Welche Hilfen bekommt man? + Schlafproblematik

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Welche Hilfen bekommt man? + Schlafproblematik

Hallo Frau Dr. Bentz, Kurzinfo zum Baby: Mein Sohn (8Monate) war/ ist ein absolut typisches KiSS Kind -C Haltung/ Überstrecken -Schiefhals -Kopfasymetrie -Schreibaby (7-8std am Tag) (3-4 std Nachts) nur geschrien. -Entwicklungsverzögerungen (kann sich immer noch nicht drehen) -Speihkind -Leichter und unruhiger Schlaf, sowie Stereobewegungen beim Einschlafen. KisS wurde nach Gutmann in Hamburg behandelt Physiotherapie Bobarth und Voijta haben wir zusätzlich. ----------------------- Nun zur Problematik: Er ist immer noch unruhig, lässt sich tagsüber schlecht ablegen, nur wenn ich daneben bin und ihn bespaße schreit er nicht. Haushalt ist für mich tagsüber ein Fremdwort. Er schläft weder durch, noch kann er alleine einschlafen, er hat mal von 18:00-07:00 Uhr geschlafen, nun muss ich wieder alle 3 std aufstehen. Langsam ist mein Latein am Ende. Ich wollte eigentlich bald anfangen ihn in sein Zimmer zu legen, der Stubenwagen wird langsam zu klein. Ich habe zudem noch meine große 3 1/2 Jährige die derzeit im besten “Trotzalter“ ist. Bei mir wurde nun auch F48'0 diagnostiziert (depressives Erschöpfungssyndrom). Ich habe schon bereits bei vielen Hilfsorganisationen angefragt, zwecks Unterstützung, aber ich bin kein Notfall! Ich kann langsam nicht mehr. -Wie kann ich ihm gezielt helfen ihn sanft unzugewöhnen? Er schläft noch nichtmal ohne das hin und her geschiebe vom Stubenwagen nicht ein, das Bett ist fest und hat keine Rollen. Durch die Diagnose wurde mir geraten mehr schlaf zu bekommen, ich werde von jeder Bewegung wach. -Welche Hilfsmöglichkeiten könnte ich bekommen? Ich bin wirklich komplett erschöpft und am Ende mit jeglicher Kraft. -Wie kann ich ihm “abgewöhnen“ alle 3 std ne Flasche zu wollen? Beim besten Willen er ist 8 Monate alt und hat tagsüber sogar ein besseren Rhythmus :/ Ich habe aber auch keine Kraft dad Nachts “,auszudiskutieren“ Bitte Helfen Sie mir. LG

von sarah2109 am 01.03.2016, 20:42


Antwort auf: Welche Hilfen bekommt man? + Schlafproblematik

Liebe sara2109! es ist wirklich nicht schön, dass Sie bisher so viele Probleme damit hatten sich Hilfe zu suchen. Dennoch heißt es jetzt „nicht den Kopf in den Sand stecken“. Ich weiß nicht, bei welchen Organisationen Sie angefragt haben, doch weder bei den frühen Hilfen, bei wellcome, dem Kinderschutzbund noch beim Jugendamt geht es nur um „Notfälle“ – im Gegenteil: Prävention ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, sprich das Kind muss nicht erst in den Brunnen gefallen sein, bevor man reagiert. Sofern nicht bereit geschehen, rufen Sie bitte bei diesen Organisationen an, die können Ihnen mit Sicherheit weiterhelfen. Wenn Sie zudem depressiv erkrankt sind, besteht die Möglichkeit, dass Sie zusammen mit dem Hausarzt / Psychiater eine Haushaltshilfe bei der Krankenkasse beantragen. Außerdem ist es wichtig, dass Sie sich wegen der Depression in Behandlung begeben, falls nicht schon geschehen. Bei alldem muss man manchmal einen etwas längeren Atem haben und darf sich nicht gleich entmutigen lassen. Binden Sie sowohl Ihren Hausarzt, als auch ggf. Frauen – und Kinderart sein. Ein Anruf unter Kollegen wirkt da oft Wunder! Therapeuten haben längere Wartezeiten, doch lassen Sie sich einfach auf mehrere Wartelisten setzten und tragen sie sich erst dann aus, wenn sie sicher einen Platz haben. In der Zwischenzeit wäre eine medikamentöse Therapie denkbar und auch mit Stillen gut vereinbar. Lassen Sie sich bitte einen Termin beim Psychiater geben und weisen Sie immer darauf hin, dass Sie ein Kind zu versorgen haben. Sie dürfen hier keine falsche Scham haben, wenn man Ihre Situation und die Dringlichkeit richtig einschätzen soll. Halten Sie daher auch nicht mit Informationen zurück und sagen Sie, dass es Ihnen wirklich schlecht geht, Man wird Ihnen Ihre Kleinen dadurch nicht wegnehmen! Ein bisschen Flexibilität, was Art und Umfang der Hilfe, Termine und Anreisewege ist allerdings meist notwendig. Ich erlebe es immer wieder, dass Eltern enttäuscht sind, weil Sie konkrete Erwartungen hatten, wie man Ihnen denn helfen sollte, selbst aber nicht für die Veränderung der Situation aktiv werden wollen. Da reagieren die entsprechenden Stellen natürlich äußerst sensibel. Wenn alle Stricke reißen, gäbe es zudem die Möglichkeit, sich stationär mit Ihrem Kind / Kindern behandeln zu lassen. Sprechen Sie einmal mit dem sozialpsychiatrischen Dienst, der Ihnen bei der Suche nach Mutter-Kind-Einrichtungen an Kliniken helfen kann. Vorurteile gegenüber über psychiatrischen Einrichtungen müssen Sie dabei über Bord fallen lassen. Solche Einrichtungen haben nichts mit Zwangsjacken und Gumminzellen zu tun, sondern sind auf die Behandlung von Müttern spezialisiert, die in postpartale Krisen stecken und entlastet werden müssen. Das Kind 7 die Kinder haben Sie dabei, werden aber unterstützt. Ansonsten würde ich Ihren Sohn nochmal in einem Früherkennungszentrum, einem Sozialpädiatrischen Zentrum oder einer speziellen Schreiambulanz vorstellen. Offenbar sind die Probleme auch durch Regulationsstörungen bedingt, so dass man hier nochmal fachgerechte Hinweise zur Förderung des Schlafs und zu Beruhigung des Kindes einholen kann. Das Stöbern hier im Forum kann Ihnen vielleicht schon mal eine Idee liefern, doch besser wäre Hilfe vor Ort. Also, nutzen Sie Ihre Energie, um sich nochmal aufzuraffen, Unterstützung zu organisieren. Das wäre aus meiner Sicht unerlässlich, um die Situation nachhaltig zu verbessern. Sie haben sicher keinen Spaziergang vor sich, doch sowohl Ihre Erkrankung als auch die Probleme Ihres Kleinen lassen sich wirklich gut behandeln. Es besteht daher kein Grund zu Verzweifeln! Ihnen viel Kraft und alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 07.03.2016