nächtliches Stillen notwendig

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: nächtliches Stillen notwendig

Sehr geehrte Frau Dr. Benz, unser zweiter Sohn, ehemaliges Frühchen der 36.ssw, anfangs mit Sonde und auf Frühchenintensiv die ersten drei Lebenswochen, ist eigentlich ein sehr entspanntes Kind. Schläft seit wir Zuhause sind so dass er 1-2x nachts gestillt wird. Er ist nun 7 Monate alt und beginnt nun sich öfters zu melden, da versuche ich ihn im Bett zum weiterschlafen zu bewegen Ist dieses nächtliche stillen denn noch notwendig? er isst mittags und abends ausreichend Brei. Bin diesbezüglich etwas traumatisiert vom ersten Kind, welches mich die ersten zwei Jahre nie länger als 90 Minuten am Stück hat schlafen lassen. Es War die reinste Folter. Das ganze begann mit 7 Monaten. Dem Alter wo sich der zweite nun befindet und ich habe einfach nur angst dass sich das nun wiederholt.

von SonnWol am 12.08.2016, 00:10


Antwort auf: nächtliches Stillen notwendig

Liebe Sonnwohl! Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Sie sich nach den Erfahrungen mit Ihrem älteren Sohn nun davor fürchten, in eine ähnliche Situation zu geraten. Dies wäre nun mit zwei Kindern auch wirklich auf die Dauer kaum tragbar. Doch überlegen Sie einmal, wie es damals dazu kommen konnte. Sicher hat sich das Ganze irgendwie eingeschlichen. Doch das kann Ihnen ja nun nicht mehr passieren, da Ihr Sie ja entsprechend sensibilisiert sind. Sie sind erfahrener, das ist eine neue Situation und – nicht zu vergessen- es ist auch ein anderes Kind. 1-2 Stillpausen reichen für Gewöhnlich bei einem gesunden sieben Monaten alten Kind aus. Wenn Ihr Kind sich vom Gewicht und Allgemeinzustand gut entwickelt, ist es rein theoretisch nicht notwendig, dass er zusätzlichen Kalorienbedarf nachts deckt. In der Praxis ist das manchmal gar nicht so leicht umzusetzen, da viele Kinder zunächst die Tendenz haben, sich bei Wachstumsschüben den Mehrbedarf nachts zu halten. Erstens, weil sie dann eh anlehnungsbedürftiger sind und zweitens, weil es am Tag zu viele Ablenkungen gibt. Um eine ausreichende Menge Kalorien zu sich mit Brei aufzunehmen, muss ein Kind, welches noch „Essanfänger“ ist, manchmal recht lange essen. In diesem Alter ist die Aufmerksamkeitsspanne aber noch sehr eingeschränkt. Fünf Minuten sind da schon toll, doch manchmal eben nicht lange genug, um auf die Kalorienmenge zu kommen. Was da helfen kann, sind folgende Dinge - Ein ruhige, entspannte Atmosphäre beim Essen ohne viel Ablenkungen: Es ist zwar verführerisch, ein Kind durch allerlei Gehampel zum Weiteressen zu motivieren, doch langfristig führt dies dazu, dass das natürliche Hunger-Sättigungs-Gefühl irritiert und zudem das Kind überreizt wird. Da ist es besser, wenn ein Kind bei einer Mahlzeit mal weniger ist. - Ein gutes Timing für Essenszeiten: Optimalerweise gestaltet man die Malzeiten so, dass ein Kind Hunger hat, aber noch nicht völlig schmachtet und zudem nicht zu müde ist. So kann es noch die nötige Aufmerksamkeit aufbringen, um genug zu essen. Das wird bei einem sieben Monate alten Kind nicht immer klappen, doch nach und nach bekommen Sie das mehr ins Gespür. - Bieten Sie immer zusätzlich nach dem Essen und als Zwischenmalzeit noch mal die Brust oder ein Nahrung aus dem Fläschchen an. Milch hat eben neben allen Nähstoffen die Ihr Kind braucht eine hohe Kaloriendichte und ist schnell verwertbar. Zusätzlich ist es wichtig, dass Sie sich sicher sind, dass Ihr Kind genug bekommt. Auch wenn es ein bisschen „out“ ist, empfehle ich daher in solchen Fällen auch ruhig 1-2 Mal wöchentlich zu wiegen. Sie können dann beruhigter Ihr Baby anders als durch die Brust trösten. Das kann manchmal etwas nervenaufreibend sein, doch so laufen Sie nicht Gefahr, Stillen als einzig mögliche Einschlafhilfe zu etablieren. Was dafür unabdingbar ist, ist Geduld. Nicht nur, dass der Stoffwechsel erst Zeit braucht, um sich umzustellen, auch Ihr Kind muss sich (neu) orientieren. Ansonsten lohnt vielleicht auch der Blick in unser Stillforum. Ihnen allen alles Gute! Herzlichst Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 16.08.2016