Liebe Frau Ubbens,
unser Sohn (28 Monate) ist sehr lebhaft und momentan auch noch in einer starken Trotzphase. Wenn er nicht seinen Willen bekommt dann rastet er aus. Es hilft kein Schimpfen, kein erklären, kein Nein-sagen, nichts. Das einzige was hilft ist das ignorieren bzw. ich muss ganz klar zu ihm sagen "wenn du schreist gehe ich weg/spiele ich nicht mehr mit dir" um mich dann im gleichen Raum ein paar Meter zu entfernen und der Hausarbeit o.ä. zu widmen. Oftmals lenkt er dann schon ein wenn ich aufstehe und ist wieder leise und alles ist ok. Es gibt aber auch Momente in denen er sich weiter richtig in Rage schreit, manchmal bis zu 45min. Erst gestern war es wieder soweit, ein ganz banaler Auslöser und er tobte und wütete, war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Da ist es wirklich egal ihm zu sagen "ich spiele erst wieder mit dir wenn du leise bist"; er ist einfach total panisch. Angsterfüllter Blick, zittern am ganzen Körper, Schreien bis er keine Luft mehr bekommt, extremes Husten. Ich reagiere dennoch mit Ignorieren und versuche mich ein paar Meter zu entfernen. In diesem Fall ist das aber nicht möglich den mein Sohn klammert sich ganz extrem an mich und stößt mich gleichzeitig wieder weg. Gehe ich einen Schritt, "kriecht" er mit, und zieht an meinem Bein oder an meiner Hand und stößt mich weg und zieht mich wieder ran usw. Ich habe überhaupt keine Chance mich von ihm körperlich zu trennen (und wenn ich es schaffe kommt er sofort hinterher) und ich finde für eine Auszeit in seinem Zimmer ist er noch zu klein. Zudem wohnen wir in einem Haus mit drei Stockwerken und wenn er so wütend ist kann ich ihn nicht ins Zimmer tragen (das ist ganz oben) weil er mir zu schwer ist und er in so einer Situation natürlich nicht ins Zimmer will und sich sehr extrem wehrt. Ich kann ihn auch nicht in den Hochstuhl oder Buggy sitzen, er ist dann so ausser sich dass er da herausklettert und mich wieder klammert. Ich weiss mir bald nicht mehr zu helfen. Irgendwie ist das ein richtiger Teufelskreis. Im Moment enden diese Phasen immer so, dass er nach völliger Erschöpfung irgendwann einfach ruhig auf dem Boden liegt und nach ca.10 Minuten wieder fröhlich spielt.
Für ihn ist das ganze sicherlich auch nicht schön :-(
Dazu kommt noch dass er immer noch nicht mit sich alleine spielen kann und nach der Kita, am Nachmittag, meine ständige Aufmerksam benötigt weil es sonst täglich zu mehreren solcher Tobsuchtsanfälle kommt und ich das selbst nervlich einfach nicht täglich ertragen kann und schon Angst habe dass sein Herz irgendwann mal stehen bleibt weil er so rasend ist.
Kann es auch sein dass um den 28.Monat herum wieder ein wichtiger Entwicklungsschub ansteht? Oder ist die Zeit der Wachstumsschübe in dem Alter vorbei?
Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Fragen (vor allem das mit dem Klammern), gerne höre ich auch von anderen Leserinnen und Lesern mit ähnlichen Problemen.
von
Flattervogel
am 28.07.2016, 12:20
Antwort auf:
Tobsuchtsanfall mit "Klammern" - gerne an alle
Liebe Flattervogel,
wenn die Methode, sich ein wenig zu entfernen, nicht weiterhilft, können Sie sich auf den Boden setzen und abwarten. Ihr Sohn kann sich dann an Sie klammern, sie spielen aber nicht ein Machtspielchen in dem es darum geht, dass einer weg will und der andere möchte es nicht. Solange Sie auf dem Boden sitzen kann er Ihre Nähe bekommen oder den Abstand selbst bestimmen. Ihr Sohn kann festlegen, wann und wie er sich beruhigen möchte. Er ist in seinen Gefühlen gefangen und hat noch keine Worte dafür. Aus dem Grund handelt er, wie er handelt.
Sie können nur geduldig sein. Dieses Verhalten wird sich im Laufe der nächsten Zeit legen. Damit es für Sie selbst leichter wird, schließen Sie während eines Tobsuchtsanfalls gerne kurz die Augen und atmen bewußt tief ein und aus. Dies gibt neue Energie, um gelassen und ruhig zu bleiben.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 29.07.2016
Antwort auf:
Tobsuchtsanfall mit "Klammern" - gerne an alle
Hallo Flattervogel.
