Frage: Extreme Trennungsangst

Guten Tag, mein 2 jähriger Sohn (letzten Dez. 2 geworden) sollte im Januar in die Kita eingewöhnt werden. Von an Geburt an war er sehr anhänglich, hat sich nicht ablegen lassen, wollte nur bei Mama und Papa sein. Die ersten 3 Monate hat er viel geschrien. Seit seiner Geburt war er regelmäßig bei Oma und Opa. Auch bei einer Freundin und ihrer Tochter ist er problemlos geblieben. Ansonsten ist er nur bei uns gewesen. Seit seiner Geburt schläft er mit Papa oder Mama nachts. Alleine schlafen geht bisher noch gar. Er braucht immer noch in der nacht den engen Körperkontakt. Im Januar fing dann die Eingewöhnung an. Diese lief wie folgt : (großer Bruder ist Auch in der Kita, aber in einer anderen Gruppe). 1 und 2 Tag spielte er gemeinsam mit mir und den Kindern. Entfernte sich auch 1 bis 2 m von mir. Nahm aber keinen Kontakt zu den Erzieherinnen auf. Sie versuchte es und er sagte "Mama machen. An ein entfernen meinerseits war nicht zu denken. Ab dem 3 Tag ging es dann vergab. Er saß nur noch auf meinem Schoß. Wenn er angesprochen wurde von den Erzieherinnen weinte er. Er spielte auch nicht mehr. Er sagte schon an der Garderobe "Mama heimgehen " Draussen das selbe Spiel. Er konnte sich nicht lösen. Nach 2 Wochen der Versuch meinerseits vor die Gruppentür zu gehen (sein Bruder wurde dazugeholt). Nix half. Er schrie und ließ sich nicht ablenken und auch nicht anfassen. Nach insgesamt 3 Wochen erfolgte von der Kita die Empfehlung, dass wir noch warten sollen. Er sei noch nicht reif genug. Seit der Kita Eingewöhnung lässt er mich nicht mehr aus den Augen. Weint wenn ich in den Keller will im eigenen Haus etc Er geht nicht mehr zu Oma und Opa. Lässt sich auch von Ihnen nicht mehr hochnehmen. Nur noch Geschrei. Mit meiner Freundin das selbe Spiel. Nun zur eigentlichen Frage, hat er durch die Kita ein Trauma erlitten? Was ist passiert, das er dieses Verhalten zeigt? Wir sind ratlos und machen uns viele Gedanken. Vielleicht spielt es noch eine Rolle, er hatte 2 Ops in vollnarkose.Eine im Juli und eine im Oktober. Beide sind gut verlaufen. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. LG

von DFS am 02.02.2018, 11:30



Antwort auf: Extreme Trennungsangst

Liebe D., das Verhalten eines Kleinkinds in Bezug auf andere Menschen und die Fähigkeit, es auch ohne die Eltern ein paar Stunden bei anderen Bekannten "auszuhalten", hängt sehr stark von den Eltern ab und wie gut sie selber "loslassen" können und ihrem Kind zutrauen können, dass es viele Dinge auch ohne sie "kann". Kinder spüren sehr genau, wie Eltern "ticken" und reagieren dann auch entsprechend. Dass Sie meinen, dass Ihr Kind nur bei Ihnen schlafen könne, weist sehr in diese Richtung, denn warum sollte ein 2-Jähriger nicht längst mit seinem etwas älteren Bruder im Kinderzimmer schlafen. Besprechen Sie das doch alles mal in Ruhe mit ihrem Kinderarzt. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 02.02.2018



Antwort auf: Extreme Trennungsangst

Hallo. Ich sehe das etwas anders. Dass ein 2 jähriger noch Körperkontakt in der Nacht benötigt ist nicht ungewöhnlich. Kinder sind einfach verschieden. Dass Dein Sohn solche Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung hatte, kann auch am Alter liegen. Ein Kind mit 2 Jahren einzugewöhnen ist oft schwieriger, als bei jüngeren Kindern, eben WEIL das Kind schon reifer ist. Dein Sohn hat emotional längst und nun auch kognitiv begriffen, dass du eine eigenständige Person bist und dich von ihm entfernen kannst. Dieser kognitive Reifungsprozess beginnt mit ca. 8 Monaten und gipfelt um die 24 Monate zu einem Höhepunkt, weswegen in diesem Alter enorme Trennungsangst gezeigt wird. Also, alles normal, was Dein Sohn an Verhalten zeigt. Dass er nun noch anhänglicher ist als vorher liegt daran, dass er durch den Eingewöhnungsversuch in die Regression gerutscht ist. D. h., auf eine frühere Entwicklungsstufe zurück gefallen ist - psychisch. Das dient der Kompensation und ist sicher anstrengend, hat aber nix mit nem Trauma zu tun. Er braucht jetzt einfach viel Rückversicherung. Mit der Zeit wird Dein Sohn die Ambivalenz (Freude, sich von Mama entfernen zu können und gleichzeitig Angst, dass Mama durch die Entfernung verloren gehen könnte) aushalten lernen - und das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt! Du kannst Dich umfangreich belesen, wenn es Dich interessiert. Google malWiederannäherungsphase und Objektkonstanz. Wo ich Dr. Busse zustimme: Kinder spüren, wenn Eltern von etwas nicht überzeugt sind. Warst Du überzeugt und mit Dir im Reinen, was die Eingewöhnung betraf? Mit dem nächtlichen kuscheln hat das aber nix zu tun. Wie bereits geschildert. Auch Kinder, die allein schlafen (können) zeigen - eine entsprechende Bindung an die HauptBezugsperson vorausgesetzt - gleiches Verhalten in diesem Alter bei Trenmungsversuchen. Wenn Dein KiArzt Ahnung von Psychologie hat, kannst Du ja mit ihm darüber sprechen. Aber - mit Verlaub - die meisten haben Kenntnisse in der Kinderheilkunde, aber nicht hinsichtlich psychologischer Entwicklung. Ich würde mich da immer lieber an einen therapeutisch ausgebildeten Psychologen oder auch Arzt wenden. Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen? Wie seid ihr denn eigentlich weiter verfahren? LG

Mitglied inaktiv - 02.02.2018, 20:32