebiet zu leben, keinen Hunger, Seuchen oder sonstiges erleiden zu müssen. Nur wer keine echten Probleme hat, kann es sich leisten, sich über Ökotest-Resultate Gedanken zu machen. Dennoch bin ich natürlich sehr dafür, unsere (Um-)Welt zu schützen und sich so nachhaltig wie möglich zu verhalten. Du schützt Dein Kind am besten, indem Du ihm vorlebst, dass das Leben Spaß macht und Ihr das große Glück habt, in Gummistiefeln oder barfuß, reiswaffelessenderweise gesund und munter durch den Park laufen zu können. ;-)

Mitglied inaktiv - 02.10.2016, 16:11



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Hallo, der einzige Tipp an Dich, der Sinn macht ist, dass Du Dich behandeln lassen musst. Und das tust Du ja. Du merkst selbst, dass sich andere nicht mit diesen Ängsten quälen, also ist doch offensichtlich, dass etwas bei Dir nicht so läuft wie es sollte. Du kannst nichts dafür, aber dafür ist eine Therapie da, um Deine Angst in den Griff zu bekommen. Gesunde bekommen es evtl. gar nicht mit, dass Gummistiefel schadstoffbelastet sind, außer sie stolpern zufällig über einen Bericht. Du suchst vermutlich geradezu danach, was alles krank machen kann. Und da liegt der Unterschied. Mit dem Muttersein macht man sich selbstverständlich über ganz andere Dinge Sorgen als vorher, das ist normal. Aber wenn die Angst das Leben bestimmt, wird es kritisch. Früher haben Eltern zu Hause geraucht, sogar im Auto im Beisein der Kinder. Früher hat sich keiner dafür interessiert, ob das Kind mal etwas Sand in der Sandkiste gegessen hat. Heute fürchtet jeder gleich Fuchsbandwurm. Jedes Pickelchen wird genau beobachtet, denn es könnte ja eine Blutvergiftung entstehen. 38 Grad Temperatur ist dann gleich tödliches Fieber. Das Internet ist für solche Ängste förderlich. Früher hatte Mama ein Buch mit Kinderkrankheiten im Regal stehen und wenn sie glaubte, sie müsse das Kind dem Arzt vorstellen, dann tat sie das. Inzwischen hat sie auf ihr Gefühl gehört, dem fiebernden Kind Wadenwickel gemacht und Märchen vorgelesen. Die meisten haben überlebt, auch ganz ohne Notaufnahme! Mein Fazit: Es gibt keine Tipps für Dich, Du musst hoffen, dass die therapeutische Behandlung anschlägt. Alles Gute dafür! Liebe Grüße Port

Mitglied inaktiv - 02.10.2016, 16:53



Antwort auf: Wie gelassen bleiben

Hallo D., mir geht es genauso wie dir. :-) Sobald ich von etwas "Gefährlichem" lese, will ich es vermeiden und mich und mein Kind schützen. Klar war früher auch nicht alles besser und wir leben noch. Aber bei mir ist das Problem, wenn ich von etwas weiß, dann kann ich das nicht ignorieren. Ich habe auch schon eine Psychotherapie gemacht, aber das hat nicht wirklich was gebracht. Ich habe keine Tipps bekommen, wie ich damit besser umgehen kann. Mein Mann hatte dann die Idee, dass ich Computer-Verbot bekomme ;-). Nun ja, ich versuche nun zumindest nicht alles zu googlen. Das hilft etwas, denn was ich nicht weiß.... Besonders schwierig ist für mich z.B. die Zecken-Frage. Wir wohnen in keinem Risiko-Gebiet, sind daher nicht geimpft. Falls wir mal nach Bayern etc. in den Urlaub wollten, müsste ich entscheiden zwischen Risiko Zeckenbiss und FSME und Risiko Impfung mit Nebenwirkungen und Inhaltsstoff Formaldehyd. Bislang wähle ich da die Variante Vermeidung... Viele Grüße K.

von KrümelsMami2009 am 02.10.2016, 17:10



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Du hast die Hilfe gesucht das ist toll. Wie gehe ich damit um? Ich sehe das eigentlich locker. Ich bin jahrgang 76 und in meiner Kindheit wurde auf sowas nicht geachtet. Klar man ist heute in allen weiter aber man sollte ruhig bleiben. Dein Thema Gummistiefel ja die sind belastet aber Kinder tragen die nicht täglich und nicht dauerhaft. Entspann dich und lass dein Kind einfach Kind sein. Nicht alles ist gefährlich