Du beschreibst da ganz schön meinen Sohnemann (3). Er verhält sich genau gleich. Das Klammern ist nicht so extrem.
Auch er rastet total aus, wenn er nicht kriegt, was er will. Genau, wie du es beschreibst: extremes Brüllen mit hochrotem Kopf, er zerkratzt sich selbst das Gesicht usw. Solche " Anfälle" können sehr lange dauern.
"Mama komm her!" "Nein, geh weg!" "Bitte zudecken!" "Nein nicht!"
In diesem Moment nützt rein gar nichts.
Ich denke, es liegt daran, dass die Zwerge ihre Gefühle nicht in Worte fassen können. Sie verstehen es auch gar nicht, was in dem Moment mit ihnen passiert und haben Angst. Suchen unsere Nähe.
Ich achte darauf, dass es so wenig "Anfälle" wie nur möglich gibt. Dh:
Ich sage so selten als möglich "Nein". Denn dann habe ich keine Chance auf Begründungen mehr, dann eskaliert es sofort.
Als Beispiel:
Wir haben einen neuen Kratzbaum für unsere Katzen. Er klettert hinauf. Ich sage:"Nein, runter. Der ist für die Katzen!" Er würde nicht runter gehen, ich ihn runterheben und der Zirkus wäre perfekt.
"Ich weiß, dass es lustig darauf herumzuturnen! Das gefällt dir, oder?" Da siehst du einen breiten Grinser. "Aber das geht leider nicht, du bist zu groß dafür. Da wird er kaputt. Für dich gibt es den Turm auf dem Spielplatz! "
Während ich das sage, hebe ich ihn runter.
Ich versuche, ihm das Gefühl zu geben, ihn zu verstehen. "Du bist nun traurig, weil du keine Süßigkeiten bekommst....Du hast heute schon welche gehabt. Weißt du was, wir beide essen ein leckeres Joghurt!"
Beim Einkauf sage ich ihm vor dem Geschäft, ob und was er bekommt. Dann gebe ich auch nicht mehr nach.
Seit ich es so zu regeln versuche, hatte er nur mehr wenige Ausraster.
Und was ich mir total abgewöhnt habe: wenn er sich dann beruhigt hat und zb die Schuhe doch anzieht, sage ich nicht mehr: "geht doch. Warum nicht gleich so. Das Theater hättest dir erspart."
Ich hoffe, ich habe es verständlich erklärt. ;)
Wenn er während des Tobens auf den Arm will, muss er sich erstmal ein wenig beruhigen.
Und da kannst nur abwarten.
Negatives Verhalten ignorieren und positives Bestärken.
Ich hoffe, meine Antwort war zumindest ein Trost, dass es anderen auch so geht.
Alles Gute.
Lg Eskima
von
Eskima
am 28.07.2016, 15:46
Antwort auf:
Tobsuchtsanfall mit "Klammern" - gerne an alle
Hallo Eskima,
herzlichen Dank für deine Nachricht! Ich bin sehr froh zu lesen dass ich mit dem Problem nicht alleine bin. Das ist einfach schon mal beruhigend zu wissen. Vielen Dank auch für die Ratschläge; ich verfahre ziemlich genauso wie du. Versuche ihm nicht viele Gelegenheiten für Ausraster zu bieten; aber auch das hilft leider nicht wirklich. Er findet immer einen Grund wütend zu werden, leider :-(
Auch mit Ankündigungen und wenn dann auch das Angekündigte genau umgesetzt wird, kommt er leider nicht klar. Man redet da echt gegen eine Wand. Ich bleibe natürlich konsequent und gehe meiner Meinung nach diesen "richtigen" Weg weiter, aber wenn teilweise so gar nichts hilft, ist das echt zermürbend.
Und ihn im Nachhinein nochmals auf seine "Ausraster" ansprechen, das tue ich auch nie, handhabe da also auch genauo wie du.
Vielleicht hilft einfach nur die Zeit...
Das mit den Gefühle-Ausdrücken; das kann ich mir gut vorstellen dass es daran liegt. Ich versuche bereits seit Monaten ihm in manchen Situationen auch zu sagen "toll, jetzt freust du dich aber" oder "jetzt ärgerst du dich"....aber ich glaube dass das einfach noch nicht so bei ihm ankommt.
Ich wünsche dir auch alles Gute und weiterhin gute Nerven; wir werden unsere zwei Mäuse schon groß kriegen :-))) Und danke nochmals für deinen Beitrag!!
Liebe Grüße Flattervogel
von
Flattervogel
am 28.07.2016, 19:35