Behandlung einer Regulationsstörung

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Behandlung einer Regulationsstörung

Sehr geehrte Frau Dr. Bentz, Sie haben mir vor einigen Wochen geraten mir für unseren Sohn Hilfe zu holen und angedeutet, er könnte eine Regulationsstörung haben. Wir waren daraufhin beim Kinderarzt und bei einer weiteren ärztlichen Beratung speziell für das Thema Schlafen. Beide Male wurde davon gesprochen, dass unser Sohn eine Regulationsstörung hat. Jedoch wurden uns lediglich zum Schlafen Tipps gegeben und sonst keine weiteren Maßnahmen empfohlen. Bei Ihnen lese ich immer wieder, dass eine Regulationsstörung behandelt werden muss. Daher bin ich sehr verwirrt, ob ich jetzt alles so lassen soll oder erneut zu einer anderen Anlaufstelle soll. Die Lage hat sich bei uns mehr als entspannt, unser Kleiner schläft inzwischen prima und überall ein, schreit kaum noch und ist sonst gut gelaunt und entdeckerfreudig. Weiterhin zeigt er allerdings keine Hunger-, bzw Müdigkeitsanzeichen, wir gehen da inzwischen nach der Uhr. Ich bin sehr gespannt auf Ihren Rat und möchte Ihnen für Ihre Arbeit hier danken! Sie sind so unterstützend und positiv und finden immer die richtigen Worte! ER

von ER2011 am 10.08.2016, 07:14


Antwort auf: Behandlung einer Regulationsstörung

Liebe ER! es ist gut, dass Sie diese Frage stellen. Manchmal bin ich betriebsblind, und ich könnte mir vorstellen, dass dies auch andere Eltern verwirrt. Also: wenn ich von Behandlung spreche, dann ist das ein sehr übergeordneter Begriff, der abhängig von konkretem Fall andere Bausteine enthält. Eine Behandlung bedeutet aber keine Babytherapie u.Ä. Eine Regulationsstörung bedeutet, dass ein Kind andere Bedürfnisse hat und mehr Unterstützung in einigen Dingen benötigt. Schlaf ist dabei ein "Klassiker". Die Behandlung besteht darin, dem Kind die Hilfestellung zu geben, die es braucht, und Eltern das zu vermitteln bzw. ggf. Kompetenzen aufzubauen, Ressourcen zu stärken etc. Alles kein Hexenwerk. Es ist daher in vielen Fällen auch ausreichend, wenn die Behandlung in Tipps zum Thema Schlafen besteht. Bei anderen Familien reicht das nicht. Hier gibt es vielleicht besondere Umstände, oder es müssen erst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden, dass Änderungen passieren können, vielleicht ist auch ein Elternteil psychisch stark belastet, und es müssen erst einmal „Gespenster“ aus der eigenen Kindheit beseitigt werden etc. Sie sprechen von „nur“ – doch Sie haben eine irre Leistung erbracht. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand einfach so solche Änderungen durchführen kann! Dass diese Tipps reichen, ist Ihr Verdienst! Sie müssen daher keine Sorge haben, die Erfolge sprechen ja für sich! Die eigentliche Störung im Sinne einer grundlegenden (biologisch verankerten) Neigung, Schwierigkeiten damit zu haben, Reize zu verarbeiten und sich selbst zu regulieren, ist dann möglicherweise noch nicht immer beseitigt, doch es wird richtig damit umgegangen. Und dies ist entscheidend, damit sich ungünstige Interaktionsmuster nicht verfestigen und auf andere Bereiche übergreifen. Jetzt aber können Sie das Forum getrost vergessen, und Ihre Erfolge feiern! Es ist wirklich schön, was Sie erreicht haben, und ich freue mich mit Ihnen! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.08.2016