CocoDziengue
Sehr geehrter Herr Dr. Busse, Ich bin zurzeit sehr besorgt um meinen Sohn (6,5 Jahre). Mir fällt u.a. auf, dass er extrem aufgestachelt ist, er möchte immer rennen und toben und findet aber nie zur Ruhe. Wenn er den ganzen Tag im Kindergarten war, hat er danach noch einmal in der Woche Fußballtraining und Kampfsport. Selbst danach ist er überhaupt nicht müde oder KO, sobald wir Zuhause sind möchte er sofort mit irgendwas weiter machen. Er darf auch nur 30 Minuten tgl fernsehen, sodass ich eine Reizüberflutung im Sinne von Medien eigenlich auch ausschließen würde. Zudem fällt mir auf, dass egal was man ihm sagt er es sofort wieder vergisst, z.B. "bitte nimm die Ellenbogen beim Essen vom Tisch", zack, 2 Sekunden später sind sie wieder oben. Oder "bitte halte dich am Geländer beim Treppen runter laufen und schleif nicht an der Tapete entlang", keine 3 Stufen weiter macht er genau das. Er läuft in einem Kaufhaus bei einer großen autom. Drehtür bewusst in die andere Richtung, sodass eine Blockade ausgelöst wird.. wenn ich frage warum er das jetzt gemacht hat, dann sagt er "weiß ich nicht" und noch vieles, vieles mehr. Ich habe das Gefühl, dass das, was man ihm sagt nicht bei ihm ankommt!!! Das ist echt anstrengend und bringt mich manchmal an meine Grenzen. Er hat eine kleine Schwester die 10 Monate alt ist. Aber die zwei machen alles zusammen und er liebt sie abgöttisch, sodass ich bezweifle dass er sich vernachlässigt fühlt.. ich unternehme so viel mit ihm, spielen, Sport, spazieren usw... Er kommt jetzt im September in die Schule und ich bin wirklich besorgt, ob das nicht nCh hinten los geht.. die Erzieherinnen sagen, dass er sehr intelligent ist, aber dass sie ständig das Gefühl haben, dass etwas in ihm tobt, weshalb er immer unruhig ist. Ich habe auch nicht das Gefühl dass er nicht intelligent oder so ist, aber ich verstehe sein Verhalten nicht! Besonders auch in Situationen, in denen er still sitzen und sein muss, zB Essen. Er schafft es keine halbe Minute still zu sitzen und auch mal still zu sein. Ich frage mich, ob es sinnvoll wäre mal seine Schilddrüse untersuchen zu lassen, oder ihn einem Neurologen vorzustellen, um auszuschließen dass mit seinem Kopf etwas nicht stimmt :-( Ich mache mir wirklich Sorgen, vielleicht können Sie mir helfen. Verzeihen Sie bitte den langen Text! Liebe Grüße, C.D.
Liebe C., das klingt sehr danach, dass Ihr Sohn eine Aufmerksamkeitsstörung hat und seine Impulse schlecht kontrollieren kann. Bitte lassen Sie das von Ihrem Kinderarzt oder von einem Kinderpsychiater abklären und behandeln. Alles Gute!
Horny
Ich hoffe es ist ok, wenn ich dir antworte.... Als ich deinen Post laß, dachte ich Du erzählst von meinem Sohn, er war/ist haargenau so! Allerdings wurde uns seitens des Kindergarten geraten, da war mein Sohn 6, evtl mit dem Kinderarzt darüber zu reden. Dieser überwies uns zu einem Kinderpsychologen. Viele Gespräche weiter und einige Test später (das zog sich über Wochen), stand fest das mein Sohn ADHS hat. In der Schule war es extrem schwer, er ist intelligent und eigentlich fliegt ihm alles zu, aber diese Unruhe und sein "Chaos im Kopf" haben sich sehr negativ ausgewirkt. Er fand keine Freunde, konnte sich nicht anpassen, musste immer sein Ding machen. Nach vielen Überlegungen haben wir uns für Medikamente entschieden und nein, es ist kein ruhigstellen um es sich einfach zu machen. Heute ist mein Sohn 11 Jahre. Er besucht das Gymnasium, leider hatte er jetzt in der 5ten Klasse wieder extreme Probleme und auch zuhause war es extrem, da wir irgendwann auch nicht mehr zu ihm durchdrangen und er sich immer unverstanden und nicht normal gefühlt hat. Seid 6 Wochen ist er in einer Tagesklinik die ihm sehr viel bringt. Vorallem weil er jetzt auch lernt was ADHS mit ihm macht, warum er "anders" ist, aber das er auf keinen Fall "doof" oder so ist, daß tut ihm gut. Also ich würde Dir vielleicht empfehlen mal einem Kinderpsychologen aufzusuchen. Aber denke dran, es dauert ewig bis man einen Termin bekommt
CocoDziengue
Liebe/r Horny, Danke für die Antwort. Ich hoffe natürlich, dass es kein ADHS ist. Mein Sohn hatte bislang zum Glück keine Probleme Anschluss zu finden. Er ist sehr offen und kontaktfreudig und hat viele Freunde im Kindergarten und in seinen Sportvereinen. Er ist an sich auch ein total freundliches und hilfsbereites Kind, nur diese ständige Unruhe macht mich stutzig. Danke nochmal für die schnelle Antwort und alles Gute euch!
