Antibiotikaprophylaxe wirklich immer sinnvoll?

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
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Frage: Antibiotikaprophylaxe wirklich immer sinnvoll?

Guten Tag Herr Dr. med. Busse, bereits in der Schwangerschaft wurde bei meiner ungeborenen Tochter eine linksseitige Nierenbeckenstauung festgestellt. Einen Tag der nach Entbindung wurde dann anhand einer Ultraschalluntersuchung eine Hydronephrose 4. Grades diagnostiziert. Daraufhin wurde eine Antibiotikaprophylaxe mit Cefaclor begonnen. Nach mittlerweile 4 monatiger Behandlung und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen hat sich die Hydronephrose bereits gebessert und es ist nur noch eine Hydronephrose 2. Grades. Eine Szintigraphie wurde auch durchgeführt, bei der festgestellt wurde, dass die Niere voll funktionsfähig ist. Nach der letzten Untersuchung wurde uns mitgeteilt, dass die Antibiotikagabe vorerst beendet werden kann, da unsere Tochter keinen Harnwegsinfekt hatte und die Stauung sich gebessert hat. Ein paar Tage später haben wir dann aber einen Anruf erhalten, in dem uns mitgeteilt wurde, dass eine weitere Antibiotikaprophylaxe ratsam sei, da noch eine Stauung vorhanden ist. Mein Mann und ich haben unserer Tochter von Anfang an nur sehr ungern das Antibiotika gegeben, da sie sehr große Beschwerden hatte (starke Bauchkrämpfe, hat sehr viel geweint, wirkte oft unzufrieden und hatte sehr flüssigen und übel riechenden Stuhlgang). Eine weitere Antibiotikaprophylaxe für so ein kleines Kind ist für uns aufgrund der aktuell vorliegenden Besserung der Hydronephrose nicht nachvollziehbar. Ich bin mir nicht sicher, ob der Nutzen wirklich die Risiken der Antibiotikaprophylaxe überwiegt. Ist Ihrer Meinung nach eine weitere Antibiotikaprophylaxe erforderliche? Ist eine Behandlung mit Antibiotika im Falle einer vorliegenden Harnwegsinfektion nicht ausreichend, vor allem da eine Antibiotikaprophylaxe keinen 100% Schutz bei einen Harnwegsinfekt ist ?

von Kris_si am 17.08.2020, 15:11



Antwort auf: Antibiotikaprophylaxe wirklich immer sinnvoll?

Liebe K., das ist leider ein sehr schwieriges Thema, bei dem sich selbst ausgewiesene Experten nicht immer einig sind. Äußerst positiv ist zu bewerten, dass sich die Erweiterung des harnableitenden Systems bereits erheblich gebessert hat. Gerade um diesen Erfolg nicht zu gefährden, sollten Sie aber bitte dem Rat der behandelnden Kollegen vor Ort folgen. Besprechen Sie doch ganz offen Ihre Sorgen und fragen auch ruhig danach, ob es die Möglichkeit, dass sich ein mit dem Thema erfahrener Kollege sich die Befunde im Sinne einer 2.Meinung noch einmal ansehen kann. Alles Guet!

von Dr. med. Andreas Busse am 17.08.2020