Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Scharlach, Fehldiagnose?

Dr. med. Andreas Busse

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Frage: Scharlach, Fehldiagnose?

springgirl

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Hallo Herr Dr. Busse, ich war vor einiger Zeit mit meiner 6-jährigen Tochter beim Kinderarzt. Da es leider am Wochenende war, mussten wir zu der Notfallpraxis gehen. Ich habe dem diensthabenden Arzt geschildert, dass mein Kind Fieber hatte und über Halsschmerzen und Schluckbeschwerden klagte. Der Arzt hat dann meine Tochter in den Rachen geschaut. Das war das einzige was er gemacht hat, er hat sonst keine weitere Fragen gestellt und hat sie auch nicht weiter untersucht oder abgehorcht. Er hat nur gesagt: "das ist ganz deutlich, ihr Kind hat Scharlach". Er hat ihr dann Antibiotika verschrieben (InfectoCillin), die sie 10 Tage lang nehmen sollte. Ich habe ihr das Medikament auch gegeben, es ging ihr bald wieder besser, alle Beschwerden waren schnell weg. Im Nachhinein wenn ich darüber nachdenke, habe ich aber immer Zweifel ob es wirklich Scharlach gewesen war. Deswegen meine Fragen an Sie: 1) Kann man Scharlach durch bloßes schauen in den Rachen sicher diagnostizieren? Wäre das möglich, vielleicht wenn ein Arzt jahrelange Erfahrung hat? 2) Meine Tochter hat zu diesem Zeitpunkt keine andere "deutlichere" Scharlach-Symptome gehabt (keine geschwollene Lymphknoten im Halsbereich, keine "Himbeerzunge", keinen Ausschlag, etc). Diese Symptome waren auch in den darauffolgenden Tagen nicht vorhanden. Ist das ein Zeichen dafür dass die Krankheit mild verlaufen ist? Oder hat sie diese Symptome nicht gehabt weil sie frühzeitig Antibiotika nahm? Oder war es vielleicht eine Fehldiagnose? 3) Falls es eine Fehldiagnose war, inwiefern kann die unnötige Gabe von Antibiotika meinem Kind schaden? Vielen Dank im Voraus. MfG Springgirl


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe S., alleine die rasche Besserung mit der antibiotischen Behandlung spricht dafür, dass die Diagnose korrekt war. Und ja, ein Kinderarzt kann viele solcher Diagnosen einfach anhand der Beschwerden und des klinischen Untersuchungsbefunds stellen. Alles Gute!


Mitglied inaktiv

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Hallo! Aus eigener vielfältiger Erfahrung : Es gibt zig verschiedene A-Streptokokken-Stämme. Auch von den Stämmen, die “Scharlach“ verursachen gibt es unterschiedliche. Wir hatten schon alles. Mit/ohne Himbeerzunge, mit/ohne Ausschlag sogar schon ohne und einmal mit nur 38 Grad, dafür Himbeerzunge und Ausschlag... Der Arzt wird einen roten Rachen, vergrößerte Tonsillen und Eiterstippchen gesehen haben, vl. auch den typischen Geruch. Das plus Fieber, Halsschmerz/Schluckbeschwerden reicht als klinisches Bild zur Diagnosestellung und rechtfertigt Antibiose. Wenn die Antibiose in 48 Std das Fieber gesenkt hat, weißt du auch recht sicher, dass es bakteriell war. Selbst wenn der Notdienst keine sicheren Anzeichen einer Strep-A-Angina sah und nur “zur Sicherheit“ ein Antibiotikum mitgab (was bei Notdiensten ja öfter der Fall ist) ist das nicht tragisch. In südlichen Ländern wird Antibiotikum wie Zuckerkügelchen verteilt, wegen jedem Schnupfen. Und die Kinder haben auch nicht öfter Allergien o.ä. Mach Dir keinen Kopf, Hauptsache Deiner Kleinen geht es jetzt wieder gut! Liebe Grüße !


FelixNoah2013

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Genau deshalb sind in den südlichen Ländern ressistente Keime so verbreitet. Im vorliegenden Fall war Antibiotika sicher vertretbar, aber man sollte schon bewusst darauf achten seinem Kind nicht Antibiotika wie Bonbons zu geben.


Mitglied inaktiv

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Ja klar! Der massenhafte Gebrauch von Antibotika weltweit ist ein ernsthaftes Problem. Und ich bin auch überhaupt nicht dafür, Antibiotika als reine Absicherung öfter zu geben als unbedingt notwendig. Nur hier war der Fall so, dass die Antibiose bereits passiert ist und Sorgen müsste man sich bei einmaliger unnötiger Gabe nicht ums Kind machen. Außerdem haben wir gerade selbst fast ein Jahr lang mit den Auswirkungen einer Streptokokken-Infektion zu tun gehabt, sodass ich in o.g. Fall das Antibiotikum für absolut angebracht halte.


springgirl

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Vielen Dank für die ausführlichen und hilfreichen Antworten! Es tut gut zu wissen dass die Diagnose und die Behandlung in dem Fall höchstwahrscheinlich korrekt waren!


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