Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Asperger und Mobbing

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Frage: Asperger und Mobbing

Sveamaus

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Seit kurzer Zeit wissen wir, dass unser Sohn an Asperger leidet. Wegen seines "merkwürdigen" Verhaltens wird er bereits seit Jahren von seinen Mitschülern gemobbt. Mir tut es in der Seele weh, denn er kann ja nichts für sein Verhalten. Zum Beispiel wird er von einem Mitschüler so lange gegängelt und bestichelt (ganz leise so dass seine Lehrerin nichts mitbekommt) bis er ausrastet. Dann fängt er an Gegenstände durch die Gegend zu schmeißen und richtig auszurasten. Die Lehrerin sorgt sich dann mehr um die anderen Mitschüler als um ihn, die dann auch sagen, sie hätten Angst vor ihm. Aber keiner gibt zu, dass sie selbst schuld daran sind, wenn sie ihn immer wieder ärgern. Seitdem wir diese Diagnose haben (er bekommt auch demnächst Therapien und entsprechende Förderung) hören die Mitschüler trotzdem nicht auf ihn zu ärgern. Gut sie wissen es eben auch nicht. Gespräche mit den Eltern und der Lehrerin und der Schulleiterin haben bis jetzt immer nur dazu geführt, dass mein Sohn der Schuldige ist und er ein Problem mit den anderen hat. Er wurde sogar als kriminell betitelt. Nun frage ich mich, ob es gut wäre, wenn dort in der Klasse mal jemand käme, der/die die Mitschüler über den Zustand meines Sohnes aufklären. Und dann denke ich wieder, es ist vielleicht besser, wenn die es nicht wissen, weil es dann vielleicht schlimmer werden könnte. Was denken Sie?


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe S., ich bin entsetzt, dass sich die Schule nicht darum bemüht, Ihren Sohn mit seiner Krankheit gut ins Schulleben zu integrieren und sowohl den Kindern im Unterricht als auch den Eltern der anderen Kindern zu erklären und dabei auch ein wichtiges Lernziel zu verwirklichen, was es mit solchen Krankheiten oder auch anderen "Behinderungen" auf sich hat und wie schön es ist, ein Kind trotzdem mitzunehmen. Wenn Sie keine Chance sehen, das zu ändern, sollten Sie mit Ihrem Kinderarzt sprechen, ob es sich einschalten kann oder im Notfall auch einen Schulwechseln in Betracht ziehen. Alles Gute!


luvi

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Hallo, Ich hoffe, du liest meine Antwort noch. An unserer Schule haben wir bei Mobbing gute Erfahrungen mit dem No blame approach gemacht. Hier geht es darum eine Unterstützergruppe für dein Kind zu finden. In der Gruppe sollen verschiedene Kinder sein, von Freunden deines Sohnes bis hin zu denen, die ihn ärgern, oder auch die Mitläufer. Die Kinder bekommen von der Lehrerin, Schulleitung, vom Schulpsychologen oder der Sozialalarbeiter an der Schule die Aufgabe, eurenSohn zu unterstützen, so dass es ihm besser geht in der Schule o.ä. In der Regel klappt das ganz gut und dasMobbing hört auf. Lies dich mal in den Ansatz ein und besprochen das weitere Vorgehen mit der Schule. Eine Anlaufste lle für euch wäre evtl auch die Jugendsozialarbeiterin an der Schule oder der Schulpsychologe.Auch wenn der Schulpsychologe nicht direkt an der Schule ein Büro hat, kommt er auf Wunsch der Eltern. Sie sind für mehrere Schulen zuständig. Evtl. Hilft auch ein Schulbegleiter. Der wird zumindest in Bayern beim Jugendamt beantragt. Evtl. Könnt ihr auch mit dem SPZ das weitere Vorgehen abklären. Du kannst mich auch gerne anschreiben. LG Luvi


Sveamaus

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Einen Schulassistenten haben wir bereits beantragt. Das läuft gut, aber leider ist die Schulsozialarbeiterin nicht sehr kompetent. Oft wurde ich gerufen um zwischen meinem Sohn und ihr zu vermitteln. Das ist aber meiner Meinung nach kein gutes Zeugnis für eine Sozialarbeiterin


julia-82

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Hallo, ich bin selbst Lehrerin und hatte in meiner Klasse einen Schüler mit Asperger. Daher möchte ich dir gerne aus meiner eigenen Erfahrung antworten. Ich weiß nicht, wie alt dein Sohn ist und kenne daher auch die kognitive Reife seiner Mitschüler nicht. Meine Schüler waren 7./8.Klässler. wie du schreibst hat sich auch mein Schüler verhalten und es gab immer wieder Ärger. Die Probleme hatten sich schon der 5. /6. Klasse angehäuft. Dabei war ein großes Problem für mich als Lehrerin, dass die anderen Schüler nichts über seinen Zustand wissen sollten von Seiten der Eltern. Es war wahnsinnig schwierig für mich, allen gerecht zu werden- denn die Klasse hat natürlich gesehen und irgendwann nicht mehr akzeptieren können, warum ich bei dem besagten Schüler zum Teil anders reagierte als beim Rest der Klasse. Aber es war einfach notwendig, bei ihm nicht immer die gleichen konsequenten Regeln anzuwenden.... Das ging dann auch soweit, dass die Eltern der restlichen Schüler massiv auf die Barrikaden gegangen sind, weil es immer wieder zu üblen Vorfällen und Ärger kam und sie nicht verstehen konnten, warum nicht mit einem Schulverweis oder ähnlichen von Seiten der Schule reagiert wird. Nach vielen Gesprächen mit den Eltern des Schülers hatten diese sich entscheiden, die Klasse (und Eltern) über das Krankheitsbild zu informieren und offen damit umzugehen. Wir hatten dann auch seinen Therapeuten mit in der Schule, der alles erklärt hat. Ich kann dir nur sagen, dass die Klasse wunderbar reagiert hat. Sie konnten nun endlich verstehen, warum er in so vielen Situationen anders reagiert. Es wurde Ihnen auch erklärt, wie sie 'handlen' können um ihm in entsprechenden Situationen evtl.zu helfen. Natürlich gab es immer wieder Ärger, aber wir konnten offen darüber reden und die Klasse war sehr verständnisvoll - weit mehr, als ich es von pubertierenden Jugendlichen erwartet hätte. Vielleicht lässt dich das die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ich wünsche euch alles Gute


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