Hermannus1973
Sehr geehrter Herr Dr. Buss, unsere vierjährige Tochter Silke hat ein "komisches" Verhalten, dass sie überwiegend in ihrem Kindergarten aber manchmal auch zu Hause zeigt. Sie sucht sich einen Gegenstand oder eine Kante (wie z.B. die Ecke einer Matratze) und fängt an, sich daran zu reiben. Dies kann sie unheimlich lange durchhalten und sie schwitzt heftig (nasse Haare) und manchmal (dann zu Hause) schläft sie auch dabei ein (nie im Kindergarten). Sie lässt sich auch überwiegend durch gutes Zureden nicht davon abbringen bzw. nur in selten Fällen (kurzfristig) davon abbringen. Ich habe schon viel gelesen, dass man ein solches Verhalten nicht verbieten oder bestrafen soll (mal davon abgesehen, dass selbst ein solcher Versuch keine wirkliche Wirkung bei unsere Tochter zeigt). Auch, dass das Verhalten einer Selbstbefriedigung gleichkommt und dies grds. "normal" ist und man mit den Kinder darüber reden soll, dass sie das doch "nur" in ihrem Zimmer machen sollen ... Wir sehen dieses Verhalten als eine Art "Selbstberuhigung" oder "Stressbewältigung" (wobei wir momentan die Art des Stresses nicht erkennen können) oder eine Art Rückzug, wenn es ihr zu laut oder zu wuselig ist (durch andere Kinder z.B. während ihres eigenen Geburtstags). Auch Müdigkeit (z.B. durch die Unruhe durch ihre neugeborene Schwester) könnte als Ursache möglich sein, wobei ihr Verhalten sich nicht verschlimmert hat und VOR der Geburt im gleichen Ausmaß bereits auftrat. Grds. halte ich das Verhalten nicht für schlimm, aber durchaus unangenehm, weil sie sich tranceähnlich nicht davon abbringen lässt. Im Kindergarten scheint es die Betreuer durchaus sehr zu stören. Die Kindergärtnerinnen sagen, Silke behindert sich damit, bei anderen Aktivitäten im Kindergarten (gemeinsames Malen oder Basteln) teilnehmen zu können. Unsere Silke ist ein sehr aufgewecktes Mädchen mit einem bereits großen Sprachschatz und Fantasie und Verständnis für Zusammenhänge. Sie spielt gerne allein (auch im Kindergarten), möchte aber auch gerne, dass z.B. Papa und Mama mit ihr spielen, wenn wir da sind ... dann erscheint es, als würde sie das ganze Wochenende gerne "bespaßt" werden, wobei sie sich dann zwischendurch auch wieder selbst beschäftigt. Wir haben sie im Sommer für über sechs Wochen (länger als die eigentlichen Kindergartenferien) zu Hause gelassen, wo zumindest in dieser Zeit das Verhalten nur einmal auftrat, als sie sehr müde war. Als sie dann wieder in den Kindergarten kam, trat dieses Verhalten fast unmittelbar im Kindergarten auf und nun auch bei uns zu Hause. Mehr weißt ich nun erst mal nicht zu schreiben ... wenn sie mehr Informationen benötigen, fragen sie bitte nach. Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus.
Liebe A., diese Aktivität selbst ist etwas ganz normales und so normal sollte man auch damit umgehen. Sorgen machen sollte man sich dann, wenn, wie Sie schreiben, ein Kind dann z.B. im Kindergarten am Mitmachen bei gemeinsamen Aktivitäten gehindert wird. Versuchen Sie doch einmal im Gespräch mit den Erzieherinnen herauszufinden, wie das im Kindergarten so abläuft, wann Ihre Tochter sich so absondert und warum. Auch ein individuelles Gespräch mit ihrem KInderarzt oder einer Familienberatungsstelle könnte sicher helfen. Alles Gute!
