Baby schreit plötzlich bei Mutter

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Baby schreit plötzlich bei Mutter

Guten Tag, Ich bin kurz vor der Verzweiflung weil ich nicht weiß, was ich meinem Kind getan habe. Mein Sohn schlief immer prima auf meinem Schoß liegend im Schaukelstuhl ein so dass ich ihn dann ohne Problem in sein Bett legen konnte. Bis vor 3 Tagen! Nun kann nur noch Papa ihn so zu Bett bringen. Sobald er merkt, dass es Richtung Bett gehen soll, beginnt er zu Schluchzen und läuft vor mir weg. Ihn auf meinem Schoß legen ist unmöglich, er wehrt sich in aller Form und schreit dabei. Ich kann ihn dann nur mit sehr viel Geduld tragend auf meinem Arm beruhigen. Er legt dann auch seinen Kopf auf meine Schulter und beruhigt sich bis er dann auch schliesslich, ich vermute durch Erschöpfung, einschläft so dass ich ihn dann auch ins Bett legen kann. Haben Sie Tipps oder Tricks um meinem Sohn die plötzliche Angst und Panik vor mir zu nehmen? Wenn es nicht ums schlafen geht, ist er bei mir genauso anhänglich wie bei meinem Mann. Das Problem ist, dass mein Mann tagsüber arbeitet und ich alleine bin. Das Schlafen tagsüber ist nun also mit extrem viel Stress für beide verbunden. Mir als Mutter tut es in der Seele weh, dass mich mein Kind so ablehnt. Es gab keinen Vorfall, der dieses plötzliche Verhalten erklären könnte. Mein Sohn ist nun genau 1 Jahr alt. Wie lange kann so ein Verhalten andauern, ohne dass es psychische Probleme geben könnte? LG

von Michele85 am 19.07.2016, 09:50


Antwort auf: Baby schreit plötzlich bei Mutter

Liebe Michele! ich kann gut verstehen, dass Sie dieses plötzliche Verhalten Ihres Sohnes irritiert, und vielleicht sogar ein wenig kränkt! Ich selbst zitiere da gerne meinen ältestes Sohn, der mich im Alter von etwas über 1 Jahr phasenweise gern mit „Mama weg – Papa herkommen!“ begrüßt hat. Ich war ebenfalls alles andere als begeistert, und trotz des entsprechenden Hintergrundwissens habe ich mir auch viele Sorgen gemacht – manchmal auch mit einem Anflug von Eifersucht auf diesen „Götterpapa“. Doch ich kann Sie beruhigen: Weder zeichnet sich hier ab, dass Ihr Sohn Sie ablehnt, noch ist sein Verhalten unnormal. Gerade wenn Ihr Mann viel arbeitet, und vermutlich erst abends für Ihren Kleinen da sein kann, wird dieser dann auch vermehrt seine Nähe suchen und jeden Moment auskosten. Er weiß ja, Mama ist sonst immer da. Sie stehen also nicht in Konkurrenz zu einander! Dass dies so plötzlich auftritt, muss keinen konkreten Auslöser haben. Das Verhalten Ihres Sohnes ist gewiss keine Reaktion auf ein Fehlverhalten Ihrerseits! Nicht nur beim berühmt-berüchtigten 8-Monats-Fremdeln kommt es immer mal wieder zu verändertem Kontaktverhalten, plötzlichen Anklammern und plötzlichen Präferenzen. Das gesamte Kleinkind- und Kindergartenalter ist von großen Entwicklungen im Sozialverhalten geprägt. Hierzu gehört es, dass Kinder sich immer mal wieder anders im Kontakt verhalten, mal aus Überforderung, mal um die Reaktionen zu testen. Nur so lernen Sie, wie sich soziale Beziehungen gestalten und welche Bedeutung die einzelnen Personen für sie haben. Gerade bei Personen, zu denen Kinder eine sichere Bindung haben, kann es da auch mal zur offenen Ablehnung kommen. Nicht weil Kinder einen dann nicht mögen, sondern weil sie sich trauen, auch mal eigene Wege zu gehen und ihren Willen zu zeigen. Also, mein rat. Machen Sie kein Drama aus dem Ganzen. Es ist unschön, aber nicht schlimm! Wenn der Papa es schafft, den Kleinen ins Bett zu bringen, soll er es doch ruhig machen, und die rare Zeit für solch innigen Momente nutzen. Wenn es nicht geht, geht es eben nicht. Dann reagieren Sie gelassen auf das Geschrei, und fahren fort in Ihrer Routine. Es passiert ja nicht Schlimmes, wenn sie Ihren Sohn ins Bett bringen. Er will es dann eben nicht. Nicht, weil es Sie nicht liebt, sondern weil er dann eben bei Papa sein will. Zwei Paar Schuhe, und es ist sicher genug Liebe für Sie beide da. In diesem Sinne weiterhin viel Freude an- und miteinander! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 23.07.2016