Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Schwerstbehindert?!

Dr. med. Andreas Busse

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Frage: Schwerstbehindert?!

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Hallo, Herr Dr. Busse, mein Sohn ist 19 Monate alt und hat einen Entwicklungsrückstand von ca. 10-12 Monaten. Die üblichen Untersuchungen im SPZ haben wir bereits hinter uns. Diagnose: Vermutlich Untergang von Hirngewebe in der Frühschwangerschaft oder Anlagefehler. Eine genaue Ursache haben wir aber nicht. Hier bei RUB lese ich nun immer wieder, dass Eltern (und auch Ärzte) Kinder/Babys für "stark entwicklungsverzögert" und "enorm hypoton" bezeichnen, wenn diese nur wenige Monate ihren Altersgenossen in der Entwicklung hinterherhinken. Dabei sind das alles Kinder, die mit 16 Monaten durchaus krabbeln können und mit 18 Monaten "Mama" und "Papa" sagen. Auch wird gleich von Sprachverzögerung gesprochen, wenn ein Kind mit 15 Monaten noch keine Worte spricht. Ich selbst habe zum Beispiel erst mit 12 Monaten sitzen können und sprach erst mit 18 Monaten mein erstes Wort. Von mir hat damals niemand behauptet, dass ich sprachverzögert und/oder retardiert sei. Mein Sohn kann jetzt in den Vierfüßlerstand und in den Handstütz gebracht werden, hat eine Stehbereitschaft entwickelt und lautiert auch ganz nett. Für Momente kann er frei sitzen. Ess- und/oder Schlafstörungen hat er nicht. Er ist sehr hypoton und kann nicht sprechen. Er ist nur selten krank, sehr lebensfroh, lacht viel und - wenn man mal von der Überei und den vielen Therapien absieht - ein pflegeleichtes Kind. Sicher, bei der nächsten U-Untersuchung würde er komplett durchfallen und wahrscheinlich ist er sogar behindert, aber als schwerstbehindert habe ich ihn eigentlich noch nicht angesehen. Was meinen Sie? Ich finde jedenfalls nicht, dass ein Kind "extrem hypoton" ist, nur weil es sich mit 16 Monaten noch krabbelnd fortbewegt. Viele Grüße, Sabrina


Dr. med. Andreas Busse

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Liebe Sabrina, Eltern sind natürlich oft besorgt, wenn ihr Kind von einer vermeintlichen Norm abweicht und verstehen nicht, dass Entwicklung ein sehr individueller Prozess ist und jedes Kind seinen eigenen "Fahrplan" hat. Auf der anderen Seite wird ein Kinderarzt solche Sorgen von Eltern immer ernst nehmen und eine gründliche Untersuchung der gesamten Entwicklung vornehmen. Wann man den Verdacht auf eine Entwicklungsverzögerung haben muss, dafür gibt es klare Kriterien und dann ist es je nach Befund sinnvoll, auch mal nur auf Verdacht krankengymnastisch zu behandeln oder nur kurzfristig zu kontrollieren. Ich hoffe, dass ihr Sohn sich mit der Therapie weiter in so eine gute Richtung entwickelt. Alles Gute!


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