Frage: Förder- oder Grundschule?

Sehr geehrter Herr Dr. Busse, ich wende mich mit einer für mich äußerst schwierigen Frage an Sie, die wahrscheinlich auch für Sie schwer zu beantworten ist. Trotzdem versuche ich es einmal. Meine Tochter ist 6 Jahre alt und ist ein Jahr zurückgestuft, kommt also erst nächstes Jahr in die Schule. Ihre Entwicklung gestaltete sich bisher schwierig. Vom Schreikind, über soziale & emotionale Entwicklungsstörungen, bis hin zu ständigen frühkindlichen Erkrankungen (Otitis Media, Neurodermitis, Allergien, OPs Rachenmandel und Kappung Gaumenmandeln) usw. Sie holt jedoch vieles in großen Schritten auf. Nun kommt hinzu, dass ich getrennt vom Kindsvater lebe und dieser anderer Meinung ist, was die zukünftige Einschulung betrifft. Die Schuleingangsprüfung letztes Jahr war desolat. Daraufhin folgte die Vorstellung bei der Frühförderung, beim SPZ Dresden. Ergotherapie lief bereits. Überall sagte man mir, meine Tochter solle auf eine Regelschule, allenfalls als Inclusionskind. Das SPZ (Psychologin) beurteilte die Sachlage als nicht dringlich, fußend auf dem Bericht der Frühförderung, die im Übrigen auch eine Frühförderung nicht für angezeigt hält. Nun war der Vater gestern beim Entwicklungsgespräch in der Kita und teilte mir danach mit, dass die Erzieherin (Heilerziehungspflegerin) der Meinung ist, meine Tochter gehöre auf eine Förderschule und sie wolle beim SPZ und dem Kinderarzt (alle U Untersuchungen unauffällig) Anfragen und dann einen Bericht schreiben. Ich bin völlig konsterniert und unsicher. Können Sie mir raten was ich tun soll? Ich war doch schon überall! Alle sagen mir, meine Tochter solle auf die Regelschule. Ich wollte erstmal die schuleingangsprüfung abwarten und dann weiter entscheiden. Bitte entschuldigen Sie etwaige Schreibfehler. Vorab herzlichen Dank für Ihren Rat.

von anjadresden am 06.08.2020, 05:42



Antwort auf: Förder- oder Grundschule?

Liebe A., es ist vor allem schade, dass viele Eltern die "Förderschule" als etwas Negatives betrachten und fürchten, dass Ihr Kind dadurch stigmatisiert wird. Meine Erfahrungen mit vielen Kindern sind ganz anders. Förderschulen sind ein Geschenk für Kinder mit anfänglichen "Problemen" und auch für die Eltern, denn dort kann in kleinen Gruppen sehr individuell auf die Kinder eingegangen werden, sodass sie unbeschwerter lernen können. Entscheidend ist jetzt für Ihre Tochter, dass man alle Möglichkeiten und Chancen nützt, sie bis zum regulären Schuleintritt best möglich zu unterstützen und zu fördern. Was möglich ist in Ihrer Region und sinnvoll ist, sollte am besten Ihr Kinderarzt beurteilen und vermitteln. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 06.08.2020



Antwort auf: Förder- oder Grundschule?

Hallo Anja, von Mutter zu Mutter: eine Förderschule muss nicht generell schlecht sein. Kennst du die Grundschule und weißt wir dort die Inklusion abläuft? An der Grundschule welche meine größeren Kinder besuchten/ besuchen funktioniert das ganz wunderbar, weil genügend Lehrer, Sonderpädagogen, Nebenräume zur Verfügung stehen. Auch in Fragen der Integrationshelfer unterstützt die Schule relativ gut. Mein drittes Kind mit mehrfachen Problemen/ Behinderungen sehe ich trotzdem nicht dort. Wie ist denn deine Tochter im Kindergarten eingebunden, hat sie dort Freunde, die evtl. die gleiche Grundchule besuchen wollen? Wenn alle Stricke reissen, kann sie immer noch zur Förderschule wechseln- umgekehrt ist es etwas schwerer... Nur wegen dem Urteil einer Kindergärtnerin an die Förderschule zu gehen ist etwas übertrieben, es sei denn du weißt, dass die Erzieherin sehr gut ist und du ihr uneingeschränkt vertrauen kannst. Umgekehrt natürlich auch: wenn du dem SPZ nicht vertrauen kannst, lass dein Kind nochmals woanders testen. Liebe Grüße

von Winterkind09 am 06.08.2020, 09:34



Antwort auf: Förder- oder Grundschule?

Hallo, Könnt ihr Eltern nicht ein gemeinsames Gespräch mit der Erzieherin führen? Ich denke, das wäre in eurer Situation sinnvoll. Wenn das nicht möglich ist, würde ich mit der Erzieherin alleine sprechen und nachfragen, was sie zum Vater genau gesagt hat. Das SPZ und der Kinderarzt haben Schweigepflicht gegenüber der Erzieherin. Oder habt ihr eine Schweigepflichtsentbindung ausgestellt? Wenn du dagegen bist, dürfen die keine Auskunft geben. Andererseits, wenn alles unauffällig ist, warum sollte sie dann in die Förderschule? Wenn das SPZ euch zur Regelschulen geraten hat, warum soll das gegenüber der Erzieherin anders sein? Kann es evtl. sein, dass das der Vater unbedingt möchte? LG luvi

von luvi am 06.08.2020, 22:46