Kitaverbot bei ITP (Immunthrombozytopenie)

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
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Frage: Kitaverbot bei ITP (Immunthrombozytopenie)

Hallo Herr Dr Busse, bei meiner  22 Monate alten Tochter wurde gestern ITP diagnostiziert. Der Wert der Thrombozyten liegt in den letzten zwei Tagen konstant bei 22-25. Sie hat Petechien am Oberkörper und blaue Flecken am rechten Knie.  Die Ärztin meinte sie habe jetzt sechs Wochen Kitaverbot und muss wöchentlich zur Blutkontrolle. Das Kitaverbot trifft mich sehr hart, da ich in spätestens 10 Tagen ein Geschwisterchen entbinde und derzeit alleinerziehend bin. Ich habe nicht die Möglichkeit meine bald große Tochter täglich zu Eltern oder Verwandten zu bringen. Der Aufenthalt ist nur für die Geburt und ein paar Tage darüber hinaus geregelt mit der Maßgabe, dass sie bis mindestens Mittag in die Kita gehen kann. Muss sie wirklich (so lange) zu Hause bleiben? Es ist eine kleine Kita mit sehr zugängigen Erzieherinnen (nicht überlastet, guter Betreuungsschlüssel), die man gut auf das erhöhte Blutungsrisiko aufmerksam machen kann. Außerdem sind Stürze zu Hause auch nicht ausgeschlossen. Vielen Dank schon vorab für ihre Antwort. VG Mandy

von Mandy97 am 25.05.2024, 16:04



Antwort auf: Kitaverbot bei ITP (Immunthrombozytopenie)

Liebe M., ich kann Ihre schwierige Situation gut verstehen und kann das 6-wöchige Kindergartenverbot durch Ihre Kinderärztin auch nicht nachvollziehen. Die Fachleute der Gesellschaft für pädiatrische Hämatologie sagt zum Thema "Immunthrombozytopenie" folgendes: "Lebensbedrohliche Blutungen sind bei Kindern und Jugendlichen mit ITP selten. Die meisten Kinder und Jugendlichen mit einer ITP werden von alleine wieder gesund. Nicht nur die Anzahl der Blutplättchen, sondern auch der gesamte gesundheitliche Zustand Ihres Kindes bestimmt die Schwere der Blutungsneigung. Kinder und Jugendliche mit einer ITP sollten von einem spezialisierten, rund um die Uhr erreichbaren Behandlungsteam (Klinik für pädiatrische Hämatologie) betreut werden, damit z.B. auftretende Komplikationen umgehend behandelt werden können. Es sollten keine Medikamente eingenommen werden, die blutverdünnende Nebenwirkungen haben. Das Behandlungsteam gibt darüber Auskunft. Als weitere Vorsichtsmaßnahme sollten gefährliche Sportarten vermieden werden, die eine hohe Verletzungsgefahr in sich bergen. Das Behandlungsteam informiert Sie hierüber. Die Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen mit ITP wird ambulant betreut und kann weiter in den Kindergarten oder zur Schule gehen. Kinder und Jugendliche mit einer ITP sollten immer einen vom ihrem Behandlungsteam ausgestellten Notfallausweis bei sich tragen." Ich hoffe, dass sich eine für alle annehmbare und befriedigende Lösung für die weitere Betreuung Ihrer Tochter finden läss, wenn Sie das in Ruhe mit Ihrer Kinderärztin besprechen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 25.05.2024