Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Toilettenverweigerung

Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse
Kinderarzt
Antwortet von Samstag - Mittwoch

zur Vita

Frage: Toilettenverweigerung

Jana1910

Beitrag melden

Hallo Herr Dr.Busse, ich benötige einen Ratschlag zum Thema „Toilettenverweigerung“ Ich schildere kurz unsere Situation: Mein Sohn ist 5 Jahre alt und hat bis vor kurzem 24 Std./täglich seine Windel getragen. Seit 2 Jahren versuchten wir liebevoll mit Ihm zu reden, dass er seine Windel ablegt und wir uns freuen würden, wenn er sagt „Mama ich brauche keine Windel mehr“. Ein Töpfchen haben wir zu Hause genauso wie einen Aufsatz und Hocker für die „große“ Toilette, das hat ihn nie interessiert. Er hatte sich bei dem Thema immer abgewendet und keine Antwort gegeben, so getan, als würde er uns nicht verstehen und dabei gegrinst. Mit langer Vorbereitung habe ich gemeinsam mit meinem Sohn beschlossen nach Weihnachten (27.12 / eine Woche vor seinem 5 Geburtstag) nach dem Aufstehen keine Windel mehr anzuziehen. An diesem Tag habe ich es geschafft mit langem Zureden und vielen Tricks nach 2 Stunden meinem Sohn statt einer Windel einen Schlüpfer anzuziehen. Er verweigerte jedoch sich auf die Toilette / Töpfchen zu setzen, um mal zu testen, wie es sich anfühlt. Er war stolz auf sich, dass er den Schlüpfer angezogen aht und ich habe es an dem Tag belassen ihn auf die Toilette zu setzen. Er hat ungefähr 3 Pipi-Unfälle gehabt. Dabei haben wir gesagt, dass es nicht schlimm ist und ihn gefragt, was er gespürt hat, bevor das Pipi kam. Am Abend, zum Schlafanzug haben wir vereinbart, dass er noch eine Windel bekommt, auch habe ich ihm gesagt, dass er für das große Geschäft eine Windel bekommt, er muss nur Bescheid sagen. Am zweiten Tag ohne Windel wollte ich, dass er sich mal „nur für das Gefühl“ auf die Toilette oder das Töpfchen setzt. Wieder nach 2 Stunden und guten Zureden hat er es geschafft sich für 2 Sekunden auf die Toilette zu setzen. Tag für Tag ging es immer leichter, dass er mal auf der Toilette „probesitzt“ aber nur mit viel Überwindung. Pipi ging ohne Bescheid zu sagen in die Hose und für das große Geschäft hat er gewartet, bis es die Windel für den Abend gab. Nach den Ferien startete jetzt wieder der Kindergarten. Die Erzieher haben ihn auch gelobt, dass er nun die Windel abgelegt hat. Ich wollte im Kindergarten mit meinem Sohn gemeinsam die Kindertoiletten anschauen, dieses hat er wieder verweigert. Auch die Erzieher schaffen es nicht, ihn mal zum Testen auf die Toilette zu setzten. Nun ist es so weit, dass mein Sohn den ganzen Tag das Pipi aufhält. Wir machen morgens um 8:00 Uhr die Windel ab und gegen 17:30 bekommt er zum Schlafanzug wieder eine an. So lange hält er auf. Ab Nachmittag merke ich wie er nur am „Herumtanzen“ ist und sich den Schritt hält. Ich frage und sage ihm immer, dass er mal muss, er verneint das und wird wütend. Irgendwann geht es dann in die Hose oder schafft es bis zum Schlafanzug. Er möchte sich Partus nicht auf die Toilette setzen. Ich habe ihm angeboten wieder eine Windel umzumachen und das Thema zu vertagen, das möchte er aber auch nicht. Er will tagsüber keine Windel mehr tragen, aber auf die Toilette oder „laufen lassen“ auch nicht. Ich bin nun am Ende mit meinen Tricks und Zureden. Die Nachmittage sind nervenzerrend nur mit herumtanzen, weil er Pipi muss, er ist richtig rastlos, keine Lust zu spielen weil er keine Konzentration, auf Grund des Pipidruckes hat. Er fragt nur, wann es Abend ist und wartet auf den Schlafanzug, den er aber auch erst anziehen will, wenn es dunkel ist. Auch möchte er nun nicht mehr in den Kindergarten, obwohl dies nie ein Problem war und er sogar gesagt hat Wochenende ist blöd Kindergarten ist besser. Nur denke ich, ist der Pipidruck so hoch, das er sich nicht auf das Spielen konzentrieren kann und sich vor den Freunden auch nicht einnässen möchte. Windel will er trotzdem nicht. Haben Sie eine Rat für mich ? Kurz zum Charakter meines Sohnes: Er ist sehr willensstark, alles, was Mama und Papa vorschlagen ist erst einmal doof. Er hat sich bisher alles, was er kann, selbst beigebracht und möchte auch selten Hilfe. Er ist ein kleiner Perfektionist und sehr schlau. Er kann im Bereich von 1-10 addieren und subtrahieren, lernt das Alphabet und hat sich über ein kleines Video die Farben in Englisch selbst beigebracht. Er interessiert sich sehr für Kraftwerke, Geologie und Astrologie. Oft kam das Thema Autismus mit ihm in Verbindung, was die Erzieher im Kindergarten und auch vor 2 Jahren ein Ergotherapeut nicht bestätigen können. Er ist sehr sozial und liebt es mit anderen Kindern zu spielen, geht auch offen auf neue Kinder zu. Er ist jedoch sehr ängstlich neuen Dingen gegenüber. Viele Grüße    


