JoeyDe
Hallo, mein Sohn kam Ende Oktober 2023 etwa zwei Wochen vor errechnetem Geburtstermin zur Welt, ist heute also 3 Monate alt. Die Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen, ebenso die Geburt, es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Allerdings konnte in der Geburtsklinik kein Neugeborenenhörscreening durchgeführt werden, darum haben wir einen Termin beim ortsansässigen HNO Arzt gemacht. Dieser hat dann auch eine Untersuchung durchgeführt, aber kein klassisches Neugeborenenhörscreening (TEOAE), sondern eine Hirnstammaudiometrie (AABR) mit einem Gerät (ich habe das im Nachgang extra gegoogelt) "MAICO MB11". Die Messung mit diesem Gerät hat nicht gut funktioniert, auf einer Hörseite war der Test unauffällig, auf der anderen Seite jedoch konnte das Gerät keine Messung durchführen, sondern zeigte eine Fehlermeldung "Brummstörung" an. Der HNO hat dann noch ein paarmal hin und herprobiert, schließlich wurde ihm das Prozedere aber zu aufwendig und er brach den Messversuch ab, und überwies uns daraufhin in die Pädaudiologie der nächstgelegenen Uniklinik. Dort wurde dann wiederum ein klassisches Neugeborenenhörscreening durchgeführt (TEOAE), dieses war unauffällig. Nun könnte man meinen, der Fall sei damit abgeschlossen, doch das ist er leider nicht, jedenfalls nicht aus Sicht der Ärzte an der Uniklinik. Denn, so deren Argumentation, wenn zwar das TEOAE unauffällig sei, sage dies ja nichts über die Funktion des Hörnervs aus, und da die AABR-Messung beim HNO Arzt ja auffällig war, wollen sie nun zusätzlich noch eine BERA-Untersuchung (im Prinzip wohl das gleiche wie eine AABR nur nicht automatisiert) durchführen. Diese Messung dauert wohl recht lange, und das Kind bekommt "Off-Label" das Hormon Melatonin zum Einschlafen. Mein Einwand, dass die AABR beim HNO-Arzt nicht aufgrund der Messung, sondern aufgrund eines Gerätefehlers ("Brummstörung") zustande kam haben die Ärzte ignoriert. Ich habe Bedenken, ob es sinnvoll ist, diese Unteruchung überhaupt durchzuführen: 1.) Die TEOAE verlief unauffällig, somit sind formal eigentlich die Anforderungen an der Neugeborenenhörscreening erfüllt 2.) Die AABR war auf einer Seite erfolgreich, das heißt wenn tatsächlich auf der anderen Seite ein Defekt am Hörnver vorliegen sollte wäre maximal eine einseitige und keine Vollständige Hörbeeinträchtigung gegeben 3.) Der Stress für das Kind durch eine weitere Anreise zur Uniklinik und die Hormongabe halte ich angesichts der vorliegenden Indizien für nicht vertretbar Oder anders gefragt: welche Therapiemöglichkeit hätte man überhaupt, wenn man nun frühzeitig eine einseitige Hörstörung (Taubheit) feststellen würde? Was würde für meinen Sohn anders verlaufen? Ein Hörgerät käme bei einer einseitigen Hörstörung aufgrund eines Defekts am Hörnerv derzeit ja wohl ohnehin nicht in Frage, erst in einem späteren Alter würde man vermutlich ein Hirnstammimplantat in Betracht ziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt bringt die frühzeitige Diagnose aus meiner Sicht keinerlei Vorteil, sondern nur Stress und Belastung für das Kind. Wie sollen wir uns verhalten? Sind wir im Rahmen des Neugeborenenhörscreenings verpflichtet, der BERA-Untersuchung zuzustimmen, insbesondere vor dem Hintergrund der Offlabelgabe von Melatonin? Gibt es stichhaltige Argumente die für eine Durchführung der Untersuchung zum jetzigen Zeitpunkt sprechen?
Hallo JoeyDe, oh je, das klingt nach viel hin und her. Ich halte es auch für eher unwahrscheinlich, dass eine Hörstörung vorliegt. Sprechen Sie doch bei der nächsten Vorsorge, vermutlich U4?, nochmal mit dem Kinderarzt, wie der das sieht. Ich würde wahrscheinlich auch erstmal abwarten, wie es sich weiterentwickelt und ob man das Gefühl hat, dass eine Hörstörung vorliegt. Das merkt man ja auch bei kleinen Kindern im Alltag ganz gut. Zur Beruhigung: Melatonin ist kein "schlimmes" Medikament, das bekommen auch Neugeborene bei Bedarf, z.B. auf der Intensivstation. Und man kann auch erstmal versuchen, ob die Messung nicht einfach bei einem satten und zufriedenen Kind so klappt. Wir haben jedenfalls kein Melatonin verwendet, aber das handhabt sicher jeder anders. Viele Grüße!