User-1724674668
Hi eigentlich wollte ich dir nicht antworten, weil es sehr schwierig ist dir hier etwas zu raten und du die Frage ja nicht ohne Grund an Dr. Busse gestellt hattest und nicht ins Muttiforum. Nur nachdem du jetzt schon einen Rat bekommen hast, möchte ich dir auch sehr gerne etwas dazu schreiben. Auch ich musste sehr schmunzeln, denn das waren wir genau vor einem Jahr. Mit dem Unterschied das unser Sohn schon seit geraumer Zeit in Ergotherapie war. Auch er wurde im september mit 6,5 Jahren eingeschult und wir starteten eine riesen Testung im SPZ: Psychologe, Neuropädiater, MRT in Vollnarkose, EEG und SchlafentzugsEEG, Schlafambulanz und Schlaflabor, 2x Blutbilder - sehr umfangreich Schilddrüse und Co, Psychiaterin (MVZ) usw usf. Die ADHS-Testung ergab bei uns kein eindeutiges Ergebnis, sodass wir diese Richtung beendeten - obwohl eindeutige Hinweise da waren, aber nicht in allen Bereichen. Das EEG und SchlafentzugsEEG ergab ein pathologisches EEG mit Spikewaves im Frontalhirn - aber auch da ohne Epilepsieartige Vorkommnisse, sodass wir zwar regelmäßig zur Kontrolle gehen aber keine Behandlung erforderlich ist. Unserem Sohn hilft am allermeisten die Ergotherapie! Doese ganzen Testungen hingegen waren sehr anstrengend, auch wenn ich froh bin das wir das gemacht haben. Was ich dir damit sagen will: Rede mit deinem Kinderarzt darüber, denn das musst du sowieso tun - Überweisungen/Verordnungen! Er wird entscheiden ob Ergotherapie (was ich dir dringend empfehlen würde) sinnvoll ist, ob ihr zur Testung ins SPZ sollt oder ob er bereits einen klaren ADHS Verdacht hat und ihr zu entsprechenden Facharzt (Psychiater) sollt. Niemand wird dir das hier sagen können was dein Sohn hat, da müsste man Testen lassen - von Fachleuten/ärzten/Therapeuten. Dennoch würde ich dir raten mit deinem Kinderarzt über die Möglichkeit eine Ergotherapie anzufangen wärmstens empfehlen, diese schadet auf keinen Fall. Lg und alles Gute.
CocoDziengue
Liebe/r EarlyBird, Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ja, zum Kinderarzt werde ich auf jeden Fall gehen, ich möchte das unbedingt geklärt haben. Ich wollte einfach nur mal wissen, was Hr. Dr. Busse dazu sagt. Danke und alles Gute euch!
User-1724674668
Hi ja klar entschuldige, das kann ich richtig gut nachvollziehen. Ich antworte dir auch nur nochmal, weil ich mich über mich selber ärgere. Denn ich wollte dir damit nicht sagen das da sicherlich etwas dahinterstecken muss. Vielmehr wollte ich dir damit sagen, das selbst wenn etwas Auffälliges sein sollte (sprich: später bekannt werden sollte anhand von Testungen), es nicht heißen muss das es auch "dramatisch oder behandlungsbedürftig" sein muss. In dem Alter deines Sohnes (und selbstverständlich auch die Jahre zuvor) tut sich so viel in der Entwicklung und im Gehirn des Menschens, da kann nicht immer alles ins "Schema" bzw. "in eine einheitliche Norm" passen. Vielleicht ist er im Kiga auch nur unterfordert und kompensiert das mit Energie nach außen - nur so als Beispiel. Vielleicht hat dein Junge also auch gar nichts und alles gibt sich mit der Zeit. Ist ja auch alles in Veränderung: Kiga aus - Verabschiedung, Sommerferien, Neustart - Schule usw. Ich weiß es freilich nicht, ich wollte dir nur ganz bestimmt keine Sorgen einreden - im Gegenteil! Für Ergotherapie hatte ich mich auch nur ausgesprochen, weil sie (zumindest meinem Jungen) recht Spaß macht, sie hilft ihm sich besser zu konzentrieren und m.M.n. kann sie nicht schaden. Ich hoffe mein Nachtrag war jetzt Okay, meine erste Antwort war nicht sehr gut überlegt von mir - ich weiß. Sorry nochmal.
CocoDziengue
Liebe/r EarlyBird, Alles in Ordnung. Ich bin dankbar für jedes Feedback, das ich auf meine Frage bekomme. Klar bin ich besorgt, man macht sich ja immer Sorgen um seine Kinder. Aber ich warte jetzt ab, was dabei heraus kommt und was die Ärzte sagen werden und wenn tatsächlich was sein sollte, was ich nicht hoffe, dann kann ich mir immer noch Sorgen machen. Also, alles gut und besten nochmal. Alles Gute euch!
Mitglied inaktiv
Klingt für mich eher nach dem typischen Verhalten kurz vor der Einschulung. “Zahnlückenpubertät“ , “Vorschulpubertät“, Vor allem wenn Dein Sohn bisher unauffällig war und keine Probleme hatte würde ich jetzt nicht gleich an eine neurologische Störung denken. Frag doch mal die Erzieher Eurer Kita ob nur Euer Sohn unruhiger ist als sonst oder alle bzw viele “Große“ betroffen sind. Was hilft? Vielleicht, ihn dazu ermutigen, jetzt ein großes Schulkind zu sein....
schneeziege08
Was man auch versuchen kann, ist ein Neurofeedback-Training. Da gibt es im Bereich "fehlende Impulskontrolle" gute Ergebnisse - wird inzwischen auch in Deutschland häufiger angeboten, in anderen Ländern schon viel länger genutzt. Oft, wenn auch nicht immer, kann man dann ohne Medikamente auskommen. Einfach mal googeln und schauen, ob das zu euch passen könnte.
CocoDziengue
Vielen Dank für die vielen Antworten! Liebe Grüße CD