Nachts schreien

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Nachts schreien

Hallo Mein Sohn ist 6 Monate alt & war immer ein gut im schlafen :) er hat mit 3 Monaten durchgeschlafen. Seit Ca. 2 Wochen wacht manchmal sogar 2mal auf und schreit . Manchmal kann man ihn einfach so beruhigen und er schläft wieder oder ich muss ihm eine kleine Flasche geben. Was kann das aufeinmal sein ?

von Chelliii am 15.08.2016, 11:14


Antwort auf: Nachts schreien

Liebe Chelliii! Was das genau sein kann, kann ich Ihnen so aus der Ferne leider auch nicht sagen – bloß dass solche zwischenzeitlichen Phasen wirklich normal sind. Wenn Sie hier im Schreibabyforum gelandet sind, haben Sie sich vermutlich schon sehr weitreichenden Gedanken gemacht und befürchten vielleicht sogar, dass Ihr Kind zu einem kleinen Dauerbrüller mutieren könnte. Doch ich kann Sie vielleicht etwas beruhigen: so ein Verlauf ist sehr untypisch. Ist ein Kind sechs Monate lang ein problemloser Schläfer und ein eher wenig schreiendes Kind, so wird sich das in der Gesamttendenz ohne konkreten Anlass auch nicht einfach so ändern. Das Wichtigste ist daher Ruhe zu bewahren! Natürlich ist dies leichter gesagt als getan, denn besonders bei einem ansonsten ruhigen Kind fällt es natürlich mehr auf, wenn es mal nicht so ist. Was manch einer Mutter mit einem exzessiv schreienden Kind nur ein müdes Lächeln auf die Lippen zaubern könnte, ist für Sie einfach bedrohlich und irritierend, weil es ungewohnt ist. Es ist also keineswegs lächerlich, dass Sie sich Sorgen machen. Doch je nach Studie haben bis zu 80% aller Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren gelegentlich Probleme mit dem Ein- oder Durschlafen. Hieran erkennt man, dass Störungen gewissermaßen zum Programm gehören. Dies ist auch nicht verwunderlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass im ersten Lebensjahr des Kindes der Schlaf sich so gravierend ändert, wie in den kommenden Lebensjahren zusammen nicht mehr. Verantwortlich dafür ist das Hirn, was erst einmal die Voraussetzungen für gesunden, „reifen“ Schlaf schaffen muss. Doch nicht nur in puncto Schlaf durchleben die Kleinen massive Änderungen in einem rasenden Tempo. Nicht immer können sie dabei mit Ihrer eigenen Entwicklung Schritt halten, sind irritiert, überfordert oder überreizt. Fortschritt bedeutet so gewissermaßen auch immer wieder mal einen kleinen Rückschritt. So eine Phase ist demzufolge zwar nervenaufreibend, jedoch meist schneller vorbei als gedacht. Damit sich keine ungünstigen Verhaltensmuster einschleichen, ist es wichtig, dass Sie sich in Phasen der Unruhe nicht dazu verführen lassen. Alles Mögliche auszuprobieren oder zu ändern. Ein irritiertes, unruhiges Kind braucht Ruhe und Gewohntes, nicht noch mehr Aufregung. Selbst wenn es den Anschein haben mag, nichts würde helfen – Sie helfen Ihrem Kind am besten, indem Sie selbst Ruhe ausstrahlen und bei einer Sache bleiben. Erst wenn Störungen dauerhaft anhalten, d.h. seit mindestens drei Wochen existieren, müsste man weiter denken, jedoch ohne gleich das große Katastrophenszenario vor Augen zu haben - und im Internet danach zu surfen ;-) Wenn Sie weiterhin unsicher sind und sich große Sorgen machen, würde ich immer empfehlen, Ihren Kinderarzt oder Ihre Hebamme zu kontaktieren. Ewig aussitzen und einfach nur auf die kommenden Monate zu vertrauen, würde rbei echten Schlafstörungen nämlich nicht ausreichen. Hier plädiere ich ganz eindeutig für schneller Handeln, ganz nach dem Motto lieber einmal einen Termin machen, als lange unnütz leiden. Doch bei diesem Punkt sind Sie nicht, und ich wäre auch sehr optimistisch, dass Sie nicht dahinkommen werden! Dafür alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 16.08.2016