Nachtrag Schlafen tagsüber

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Nachtrag Schlafen tagsüber

Achso ich habe noch ein paar Punkte vergessen. Meine Tochter ist sehr wissbegierig und möchte mehr als sie kann. Dann denke ich oft sie ist dann schnell überreitzt. Sie lässt sich zwar relativ leicht beruhigen, dennoch will sie auch innnwr abgelenkt werden. Sie ist ab und an auch immer sehr schreckhaft, auch vor bekannten Gesichtern. An manchen Tagen ist sie auch am Dauerquengeln. Ich habe im Internet über Regulationsstörung gelesen. Kann es,sowas sein?

von elawein am 04.08.2016, 14:30


Antwort auf: Nachtrag Schlafen tagsüber

Liebe elawein! wenn Sie viel zum Thema „Regulationsstörungen“, „Schreibabys“ u.ä. gelesen haben, sind Sie bestimmt ziemlich verunsichert, und haben jetzt ein großes Katastrophenszenario im Kopf. Doch ist eher ungewöhnlich, dass Kinder plötzlich zum Schreibaby mutieren. Im Alter von drei, vier Monaten erreichen viele Kindern Ihren persönlichen Schreigipfel, da in diesem Altern besonders viele Entwicklungssprünge passieren. Insbesondere der Neocortex, also der Teil, der für das wirkliche Denken zuständig ist, wächst enorm. Dies Baby werden plötzlich viel wacher, interessierter und aufgeweckter, denn sie nehmen viel mehr ganz bewusst war. Leider ist der Preis Unruhe und bei einigen entsprechend veranlagten Kinder auch eine Art chronische Überreizung. Den Reizhunger, den Sie an Ihrer Tochter beobachten, ist in der Tat ein Merkmal von sogen. Schreibabys bzw. Kindern mit Regulationsstörungen. Allerdings bedeutet dies noch nicht, dass jedes Kind, was diese Eigenart zeigt, gleich ein Schreibaby ist oder wird. In diesem Alter ist eine latente Überforderung und manchmal auch Überreizung normal und gehört gewissermaßen auch zum genetischen Programm. Lernen ist anstrengend, und die Kleinen lernen in einem Tempo wie wir es uns nicht in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Dennoch ist es gut, dass Sie diesen Aspekt im Auge haben, denn tatsächlich kann bei ungünstigen Interaktionsmustern zwischen Eltern und Kind, schnell ein Teufelskreis aus Reizhunger- Ablenkung – Überforderung/ Überstimulation entstehen, der dann zur chronischen Unruheständen führen kann. Wenn Sie diesen Verdacht haben, empfiehlt es sich auf regelmäßige Ruhepausen und eine widerkehrende Tagesstruktur zu achten. Manche Babys muss man regelrecht zur Ruhe „zwingen“, da sie von allein nur sehr spät oder zu spät Müdigkeitssignale zeigen. Das ist anstrengend und erfordert viel Geduld und Struktur, die sich langfristig jedoch auszahlt. Insgesamt sollte der Tag nicht mit Aktivitäten überfrachtet werden, und rechtzeitig schon am späten Nachmittag so allmählich ausklingen. Bei leicht ablenkbaren Babys sollte man sich zudem nicht dazu verführen lassen, sie durch Bespaßung und intensive elterliche Einschlafhilfen wie Autofahren, Wippen auf dem Pezziball etc. ruhig zu bekommen. Mein Mantra für alle Mütter: Beruhigen kommt von Ruhe! Kein Kind braucht ein blinkendes, quietschendes Spielzeug, wenn es müde ist, selbst wenn es sich dadurch zunächst gut ablenken lässt. Wenn Sie aber die Frage quält, ob Ihr Kind eine Regulationsstörung hat, sollten Sie nicht zögern, und diese Frage Kollegen vor Ort stellen. Allein die Unsicherheit, ob mit dem Kind alles in Ordnung ist, sorgt ja zusätzlich für Anspannung, die das Kind wiederum spürt. Die erste Adresse wäre Ihre Kinderarzt oder Ihre Hebamme, die Ihnen dann ggf. auch weitere Anlaufstellen bei Ihnen nennen könnten. Ich kann an dieser Stelle keine Ferndiagnose stellen. Da der Nachtschlaf gut klappt, sehe ich die ganze Sache eher positiv – was jedoch nicht heißen soll, dass alles in Butter ist, und Sie sich bloß anstellen! Warten Sie nicht ab, bis Sie völlig erschöpft sind, sondern sorgen Sie für ein größtmögliches Maß an Entlastung und Unterstützung – völlig unabhängig davon, ob Ihr Kind nun das Vollbild des exzessiven Schreiens erfüllt oder nicht. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern ein Zeichen für Verantwortungsbewusstsein! Alles Gute für Sie! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 07.08.2016