Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Ernährungsstörung was kann man tun?

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Frage: Ernährungsstörung was kann man tun?

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Sehr geehrter Herr Dr. Busse, ich weiß mir keinen Rat mehr. Unser zehnjähriger ist m.E.n. essgestört. Was er isst kann man fast an einer Hand abzählen. Es gehen Brot, Brötchen, eine einzige Sorte Wurst, eine einzige Sorte Käse, Schnitzel, Nudeln, Apfel - aber ungern. Keine Butter, kein Gemüse, kein Obst. Keine anderen Beilagen wie Reis oder Kartoffeln (eine kleine Kartoffel isst er weil er muss, die wird aber in Ketchup ertränkt), keine Milch und Milchprodukte. Veralbern geht nicht (z.B. heimlich wenig Butter auf das Brot machen). Wir haben schon alles versucht. Wir haben auch schon viel durch, riesige Wutanfälle, Brechtattacken am Essenstisch. Seine Schulbrote schmeißt er weg. Will sich stattdessen an Keksen sattessen (die einzige Sorte die er isst). Die bekommt er nicht mehr oder nur sehr wohldosiert wenn das andere Essen geklappt hat. Andere Süßigkeiten isst er gar nicht. Einen Apfel schäle ich, schneide ihn klein und "zwinge" ihn dazu diesen zu essen. Meistens kriegt er Extra-Essen. Wir kochen gern, seine kleineren Geschwister essen gerne und auch alles was da so auf den Tisch kommt. Wir haben Verständnis, dass nicht jeder alles essen mag und einiges nicht schmeckt. Wir würden ihn auch nicht nötigen, wenn er etwas partout nicht mag. Wir haben versucht, dem Ganzen nicht so viel Beachtung zu schenken. Wir dachten, wenn aus dem Essen jedes Mal ein riesiges Theater wird erzeugen wir noch mehr Abscheu bei ihm. Im Endeffekt hat er dann aber seine drei Hauptnahrungsmittel gegessen uns sonst nichts. Sein Gewicht ist noch in Ordnung. Er ist ca. 135 cm groß und wiegt ca. 30 Kg. Aber so kann es doch trotzdem nicht weitergehen. Er braucht doch mal paar Nährstoffe und Vitamine. Zu jedem Verwandtenbesuch nehmen wir "sein" Essen mit. Vor jeder Klassenfahrt haben wir Angst, weil er dort ja nichts essen wird ... Was kann man tun? Haben Sie irgendeine Idee für mich? Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Vielen Dank im Voraus. Mit freundlichen Grüßen Kathleen


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe K., das hat sich nun ja leider schon über Jahre hochgeschaukelt und ich weiß nicht, ob Sie das ohne Hilfe in den Griff bekommen. Das Problem fängt damit an, dass er "sein Essen" bekommt und nicht einfach am Tisch sitzt, sich niemand darum kümmert, was er isst und es einfach nur das gibt, was Sie für die Familie schmackhaftes und Gesundes zubereiten. Das 2.Problem ist, dass Sie sich Sorgen machen, er könnte nicht genug bekommen - was ja aber doch durch sein gutes Gedeihen widerlegt ist. Ich kann Ihnen nur empfehlen, mit Ihrem Kinderarzt zu sprechen, wer Sie beide darin unterstützen kann, diesem Teufelskreis zu entrinnen. Alles Gute!


Bonniebee

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Hallo, bin nicht der Doc, wollte Dir aber kurz von der Tochter (10) einer Freundin erzählen. Sie verweigert auch fast alles Essen außer Nudeln und Lachs und ein paar Süßigkeiten (Eis). Essen ist jeden Tag ein Thema am Familientisch. Das belastet sogar schon die Paarbeziehung der Eltern, weil beide auf unterschiedliche Weise mit dem Problem umgehen wollen. Die Mutter kocht Extra-Essen und ist nachgiebiger, der Vater findet "Extrawürste" kontraproduktiv und schädlich. Weil tatsächlich schon Kinder Essstörungen entwickeln können und man diese lieber behandeln sollte, bevor ein Kind in die Pubertät kommt (wo eine schwere Essstörung daraus werden kann), riet der Kinderarzt meiner Freundin zu einer Kinder-Psychotherapie. Und das, obwohl auch ihre Tochter zwar zierlich, aber normalgewichtig ist. Das allein reicht aber nicht aus. Die Therapeutin versucht jetzt, das Essen von seiner Überlagerung durch andere Dinge (wie z. B. kindliche Machtkämpfe und Autonomiebestrebungen) zu befreien. Sie spricht auch regelmäßig mit den Eltern darüber, welche Funktion die Essensverweigerung und das selektive Essen für das Kind haben könnten. Kinder benutzen das Essen anscheinend oft, um andere Dinge auszudrücken. Was das sein könnte, kann man als Eltern (und Involvierte) oft nicht so klar erkennen, wie jemand von Außen und mit Erfahrung. Ich würde Euren Kinderarzt nach einem guten Kindertherapeuten fragen, bzw. mich selbst umhören. Du kennst Dein Kind am besten, und wenn Du selbst schon sagst, dass Du eine Essstörung vermutest, Dir aber keinen Rat mehr weißt - dann ist doch jetzt der richtige Zeitpunkt, sich (vorübergehend) fachliche Hilfe zu suchen! Eine Kindertherapie ist etwas völlig Harmloses. Die Therapeutin der Tochter meiner Freundin spielt mit ihr altersgemäße Spiele und spricht dabei ganz beiläufig mit ihr. Wider alle Befürchtungen geht das Mädchen - das erst nicht recht wusste, ob sie will - richtig gern zu ihr hin. LG


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