evelyn30
Sehr geehrter Dr. Busse, Meine Tochter ist drei Jahre alt. Im August wird sie vier. Ich habe Probleme mit ihr Deutsch zu lernen. Ich spreche mit ihr nur Deutsch, meine Eltern und mein Mann türkisch. Wir leben in der Türkei, pendeln aber oft hin und her. Wir sind gut sechs Monate im Jahr in Deutschland. Meine Kleine spricht perfekt türkisch, sogar besser als ich, aber eben nicht vernünftig Deutsch. Ich lese ihr Bücher vor, zeige auf Dinge und sage ihr, was das auf Deutsch heißt. Ich bin sehr hartnäckig. Sie spricht aber leider nicht so gut Deutsch, wie sie in dem Alter sollte, aber (!) Sie versteht sehr gut Deutsch. Sprechen tut sie Sätze wie " ich habe hunger, ich möchte bitte Wasser, ich möchte Milch, guten Tag" und ein paar Sachen mehr, aber eben nicht altersgerecht. Was kann ich noch tun? Mir ist es sehr sehr wichtig, dass sie Deutsch lernt, da wir nicht für immer im Ausland bleiben werden. Ich mache mir auch total Druck deswegen, weil ich weiß, wenn sie es jetzt nicht lernt, wird es später schwieriger. Bitte geben Sie mir einen Tipp. Liebe Grüße Evelyn
Liebe E., Sie machen das wunderbar, und es ist schade, dass Sie sich und Ihre Tochter wegen der 2.Muttersprache unter Druck setzen. Wichtig ist nur, dass Ihre Tochter jeweils eine Sprache mit einer Bezugsperson verbinden kann, die -so wie Sie das tun - konsequent nur in dieser Sprache mit ihr kommuniziert, vorliest, ..... Alles Gute!
Alice_15
Hallo, Evelyn, Ich bin nicht Dr. Busse, aber ich habe das Thema Mehrsprachigkeit im Studium behandelt. Aktuell lebt deine Tochter in einem Umfeld, in dem die türkische Sprache die Gesellschaftssprache ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Sprache die dominantere Sprache ist. Gleichzeitig ist der sogenannte „passive Wortschatz“ von Kindern (und auch von uns Erwachsenen) größer als der aktive Wortschatz. Das beschreibst du ja selbst, dass sie mehr versteht als sie spricht. Weshalb du schonmal davon ausgehen kannst, dass sie das lernt, was du mit ihr sprichst. Wichtig ist es daher, sehr viel mit ihr zu sprechen und somit ihren Wortschatz kontinuierlich zu erweitern. Kinder lernen aus dem „Output“ der Eltern, also aus dem, was sie sprechen. Du machst ja schon alles richtig. Sprechen, vorlesen etc. Aber den Druck solltest du bei dir und bei ihr rausnehmen. Wenn ihr wieder in Deutschland leben solltet, wird sie automatisch mehr und besser Deutsch sprechen. Es bringt nichts, die Kinder dazu zu „nötigen“ dieses oder jenes in einer bestimmten Sprache zu sagen (ich sage nicht, dass du das machst. Das ist ein Beispiel). Irgendwann entwickeln sie u.U. eine Abwehrhaltung und weigern sich ganz. Mach es so spielerisch und natürlich wie nur möglich. Du kannst ihr ja auch Hörbücher besorgen, wenn sie das mag und mit ihr viel singen. Es gibt tolle Mitmachlieder, bei denen Kinder viel lernen. Wir erziehen unseren Sohn (19 Mo) auch zweisprachig. Bei uns ist es allerdings umgekehrt. Ich spreche mit ihm die sogenannte Nebensprache und mein Mann Deutsch. Da mein Mann durch die Arbeit weniger Zeit mit meinem Sohn verbringt, kann er natürlich auch weniger mit ihm sprechen. Dennoch versteht unser Sohn fast alles, weil Deutsch eben die Gesellschaftssprache (und die Sprache zwischen mir und meinem Mann) ist. Kinder sind gut in der Lage, zwei Sprachen simultan zu erwerben. Wie sie diese dann einsetzen, ist sehr verschieden und kein Zeugnis mangelnder Fähigkeiten. Nicht selten kommt es zu Sprachmischungen, was auch nicht schlimm ist. Wichtig ist nur, dass die Eltern in ihrer jeweiligen Sprache bleiben (eine Person-eine Sprache-Prinzip).
evelyn30
Liebe Alice, danke für die wertvollen Tips. Das werde ich alles so umsetzen. Gibt es eine Email Adresse o.ä, wo ich Dich erreichen kann, falls ich Fragen habe?? Liebe Grüße Evelyn
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