Warum bevorzugt meine Tochter mich in manchen Dingen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Warum bevorzugt meine Tochter mich in manchen Dingen

Hallo Frau Ubbens, unsere Tochter ist 2 Jahre und 7 Monate alt und ein fröhliches, neugieriges selbstbewusstes Kind. Seit einiger Zeit beschäftigt uns, dass sie bestimmte Dinge nur von mir und nicht von ihrem Papa machen lassen will. Früher habe ich mit ihr immer die Morgentoilette und mein Mann sie abends bettchenfein gemacht. Seit einiger Zeit möchte sie das aber auch abends nur noch von mir machen lassen. Sie lässt dann nicht mit sich reden und weint und schreit und wehrt sich, wenn der Papa sie mit ins Bad nehmen möchte. So gibt es auch andere Dinge: ich soll ihr einen Brei kochen, ich soll das Lätzchen umbinden, wenn wir gemeinsam weggehen, soll ich Schuhe und Jacke anziehen helfen und nicht der Papa. Sie weint und schreit, wenn wir versuchen das anders zu machen. Manchmal kommt sie nachts zu uns ins Bett, kürzlich wurden wir beide davon wach und mein Mann sagte sowas wie „Komm, mein Schatz, komm zu uns.“ Daraufhin meine Tochter, „Nein, nein, mag ich nicht. Papa nicht da schlafen.“ Dann war aber gut und sie hat sich an mich gekuschelt und weitergeschlafen. Mein Mann arbeitet und ist somit tagsüber nicht da und ich kümmere mich. Die zwei machen aber auch immer mal was alleine, ins Schwimmbad, auf den Spielplatz etc. Dann klappt das auch alles gut, sie haben viel Spaß und sie lässt sich beim Losgehen auch von ihm Schuhe und Jacke anziehen. Mein Mann ist ein geduldiger, liebevoller Vater. Es gab schon vor längerer Zeit solche leichten Tendenzen aber nicht so „schlimm“. Damals hatte ich gelesen, man soll solchen Wünschen und Bevorzugung einer Person nicht zu viel Beachtung beimessen und kein Tamtam darum machen, sondern es erfüllen, dann gibt sich das bald von selbst. Nun ist es aber eher schlimmer geworden. Woran liegt diese Bevorzugung? Legt sich das von alleine wieder? Sollten wir Ihre Wünsche weiterhin erfüllen? "Zwingen“ möchte ich sie nicht. Wenn sich das auf "gute" Art ändern lässt, bin ich mit vollem Einsatz dabei, aber das gegen ihren Willen durchzusetzen, wenn sie weint und schreit, da habe ich kein gutes Gefühl. Wir haben es natürlich schon auf sanfte Art versucht, spielerisch, sie ermuntert, gesagt, der eine macht das, der andere das, abends beim bettchenfein machen habe ich mich ins andere Stockwerk ins Büro verkrümelt, um außer Sichtweite zu sein. Aber das hilft nicht wirklich. Ich freue mich auf Ihre Einschätzung, vielen Dank!

von Fidelchen am 21.11.2016, 08:55



Antwort auf: Warum bevorzugt meine Tochter mich in manchen Dingen

Liebe Fidelchen, eine Zeit lang können sich Kleinkinder nur auf eine Bezugsperson konzentrieren. Sobald beide i.d.R. Elternteile anwesend sind, wird eine Person scheinbar abgelehnt. Dies ist aber nicht wirklich so. Das zeigt sich darin, dass sich die Kinder, wenn der bevorzugte Elternteil nicht anwesend ist, sich gerne auf den anderen Elternteil einlassen. Wenn der Papa seine Tochter ohne Protest ins Bett bringen soll, dann müssen Sie sich für Ihre Tochter sichtbar verabschieden und das Haus verlassen. Sind Sie nicht da, werden Papa und Tochter ein harmonisches Team sein. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 21.11.2016