Reizüberflutung beim Spazierengehen oder Einkaufen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Reizüberflutung beim Spazierengehen oder Einkaufen?

Hallo liebes Rund-ums-Baby-Team, mich drückt eine Frage. Unsere Kleine ist sehr lieb, heult nur wenn ihr irgendwas fehlt und außerdem ist sie lebhaft und interessiert. Beim Spazierengehen hieß es immer, sie soll möglichst wenig mitkriegen, um eine Reizüberflutung zu vermeiden. Nun ist sie aber ein halbes Jahr alt geworden und will nicht mehr im Kinderwagen liegen bleiben. Mitten im Supermarkt will sie plötzlich raus und gucken. Ich nehme sie dann immer raus und lass sie schauen und trage sie dann auf dem Arm herum. Ab und zu benutze ich auch den Ergobaby, in dem sie zwar mir zugewandt vor mir hängt, jedoch ihr Kopf immer nach allen Seiten schaut und alles mitkriegt. In letzter Zeit weint sie abends im Schlaf, allerdings könnten das auch die Zähne sein, denn die machen sich schon durch Sabbern und Hand-im-Mund bemerkbar. Was ist denn nun richtig? Ich will mein Baby fordern und fördern, aber nicht überfordern. Soll ich sie von den Reizen fern halten und im 'Wagen liegenlassen oder soll ich sie gewähren lassen, wenn sie raus will. Sie schaut immer ganz interessiert, aber das tut sie beim Fernseher auch, wenn sie merkt dass er an ist und fernsehen soll man sie ja auf gar keinen Fall lassen. Ist der Shoppingtrubel nicht auch so eine Art fernsehen nur in echt? Ist sie damit überfordert, das alles zu verarbeiten oder ist sie schon alt genug um das wegzustecken? Ich will nichts falsch machen. danke jetzt schon für Ihre Hilfe Gkruß, Maria

von Donnerstag am 17.03.2016, 04:36


Antwort auf: Reizüberflutung beim Spazierengehen oder Einkaufen?

Liebe Maria, nun zunächst eine Rückfrage: wer sagt denn, dass ein Kind grundsätzlich beim Spazierengehen möglichst wenig mitbekommen soll? Hier muss man differenzieren: es gibt Kinder mit Regulationsschwierigkeiten, die es noch nicht schaffen, sich abzuwenden, wenn ihnen Reize zu intensiv werden oder einen regelrechten Reizhunger entwickeln, wenn sie müde werden. Dies äußerst sich in den ersten Lebensmonaten durch exzessives Schreien und der Unfähigkeit, ausreichend Schlaf und Ruhe zu bekommen. Für diese Kinder gelten natürlich andere "Spielregeln", da müssen Eltern aktiv eingreifen, um eine Reizüberflutung zu vermeiden. Für allen anderen gilt: es ist ok, solange das Baby signalisiert, dass es ok ist, ist es ok! Wenn also Ihre Kleine Interesse zeigt, dann besteht kein Problem. Achten Sie weiterhin sensibel auf Ihre Signale, dann machen Sie nichts falsch! Genießen Sie die gemeinsame Zeit und haben Sie weiterhin viel Freunde an- und miteinander! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 21.03.2016