Was ist mit unserem Kind los?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Was ist mit unserem Kind los?

Hallo Frau Ubbens, unsere Tochter (4,5 Jahre) ist ein aufgewecktes, pfiffiges Kind. Sie hatte imer mal wieder ihre "Phasen" (mal länger, mal kürzer), aber momentan bin ich echt ratlos. Sie war auch immer schon fordernd in Bezug auf neue Aktivitäten, Anreize; beschäftigt sich aber auch sehr gut für sich. Momentan ist es aber echt anstrengend: Sie weint viel und oft wegen Kleinigkeiten bzw. selbstverständlichen Routinen (z.B. Haare bürsten, eincremen) und vergleicht sich ständig mit ihrem kleineren Bruder (2 Jahre: er darf dies (z.B. im Buggy sitzen), er darf das uns sie müsse immer alles alleine machen). Sie mag ihn sehr gerne und sie spielen auch immer öfter schön zusammen, aber Eifersucht schwang schon immer stark mit. Wenn ich ihr aufzeige, was sie alles schon darf (z.B. alleine bei Freundinnen spielen gehen), ist die Einsicht nicht wirklich groß. Sehr viel Unterschied ist da aber auch nicht: beide bekommen nachmittags ab und an was Süßes, wir schauen abends gemeinsam ca. 20 Minuten fern (jeder sucht sich eine Folge aus) und lesen gemeinsam. Haben Sie da noch Ideen, wie man älter sein noch besser "verkaufen" kann? In den Kindergarten mag sie momentan auch nicht gehen: jeden Morgen wird gemeckert, teils viel geweint ohne dass sie mir einen spezifischen Grund nenen kann, was dort nicht gut ist. Mittlerweile gehe ich gar nicht mehr groß drauf ein, da ich den Eindruck habe, egal wie ich versuche, die Stimmung umzureißen, sie "will" einfach meckern (=Aufmerksamkeit?!).... Was mich zudem noch ratlos macht: Sie hat schon öfter mit ihrem Bruder bei den Großeltern übernachtet. Letztens fuhren sie auch dorthin und alles war gut. Bis abends der Anruf kam, dass sie unbedingt zu mir wolle. Da sie so sehr weinte und ich das Drama auch den Großeltern ersparen wollte (sie hatten schon lange versucht, sie zu beruhigen, aber es klappte nicht), holte ich sie schließlich spätabends ab. Ähnlich letztens bei einer Freundin: sie wollte nachmittags dorthin zum Spielen. Nach einer Stunde kam den Anruf meiner weinenden Tochter, sie wolle unbedingt nach Hause. Natürlich holte ich sie ab, aber ich frage mich ob das richtig ist, immer sofort zu kommen? Es könnte ja auch sein, dass ich mal einkaufen etc. bin, dann muss ich mich doch verlassen können, dass ich sie erst zur vereinbarten Uhrzeit wieder abhole und sie es bis dahin dort "schafft". Erweckt das bei ihr nicht den Eindruck "Einmal weinen und Mama kommt."? Zudem nennt sie mir nie einen Grund, sodass ich es mal verstehen könnte. Auch wenn andere Kinder bei uns sind, legt sie ein mir bislang in der Intensität unbekanntes Verhalten an den Tag: sie will immer bestimmen, wer wie zu spielen hat. Als ein Kind dann nicht so schaukeln wollte, wie sie das vorschlug hat sie einen richtigen Wutanfall bekommen. Sonst hat sie sich eher - wenn auch missmutig/ widerwillig - schon mal auf Kompromisse eingelassen, aber momentan ist die einzige Reaktion: weinen/ schreien :-( Dann ist sie immer genervt, wenn andere in ihrem Zimmer dann was rumräumen, was sich aber ja bei (von ihr gewünschtem!) Kinderbesuch ja nicht vermeiden lässt. Bald kommt sie bestimmt niemand mehr besuchen... Es ist wirklich verzwickt. Oft bin ich durch das ständige Gejammer und Gemecker und die Wutanfälle schon ziemlich genervt und reagiere ungeduldig, wenn sie nicht mitmacht oder einlenkt. Dann meckern direkt zwei ;-(, ist ja auch keine Lösung... Haben Sie ein paar Tipps? Ist das Verhalten (Jammern bei täglichen Notwendigkeiten, Bestimmer sein, massiv Aufmerksamkeit suchen, neue Anhänglichkeitsphase) typisch für das Alter? Ich freue mich über alle Tipps, die zur Stimmungserheiterung bei uns beitragen ;-) Danke!

von bofi2012 am 27.04.2015, 14:08



Antwort auf: Was ist mit unserem Kind los?

Liebe bofi2012, halten Sie noch ein wenig durch. In der Tat ist es eine Entwicklungsphase, in der Ihre Tochter gerade steckt. Sie weiß eigentlich selbst nicht so genau, was sie wann und wie will. Dass sie erst einmal alles anders möchte als so, wie es ist, steht schon mal fest. Und wenn es dann anders ist, ist es auch nicht gut. Versuchen Sie ruhig zu bleiben, auch wenn es verständlicherweise oftmals schwerfällt. Können Sie das Gejammer in dem Moment nicht mehr ruhig hinnehmen, dann verlassen Sie nach entsprechender Ankündigung, kurz den Raum. Sie können kurz durchatmen und sich darauf besinnen, dass Sie gestärkt wieder zu Ihrer Tochter gehen werden. Warten Sie mit den nächsten Übernachtungen bei den Großeltern ein wenig ab, bis sich Ihre Tochter in der Entwicklungsphase zurecht gefunden hat. Holen Sie Ihre Tochter ab, wenn sie weinend abgeholt werden möchte. Stärken Sie ihr Vertrauen, dass Sie für sie da sind. Kommt es regelmäßig vor, dann kann sie vorübergehend keine Freundinnen besuchen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 27.04.2015