Nächtliches Abstillen die Lösung?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Nächtliches Abstillen die Lösung?

Liebe Frau Bentz, unsere Tochter ist nun 16 Monate, aber noch sehr stillbedürftig. Nachts wird sie mindestens 3mal wach. Schafft anfangs mal 5h und dann leider immer nur noch 2h. Dann wird auch nicht leise gewimmert, sondern gleich los geschrien/ geweint. Erst wenn ich stille geht es wieder in den Schlaf. Viele Stillkinder, die ich kenne, sind aber von sich aus auf mehr Schlaf gekommen, obwohl sie nachts gestillt wurden. Ok es gab noch den Nuckel, den unsere Tochter nie nahm. Nun wollte ich nach Gordon abstillen in der Nacht, aber bisherhabe ich das Gefühl, dass sie auch ohne Stillen genauso oft wach wird. Nur das es schwieriger wird, sie ohne Stillen wieder in den Schlaf zu bekommen. Was kann ich tun? Wieso ist sie in dem Alter möglicherweise noch so unruhig nachts. Sie weiß doch, dass wir da sind, schläft direkt neben mir. Ist der Hunger nachts doch so groß? Aber sie würde auch dann nur die Brust verlangen. Sollten wir noch durchhalten und sie muss sich an die Situation gewöhnen oder wird das zur Zeit womöglich erst einmal nichts mit dem Durchschlafen ohne Schreien?! Ich bin langsam doch sehr geschafft von den unterbrochenen Nächten im letzten Jahr. Liebe Grüße, Ina

von ulina1810 am 08.02.2016, 19:47


Antwort auf: Nächtliches Abstillen die Lösung?

Liebe Ina, nun eigentlich haben Sie sich selbst ja schon die Frage beantwortet. Sie glauben, dass Ihre Tochter nachts auch ohnen Stillen genauso oft wach wird. Sie sind Tag und Nacht mit Ihrer Tochter zusammen und niemand kennt sie so gut wie Sie - auch kein Lehrbuch, kein Arzt und keine Experten. Als Mutter spüren Sie, was das Beste für Ihr Kind ist. Nur dass sich da manchmal Zeifel einschleichen, weil Bücher etwas anderes sagen, weil in Chats heftig übers Stillen gestritten wird, weil die Freundi alles anders macht etc. Sie als Mutter haben aber durchaus ein Recht (und auch die Pflicht) Entscheidungen zu treffen. Sie werden es dabei gerade bei Themen wie Stillen, Tragen, Schlafen nie allen recht machen und das müssen Sie auch nicht! Sie müssen es Ihrer Tochter und sich selbst recht machen. Sie ertragen den Zustand nicht mehr, Ihre Tochter schläft schlecht,Sie haben mit dem 16-Monate langen Stillen eine tolle Leistung erbracht, jetzt aber mehren sich die Probleme. Wer sollte es Ihnen verbieten, dann aufs Stillen zu verzichten? Ob darin die Lösung liegt, weiß ich nicht. Ich höre aber aus Ihrem Text heraus, dass Sie sich im Grund eigentlich schon entschieden haben, aber so etwas wie eine "moralische" Erlaubnis brauchen. Ich möchte Mütter jedoch darin stärken, selbst die Entscheidungen zu treffen. Aus fachlicher Sicht es ist rein nüchtern betrachtet schon sehr schwer, eine Entwöhnung von einem Reiz (Nuckeln an der Brust) zu schaffen, wenn der Reiz noch da ist. Eine alternative Möglichkeit wäre das Füttern der Muttermilch über die Flasche, so dass die Nahrungsmenge kontrolliert werden kann und dann wirklich geschaut wird, was das Kind trinkt. Dann kann man schrittweise die Zeitabstände erhöhen. Dies ist aber sehr aufwendig und die Erfolge nach meiner Erfahrung gemischt. Allerdings fühlen sich manche Eltern mit diesem Versuch einfach wohler. Etwas erfolgsversprechender sind nach meiner Erfahrung dann schon die Versuche, wo der Papa mal für 3-4 Nächte übernimmt. Von einem Beitrag hier im Forum habe ich gelernt, dass diese Methode in Skandinavien sehr üblich ist, ich kannte das vorher nur als alten Hebammentrick. Vorteil ist, dass das Kind eine Bindungsperson bei sich hat, bei der klar kein Nuckeln an der Brust möglich ist. So kann es sich an die fehlende Brust gewöhnen, wird aber liebevoll begleitet. Alternativ können Sie hier auch mal ins Stillforum gehen und sich dort Tipps holen. Ich bin ja nun mal keine Stillexpertin. Letztendlich wäre die einzige Alternative, die ich nicht empfehlen würde, das Abwarten. Natürlich muss ein Kind in dem Alter noch nicht durschlafen. Doch wenn die Entwicklungsrichtung nicht stimm, also stagniert oder es sogar schlimmer wird, besteht Handlungsbedarf. . So oder so: ich wünsche Ihnen viel Erfolg und alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.02.2016