Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Verhalten

Rund ums Baby Adventskalender 2025
Frage: Verhalten

Chelliii

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Guten Abend, Ich habe mehrere Fragen. Vielen Dank schonmal für Ihre Antworten. Mein Sohn ist 23 Monate alt. Im Moment bin ich ein bisschen überfordert mit ihm und weiß nicht so recht wie ich manchmal mit den Situationen umgehen soll. Er ist jetzt in einer totalen trotz Phase wo er sich extrem austestet, uns auslacht, rum schreit, haut, sich auf den Boden wirft und sich selbst weh tut. Beispiel: Wir waren am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt. Er ist ganz normal an der Hand gelaufen und war total lieb. Dann sind wir an einem Stand stehen geblieben um etwas zu kaufen. Auf der anderen Seite hat er ein Kinderkarussell gesehen wo er unbedingt rein wollte. Wir konnten in dem Moment aber nicht hin also ist der völlig ausgeflippt. Wir haben versucht ihn zu beruhigen in dem wir mit ihm gesprochen haben (er versteht aber nicht wirklich was wir ihm sagen). Er hat sich nicht beruhigen lassen. Wir haben ihn dann in den Kinderwagen gesetzt wo er natürlich noch mehr ausgeflippt ist. Wir konnten ihn aber ehrlich gesagt nicht mehr halten, weil er extrem am strampeln war... nach 2 Minuten haben wir ihn dort wieder rausgenommen, weil er sich wieder selbst wehgetan hat indem er den Kopf die ganze Zeit an die Kinderwagenstange geschlagen hat. Das Ende vom Lied war das wir ihn durch die ganze Stadt bis zum Auto geschleppt haben wo er sich dann erst 30 Minuten später wieder beruhigt hat. Alle Leute haben uns natürlich angeglotzt und sonst was gedacht haben was wir mit dem Kind machen. Solche Situationen kommen im Moment total oft vor wenn es nicht nach seinem Willen geht.. mir ist das immer total unangenehm und ich weiß wirklich nicht wie ich in so Situationen reagieren soll, weil ich dann auch einfach total überfordert bin. Wenn ich ihm erklären will warum das gerade nicht geht hört er gar nicht zu und fängt noch mehr an zu schreien.. vielleicht haben sie tips wie wir in so Situationen damit umgehen können?! Wir haben bald die U7 und er spricht noch nicht mehr als 6 Wörter ungefähr .. verstehen tut er eigentlich ganz gut wenn wir z.B zu ihm sagen hol bitte deine Flasche dann holt er sie auch. Seine Cousine 10 Wochen jünger spricht hingegen schon 2-3 ganze Sätze .. In wie fern ist das schlimm und normal ? Vielen lieben Dank für Ihre Zeit und antworten. Liebe Grüße


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe C., Ihr Sohn ist in einem Alter, in dem er die Welt erobern will und soll, und damit stößt er natürlich ständig an natürliche Grenzen - und das frustriert. Er muss und wird lernen, damit umzugehen und das auszuhalten. Dafür ist es aber wichtig, dass Sie klare Grenzen setzen bei wichtigen Dingen, er auf der anderen Seite aber auch anderes selber entscheiden darf. Also liebevolle Konsequenz und Geduld. Auch wenn er sich aufführt wie ein "Mainzelmännchen". Wenn also Ablenken nicht hilft, dann muss man ihn auch sich austoben lassen oder ihn vom Geschehen wegnehmen. Besuchen Sie doch einen Erziehungskurs z.B. beim Kinderschutzbund oder bei "Triple P", das macht sicher. Alles GUte!