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

Beitrag melden

Liebe J., zunächst ist es einfach so, dass je mehr Aufhebens Sie um das Thema "Windel" machen und damit Ihrem Sohn Druck machen und ein "Machtspielchen" ermöglichen, umso weniger kann sich Ihr Sohn darauf einlassen, die Toilette zu besuchen. Die erste Maßnahme sollte also sein, das Thema komplett außen vor zu lassen und ihm nur einmal zu erklären, dass er ab jetzt selber entscheiden dürfe, ob er auf die Toilette geht oder seine Geschäfte in die Windel erledigt und Bescheid sagt. Und ohne "Spezialunterhose" = Höschenwindel geht es nicht, die wird konsequent angezogen. Zusätzlich wäre es sicher hilfreich, wenn Sie kinderpsychologische Hilfe in Anspruch nehmen würden, wenn es so nicht geht, denn "der Karren ist wohl schon sehr verfahren". Alles Gute!


Mumpel

Beitrag melden

Hallo! Mein Sohn hat auch zunächst extremst verweigert, bei ihm lag es an der Toiletten-Situation in der alten Kita, was wir erst im Nachhinein mitbekommen haben. Wir haben mittlerweile die Einrichtung mittlerweile gewechselt. Mit knapp 4 Jahren hat er mal eine Pipi-Probe für den Arzt gemacht. Ich hab ihm erklärt, dass er entweder aufs Töpfchen gehen kann oder eben einen kleinen Beutel geklebt bekommt, wo das Pipi dann rein geht. Er hat direkt sein Töpfchen geholt. Davor und danach hat er sich aber weiterhin geweigert. Wir haben uns dann ein "Belohnungssystem" überlegt und ihm erklärt, dass wir pro Tag ohne Windel über 2 Euro sparen und wir von dem Geld dann ein großes Lego-Set kaufen können. Wir haben auf ein großes Blatt 70 kleine Flugzeugen und er hat für jedes mal Pipi auf der Toilette oder Töpfchen eines abstreichen können. Das hat einige Zeit gedauert, weil er ja weiterhin in der Kita noch die Windel an hatte. Nach 3 Monaten war es dann zu hause gar kein Problem mehr. Nach und nach hat sich sein Radius ohne Windel erweitert, zunächst eben nur in der Wohnung, dann ging er auch mal ohne Windel auf den Spielplatz hinterm Haus usw. ... Nach einem halben Jahr in der neuen Kita war er nun in den Weihnachtsferien zu hause tagsüber ohne Windel, dann haben wir ihn noch mal 2 Tage in die KITA begleitet und sind mit ihm dort auf Toilette gegangen. Er wird in 2 Wochen 5 und ist seit Januar ohne Windel in der Kita. 


