AnniLi42
Hallo Herr Dr. Busse, ich habe eine Frage, die nicht medizinisch ist, sondern eher auf Ihre langjährige Praxis-Erfahrung abzielt. Und zwar ist es so, dass wir eine Kinderärztin haben, die wir eigentlich sehr kompetent finden und der wir auch vollstens vertrauen. Aber ein kleines Problem haben wir leider: sie weigert sich konsequent, Kinder unter 3 Jahren gegen FSME zu impfen. Wir haben das Thema und auch den Wortlaut der STIKO-Empfehlung schon mehrmals diskutiert, da ist ihre Meinung fix. Wir leben im Risikogebiet, die Großeltern haben Hunde und Katzen und während wir unseren Sohn (1,5 Jahre alt) gut absuchen und er zum Glück noch keine Zecke hatte, landen immer wieder vereinzelte Exemplare im Haus (neulich erst auf dem Sofa). Der Kleine ist auch viel draußen in der Natur unterwegs, sammelt Stöcke oder pflückt Blumen aus der Wiese, die Haustiere liebt er sowieso. Wir würden ihn deshalb wirklich gerne impfen lassen. Wie würden Sie das als Kinderarzt sehen, wenn Eltern sozusagen "hinter ihrem Rücken" einen kleinen Patienten wo anders impfen lassen? Stört sowas das Vertrauensverhältnis nachhaltig? Das möchten wir wirklich nicht, wir sind sehr froh eine gute Praxis gefunden zu haben, die auch noch in akteptabler Entfernung liegt. Haben Sie generell Tipps, wie man bei solchen Meinungsverschiedenheiten möglichst konstruktiv und Konflikt-vermeidend vorgehen kann?
Liebe A., ich finde es immer sehr schade, wenn sich Kollegen nicht an die wissenschaftlich begründeten Empfehlungen der STIKO halten. Leider hält sich bei einigen Kollegen gerade beim Thema FSME-Impfung der Eindruck, die Impfung wäre für Kinder unter 3 oder gar 6 Jahren unnötig oder sogar gefährlicher. Dem ist einfach nicht so. Gott sei Dank verläuft eine FSME-Infektion bei Jüngern milder, das gilt aber nicht 100%ig für alle, sodass die Empfehlung einer Impfung ab 1 Jahr bei entsprechendem Risiko sehr sinnvoll ist. Einer Impfung, die außer vielleicht mal einer Nebenwirkung mit höherem Fieber keine Gefährdung der Kleinen beinhaltet. Für äußerst wichtig halte ich ein enges Vertrauensverhältnis der Eltern zu ihrem Kinderarzt. Und wenn es gut ist, dann sollte es auch die offene Kommunikation aushalten, dass Eltern sagen, dass sie eine Impfung nach STIKO Empfehlung wünschen und notfalls den Hausarzt oder einen anderen Kollegen bitten, diese vorzunehmen. Alles Gute!