Liliane

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Hallo! Das Karussel war sicherlich etwas ganz Tolles und Aufregendes für Deinen Sohn? Klar, dass er dahin wollte und verständlich, dass er wütend war, als er nicht durfte. Was hat gegen den Karussel-Besuch gesprochen und wie/was habt ihr ihm erklärt? :-) Ich finde es sehr wichtig, in solchen Situationen immer zu prüfen, warum ich etwas tatsächlich verneinen und meinem Kind versagen möchte. Tue ich es, weil ich gerade einfach keine Lust habe, weil es mir zu lästig ist oder gibt es einen ganz anderen, z.B. äußeren Grund, der die Wunscherfüllung einfach unmöglich macht? Auch: Welche Bedürfnisse wiegen gerade wirklich schwerer? Gibt es evtl. auch einen Kompromiss? Etc. ... Und in diesem Zusammenhang noch wichtiger: Wie KLAR bin ich in meiner Entscheidung? Die kleinste innere Unsicherheit kann dazu führen, dass das Kind merkt "aaah, da ist noch Spielraum, ich kann es noch weiter probieren, vielleicht gehen wir dann ja doch". Wenn die Eltern in der Regel jedoch wirklich innerlich klar sind in ihren "Neins" und diese ebenso klar und ruhig (!) erklären können, dann akzeptieren Kinder diese auch viel eher. Auch schon die Kleinsten. Du schreibst: "mir ist das immer total unangenehm und ich weiß wirklich nicht wie ich in so Situationen reagieren soll, weil ich dann auch einfach total überfordert bin. Wenn ich ihm erklären will warum das gerade nicht geht hört er gar nicht zu und fängt noch mehr an zu schreien.. " Ich glaube, hier liegt ein entscheidendes Problem. Du bist unsicher in Bezug auf die anderen Leute drum herum, schämst Dich ggf., bist überfordert. Auch das wird Dein Kind spüren und spiegelt Dich somit möglicherweise, sodass diese "kleine Katastrophe" ihren ganz logischen Verlauf nimmt. Dabei werden die meisten Leute es sicherlich weniger "schlimm" empfinden als Du es phantasierst. Und viele werden als Eltern selbst ähnliche Situationen kennen. Versuche innerlich, bei Deinem Sohn (und Dir selbst) zu bleiben, nicht bei den anderen Leuten! :-) Ich weiß, das ist erstmal leichter gesagt, als getan, aber man kann es lernen. Auch wichtig zu wissen: In dem Moment, wo Dein Sohn so außer sich ist, kannst Du ihm noch so viel erklären, er wird sehr, sehr wahrscheinlich dafür keine Antennen haben. Erst wenn er sich wieder etwas beruhigt hat, ist er wieder offen für Erklärungen. Was Du aber bei einem Wutanfall tun kannst, ist, ihm echtes Verständnis für seine Wut entgegen zu bringen. Wut/Traurigsein ist etwas natürliches und die Regulation - die natürlich im Laufe des Lebens immer wichtiger wird - muss von Kindern erst gelernt werden. Das können sie am besten, wenn sie darin überhaupt von ihren Bezugspersonen erstmal wohlwollend (!) gesehen, verstanden und in gewisser Weise aufgefangen werden. Und, indem ihnen vorgelebt wird, wie das überhaupt geht mit der Wutregulation? Frage: Wie geht ihr selbst mit Wut um? Er wird also in dem Moment der großen Wut zwar mit Erklärungen nix anfangen können, aber für Emotionen ist er weiterhin offen. In der akuten Situation vielleicht einfach durch verständnisvollem Blick und einen beruhigenden/verständnisvollen Satz oder schlichtweg eine Umarmung (wenn er mag) bei ihm sein und ihn begleiten. Danach kannst Du versuchen, ihm nochmal zu erklären, warum ihr nicht hingehen könnt. Möglich, dass er dann wieder wütend wird - auch das ist völlig normal - und dann wiederholst Du das ganze. Es wird vielleicht nicht weniger "anstrengend" (zumindest am Anfang nicht, wenn man selbst noch nicht so recht weiß, wie man z.B. mit dem eigenen Stress gerade umgehen soll), aber für die Beziehung zwischen Dir/Euch und dem Sohnemann wird es langfristig besser sein... und irgendwann ist es gar nicht mehr soooo anstrengend oder nicht mehr ganz sooft. ;-) Was ich zum Thema "Trotzphasen" generell sehr empfehlen kann, ist folgendes Buch: "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn..." http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2016/10/der-entspannte-weg-durch-trotzphasen-das-gewuenschteste-wunschkind-aller-zeiten-rezension.html Ich wünsche Euch alles Gute mit dem kleinen Mann...!


Surematu

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Lilliane toll geschrieben! Mein Gedanke und dem ist nichts hinzuzufügen.


bellis123

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Den Vorwurf mit dem Karussell warum er nicht durfte, finde ich nicht angebracht. Sie hat doch geschrieben, dass sie gerade an einem anderen Stand waren und was gekauft haben und es in dem Moment eben nicht ging. Auch wenn Geduld für kleine Kinder schwer ist, muss das Kind auch lernen, dass nicht alle sofort springen wenn es einen Wusch äußert. Ich finde, es wurde genau richtig reagiert, dass das Karussell dann leider nicht nur aufgeschoben sondern ganz ausgefallen ist, damit das Kind für den Wutanfall nicht noch belohnt wird. Liebevolle Konsequenz ist das einzige was langfristig hilft, auch wenn es noch eine Weile dauern kann. Und dass ein starker Wutanfall in der Öffentlichkeit die Eltern stresst, ist ja wohl auch logisch. Man ist ein Mensch und kein Roboter! Kann mir keiner erzählen, dass er/sie da immer absolut drüber steht.


Liliane

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Den "Vorwurf" hast Du als solchen interpretiert, war aber lediglich eine einfache Frage. "Und dass ein starker Wutanfall in der Öffentlichkeit die Eltern stresst, ist ja wohl auch logisch. Man ist ein Mensch und kein Roboter! Kann mir keiner erzählen, dass er/sie da immer absolut drüber steht." Und niemand hat etwas anderes behauptet.


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