Sehr geehrte Frau Westerhausen, die Geburt meiner Tochter ist schon einige Zeit her, trotzdem beschäftigt mich noch manches. Vor allem eine Maßnahme, die von der Hebamme damals ergriffen wurde, nämlich die Verabreichung eines "Wehencocktails" während der aktiven Eröffnungsphase. Ich kam im Krankenhaus an mit 4cm Muttermundöffnung. Die Wehen waren da tatsächlich schon einige Zeit vorhanden aber wie sich herausstellte noch nicht muttermundwirksam, da eine gynäkologische Untersuchung am Tag zuvor auch ergeben hatte, dass der Muttermund bereits bei 4cm war. Ich kam dann im Krankenhaus nach der ersten Untersuchung zunächst auf Station, erhielt ein Mittagessen etc. und nach ca. 3,5-4 Stunden stellte ich mich erneut im Kreißsaal vor. Irgendwann in dieser Zeit muss der eigentliche Geburtsbeginn mit muttermundwirksamen Wehen erfolgt sein. Jedenfalls war der Muttermund nun bei 7cm. Es wurde das CTG angelegt und nach einiger Zeit beurteilte die Hebamme die Wehen als "nicht stark und nicht lang genug". Man muss allerdings sagen, dass ich mich zuvor die ganze Zeit bewegt hatte, was ich als hilfreich und angenehm erlebt hatte, das ging mit umgeschnalltem CTG ja nicht, damit war ich ca. 30-40 Minuten auf dem Rücken gelegen. Die Hebamme gab mir nach dieser Zeit einen "Wehencocktail", um die Wehen anzuregen. Leider muss ich sagen, dass sich dies rückblickend für mich als nicht hilfreich herausgestellt hat, da ich dadurch psychisch viel Stress bekam. Ich hatte den Eindruck, dass ein ziemliches Problem vorliegen muss, da ja eine Intervention (nämlich eine "Medikation") ergriffen werden musste und fing an mir Sorgen zu machen. Zudem entstand bei mir das Gefühl, dass ich es "nicht gut genug" mache. Die Geburt nahm dann auch insgesamt einen recht schwierigen Verlauf (wobei mir natürlich klar ist, dass das nicht an einer Maßnahme festgemacht werden kann). Meine Frage wäre trotzdem, ob so ein Vorgehen denn üblich ist? Ich habe inzwischen viel recherchiert, den "Wehencocktail" aber immer ausschließlich als Mittel zur Geburtseinleitung genannt gefunden und nicht als Mittel, um die Wehen noch in der aktiven Eröffnungsphase anzuregen, die wir ja bereits erreicht hatten. Außerdem frage ich mich, ob es denn unbedingt hat sein müssen bei dem von mir geschilderten Verlauf bereits zu diesem Zeitpunkt eine Intervention zu ergreifen? Ich war Ersrgebärende und nach allem was ich gelesen habe, müsste der Geburtsfortschritt eigentlich ausreichend gewesen sein. Nach der 3-Leitlinie hätte man doch erst bei einem Geburtsfortschritt von weniger als 2cm Muttermundöffnung innerhalb von 4 Stunden von einer protrahierten Eröffnungsphase gesprochen und Maßnahmen empfohlen, oder habe ich das in der Leitlinie falsch verstanden? Wie gesagt, hat mich dies psychisch sehr ungut beeinflusst. Zudem hat mich im Nachhinein erschreckt zu lesen, dass ein "Wehencocktail" trotz des Namens ja nicht zwangsläufig harmlos ist, sondern auch Nebenwirkungen wie Durchfall und Erbrechen bei mir oder sogar Abgang von Mekonium bei meinem Kind hätte haben können (wovon wir zum Glück verschont geblieben sind). Leider wurde ich über diese möglichen Nebenwirkungen nicht aufgeklärt, denn sonst hätte ich mich wohl zu diesem Zeitpunkt der Geburt dagegen entschieden, diesen zu mir zu nehmen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ihre Einschätzung dazu mitteilen könnten. Vielen herzlichen Dank und liebe Grüße
von Wanderfreundin am 13.12.2023, 18:24