von kati1976 am 02.10.2016, 19:38



Antwort auf: Wie gelassen bleiben

Hallo, du hast durchaus recht, es gibt viele Gifte und es ist sinnvoll die Kinder nicht in die schlimmsten davon rennen zu lassen, z. B. indem man Bioqualität kauft, denn das Essen geht nicht nur durch die Haut wie Umweltgifte sondern durch den ganzen Körper. Das Problem ist aber, dass die Umweltgifte miterweile einfach überall sind. Du kannst sie nicht vermeiden egal wie sehr du dich anstrengst. Die meisten Gifte wirken ja auch frühestens im letzten Lebensdrittel evtl schädlich. Im ungünstigsten Fall stirbt dein Kind durch Umweltgifte also 10 Jahre früher. Wenn dein Kind aber von klein auf mit Ängsten, Warnhinweisen, Restriktionen aufwächst ist die Gefahr sehr hoch, dass es eine Angst- oder Depressionsstörung entwickelt. Die Suizidrate bei Depressionen liegt bei bis zu 10%. Und zwar deutlich vor dem Sterbealter durch Umweltgifte und mit einer jahrelangen Leidenszeit davor. Welches also ist das kleinere Risiko? Und welches ist das wahrscheinlichere Risiko? Das der Umweltgifte oder das einer psychischen Störung. In Anbetracht dessen, dass diese zur Volkskrankheit Nr. 3 (??) geworden sind würde ich sagen ist die Antwort eindeutig. Du hast also - negativ betrachtet - nur die Wahl zwischen zwei Giften. Einem physischen Gift und einem psychischem Gift. Alles Liebe für dich und dein Kind und viel Erfolg bei der Therapie, das wird schon!!!

von Hannah79 am 02.10.2016, 20:42



Antwort auf: Wie gelassen bleiben

Liebe D. Ich kann Dich sehr gut verstehen, vor vielen Jahren schrieb ich mir hier auch meine Ängste und Sorgen von der Seele. Als junge Mutter ist das ganz normal (bis zu einem gewissen Grad, danach wird es leider problematisch. wenn das Leben durch diese Ängste etc eingeschränkt wird). Natürlich mache ich mir auch heute weiterhin Gedanken über die Gesundheit meiner Kinder, die jetzt zum größten Teil im Teenageralter sind. Das werde ich immer tun. Eine Bekannte von mir sagte mal: "sobald man ein Kind zur Welt gebracht hat, trägt man sein Herz außerhalb seines Körpers." Stehe ich vor einer für mich schier untragbaren Situation - mache ich mir schrecklich Sorgen um mein Kind, hilft mir immer mein Glaube an Gott. Ich weiß, nicht jeder ist gläubig, manch einer wird jetzt den Kopf schütteln und sagen, Oh neee, wieder so eine, die bekehren will! Ne, mache ich nicht, ich rede hier von meiner Erfahrung, wie ich mit Ängsten umgehe. Für mich wäre es das Schlimmste, wenn ich mich nicht mit meinern Sorgen an jemanden wenden könnte, der mich beruhigt und dass ist in meinem Fall der Glaube an Gott. Ich kann hier auf Erden nur versuchen, für meine Kinder das mir möglichste zu tun, sie zu beschützen, wie ich kann, aber ich bin nunmal nur ein Mensch und werde sie nie vor allem schützen können, erst recht nicht, wenn sie allein in die Welt stapfen wie meine hier nun. Ich kann nur für sie beten und hoffen, dass sie immer einen Schutzengel um sich haben werden, wo immer sie gehen und stehen. Und dass sie auch einmal zu diesem Glauben und darin Ruhe und Gelassenheit finden. Das wichtigster Gebet für mich ist immer: Egal was kommt, - aber wirklich egal! - bitte lass mich mit dieser Situation umgehen, Ruhe bewahren und nicht verzweifeln sondern weiter Lebensfreude haben. Ich kenne Schwerstbehinderte, die weit mehr Lebensfreude als Gesunde haben. Sie meistern ihr Leben. Und das sollten wir, denen es so gut geht, auch können. Dankbar sein für das was wir momentan haben, die Zukunft wird sich geben, mit oder ohne unser Zutun. Es wird immer "Gummistiefel mit Schadstoffen" geben, Handys mit Elektrosmog, Düngemittel im Essen. Manche Menschen werden davon krank, mache werden krank weil sie bei rot über die Ampel gegangen sind. Wir haben aber nur dieses eine Leben - es mit Sorgen und Ängsten zu verschwenden wäre tragisch. Wie gesagt, mir hilft beten und darum bitten, dass Gott auf mich und meine Kinder aufgepaßt und uns dann die nötige Kraft gibt, mit jeder Situation zurechtzukommen. Liebe Grüße von Karin

von KarinH am 03.10.2016, 05:23



Antwort auf: Wie gelassen bleiben

Ich danke euch/Ihnen allen für eure aufbauenden Worte und Tipps. Ich bin irgendwie in diese Ängstlichkeit reingeschliddert, obwohl ich selbst als Kind und bis vor Kurzem noch das totale Gegenteil war ;( Ich hoffe, dass mir der Therapeut gut helfen kann.Ich finde das Argument von Herrn Busse auch sehr hilfreich, dass die Ängste vermutlich deutlich belastender sind als Umweltgifte, aber das muss natürlich auch im eigenen Kopf „Klick" machen. Bei mir haben auch glaube ich zu viele Recherchen im Netz ihren Teil dazu beigetragen. Da ist ja irgendwie alles potenziell gefährlich. Früher ist man an all die Informationen gar nicht gekommen. Vielen Dank an alle und ich freue mich über jeden weiteren Tipp.

Mitglied inaktiv - 04.10.2016, 11:10