Jana1910

Beitrag melden

Hallo Mumpel, vielen Dank für Deine Schilderung. Das mit der Belohnung haben wir auch schon probiert. Er ist ein riesen Hot Wheels Fan und wünscht sich so gerne ein weiteres Teil davon, er weiß, das er diese geliebte Garage nur bekommt, wenn das Pipi über ein paar Tage in die Toilette kommt... Es juckt ihn nicht. Habe ihm auch angeboten, dass er etwas auf dem Handy schauen darf (er liebt es eigentlich) wenn er auf der Toilette sitzen bleibt...auch das interessiert nicht. Im Kindergarten wird das Thema gar nicht groß angegangen. Die Toiletten sind auch sehr "geschützt", daran liegt es nicht, er traut sich ja noch nicht einmal zu Hause drauf. Der Tipp mit dem 1-2 Tage in die KITA begleiten finde ich gut, nur dafür muss er erstmal zu Hause aufs Toi. Er liebt eigentlich den aktuellen Kindergarten und auch die Erzieher sind TOP. Er ist nur soo sturr.     


annarick

Beitrag melden

So, wie Dr. Busse schreibt, alles sein lassen. Keine Belohnung, keine Bestrafung. Trocken werden hat etwas mit der Hirnreife und komplexen Hormonen zu tun. Da kannst du ihn zwingen wie du willst, dadurch entwickelt sich das Gehirn nicht schneller.


Mumpel

Beitrag melden

@annarick: Es ist ja die Frage, ob es in diesem Fall was mit Hirnreife zu tun hat und er es nicht kann oder mit dem eigenen Willen. Und um "zwingen" geht es ja nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass der Junge einfach Angst hat und da bringt "abwarten" nur bedingt was. Irgendwann kommt nämlich die Scham vor dem Einnässen dazu, dann hat der Junge nicht nur Angst vor der Toilette, sondern eben auch Angst davor, es überhaupt zu probieren. Aber da ist die zentrale Frage, ob er es schon steuern kann oder nicht? Offensichtlich merkt er, wenn er muss und kann es auch insofern kontrollieren, so lange wie möglich einzuhalten.  


Mumpel

Beitrag melden

@Jana1910: Pullert er denn mit Euch zusammen im Stehen? Ich würde dann das Thema nicht mehr ansprechen und mit dem Kinderarzt, am besten ohne das Kind, besprechen, wie es weiter gehen kann. Wahrscheinlich macht eine psychologische Hilfe Sinn, da sich da irgendwas einfach verfestigt hat. Wer weiß, was für eine Assoziation er mit der Toilette/Töpfchen hat? Ich drücke Euch die Daumen! 


Jana1910

Beitrag melden

Hallo Mumpel, er macht auch mit uns weder im stehen noch im sitzen Pipi. Nur heimlich in die Badewanne, beim Duschen oder halt in die Windel. Wenn ich ihn dann frage ob er Pipi macht, sagt er auch ja. Mit der Hirnentwicklung wird es nichts zu tun haben. Er kann das prima steuern. Morgens ist die Windel trocken er steht auf und macht erst dann. Auch tagsüber hält er über 8 Stunden auf. Er weiß genau was er da macht, traut sich aber absolut nicht auf die Toilette. Ich würde das ganze als Versuch abhaken und abbrechen. Das Problem ist aber, er will nun tagsüber keine Windel mehr tragen, aber auch kein Pipi auf die Toilette oder Hose machen. Dadurch hält er bis abends auf. Das ist weder für die Nieren noch für die Blase gesund und er wird so extrem nervös weil es halt drückt und er aufhält. Habe ihm gestern nachmittag eine Windel zum pipi machen angeboten, die wir danach wieder ausgezogen hätten. Er weigert sich, er will groß sein und keine Windel tragen. Wir sitzen da echt in der Zwickmühle. Termin für die U9 haben wir erst im Mai. Ich glaube nicht das unser Kinderarzt vorher einen Elternsprechtermin frei hat. 


Jana1910

Beitrag melden

.


Mumpel

Beitrag melden

Das geht ja ggf zur Not auch per Telefon. Sonst über einen Kinderpsychologen? Dafür brauchst du meines Wissens keine Überweisung, aber wahrscheinlich wird es schwierig mit einem zeitnahen Termin. Vielleicht kann der Kinderarzt eine Überweisung mit Dringlichkeitsvermerk ausstellen? Meiner Meinung nach ist das Einhalten eine Akutsituation, also müsste euch der Kinderarzt auch zeitnah einen Termin geben. Wenn es wirklich nicht mit einem zeitnahem Termin beim Kinderarzt klappt, ruf die Krankenkasse an. Vielleicht können die sagen, ob du einfach zu einem anderen Kinderarzt oder deinem Hausarzt gehen kannst? Oder kinderärztlicher Bereitschaftsdienst? Mehr fällt mir leider auch nicht ein. 


Mumpel

Beitrag melden

Frag mal im Nachbarforum bei Frau Henkes nach (Entwicklung von Kindern und Babys besser verstehen). Vielleicht kennt sie noch eine Anlaufstelle, bei der ihr schnell Hilfe bekommt.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.